Christian Menath
Ressortleiter Formel 1
Schnüffelt gerne am Print-Magazin, gibt mit seiner bestandenen Steward-Prüfung an, hält lange Monologe, war einst gut im Mario Kart – und liebt die F1 bedingungslos.MEHR

Beim Spanien-GP der Formel 1 treten gleich zwei Technische Direktiven in Kraft. Die strengeren Belastungstests für die Frontflügel sind inzwischen hinlänglich bekannt, Änderungen an den Skid Blocks hingegen weniger. In den Freitags-Trainings müssen alle Teams mindestens ein Auto mit Stahl- statt mit Titan-Skid-Blocks auf die Strecke schicken.
Dabei handelt es sich um einen Test, der aber aller Voraussicht nach schon beim nächsten Rennen in Kanada zu einer fixen Regel wird. Hintergrund sind die Feuer, die letztes Jahr in China und dieses Jahr in Japan neben der Strecke ausbrachen. Durch den Funkenflug der Formel-1-Autos hatte sich das Gras neben der Strecke entzündet.
Der Funkenflug entsteht durch das Aufsetzen der Autos mit den Skid Blocks auf dem Asphalt. Skid Blocks sind kleine Metallstücke, die am Unterboden angebracht sind, um ihn vor übermäßiger Abnutzung zu schützen. Die Funken, die von den Titanplättchen geworfen werden, sind deutlich heißer und können das Gras leichter entzünden als ihre Gegenstücke aus Stahl.
Seit 2015 müssen die Teams verpflichtend Skid Blocks aus Titan an ihre Formel-1-Autos montieren. Zuvor nutzten die Ingenieure Metalle mit besonders hoher Dichte, die rund dreimal so schwer waren wie Titan, weil die Metalle weniger verschlissen. Aus Sicherheitsgründen machte die FIA die Nutzung von Titan verpflichtend, weil man in abfallenden Skid Blocks ein Sicherheitsrisiko sah.
Seither kommt in der Formel 1 wieder zu Funkenflug, den es mit den extrem schweren Metallen nicht gab. Durch den Einsatz von Stahl müssen die Teams aber Kompromisse eingehen. Einerseits verschleißt das Metall stärker. Dadurch müssen die Autos höher abgestimmt werden, damit der Unterboden nicht übermäßig abgenutzt wird. In Qualifying und Grand Prix darf sich der Unterboden an den Skid Blocks um nicht mehr als einen Millimeter abnutzen.
Verliert ein F1-Team durch Regeländerung?
Je höher die Fahrzeuge abgestimmt werden, desto weniger Abtrieb generieren sie. Besonders in der Ground-Effekt-Ära reagieren die Autos sensibel auf Änderungen der Bodenfreiheit. Wird aus dem Test in Barcelona eine Regel, könnte das Auswirkungen auf das Kräfteverhältnis haben. Durch die unterschiedlichen Aero-Charakteristika reagieren die Autos unterschiedlich stark auf Änderungen.
Die FIA geht fest davon aus, dass ab Montreal mit Stahl-Skid-Blocks gefahren werden muss. Allerdings soll Stahl nur auf Strecken zum Einsatz kommen, wo sich Gras in der Auslaufzone entzünden könnte. Auf Stadtkursen soll weiterhin mit Titan-Teilen gefahren werden. Im Anhang der Technischen Direkte liefert die FIA eine Übersicht der Strecken und den entsprechenden Skid-Block-Materialien.
Rennen | Material | ||
---|---|---|---|
Australien | Stahl | ||
China | Stahl | ||
Japan | Stahl | ||
Saudi-Arabien | Titan | ||
Bahrain | Titan | ||
Miami | Titan | ||
Imola | Titan | ||
Monaco | Titan | ||
Spanien | Stahl/Titan | ||
Kanada | Stahl | ||
Österreich | Stahl | ||
Großbritannien | Stahl | ||
Ungarn | Stahl | ||
Belgien | Stahl | ||
Niederlande | Stahl | ||
Italien | Stahl | ||
Aserbaidschan | Titan | ||
Singapur | Titan | ||
Austin | Stahl | ||
Mexiko | Stahl | ||
Brasilien | Stahl | ||
Las Vegas | Titan | ||
Katar | Titan | ||
Abu Dhabi | Titan |
Das Hin und Her soll nur eine Zwischenlösung für die Formel-1-Saison 2025 sein. Die FIA kann nur aus Sicherheitsgründen Regeländerungen im Alleingang beschließen. Auf Stadtkursen ist der Funkenflug der Titan-Skid-Blocks aber kein Sicherheitsrisiko. Der Plan ist es, in der nächsten Saison nur noch auf Stahl zu setzen.
Formel-1-Autos mit neuen Regeln schwerer
Die Änderung wird aber nicht von allen Teams begrüßt. Neben der Bodenfreiheit leidet auch das Gewicht der Autos darunter. Für 2026klagen ohnehin schon alle Teams über das niedrig angesetzte Mindestgewicht. Auch mit den aktuellen Formel-1-Autos ist Gewicht noch ein entscheidendes Thema.
Das zeigte sich, als Mercedes und Williams in Saudi-Arabien freiwillig eine Klimaanlage einbauten. Viele Teams können sich den ‘Luxus’ nicht erlauben, weil sie dadurch nicht mehr am Mindestgewicht fahren könnten. Der Gewichts-Nachteil der Stahl-Skid-Blocks ist allerdings geringer: Weniger als ein Kilogramm extra wird erwartet.
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