Oscar Piastri musste im Formel-1-Qualifying in Österreich eine ziemliche Klatsche mitnehmen. Zwar liest sich Platz 3 auf dem Papier nach keinem so schlechten Ergebnis, doch der Rückstand zu Teamkollege Lando Norris spricht Bände. 0,583 Sekunden brummte ihm sein McLaren-Teamkollege und Titelrivale auf. In der modernen Formel 1 eine Welt.

In diese riesige Lücke schob sich Charles Leclerc hinein und verhinderte so eine erste Startreihe in reinen Papaya-Farben. Ein maßgeblicher Grund für das schlechte Abschneiden von Piastri war allerdings, dass er in Q3 nur einen Run fahren konnte – und das nicht aufgrund von Eigenverschulden, denn vor ihm hatte sich Pierre Gasly ausgangs der letzten Kurve gedreht. Piastri musste also Schwung rausnehmen, bevor er überhaupt die Start-Ziel-Linie erreichte.

Oscar Piastri frustriert: Wir hatten viel mehr Potenzial

“Der Umstand, dass ich erst gar nicht beginnen konnte, das war das Problem”, ärgerte sich Piastri nach dem Qualifying über dieses unglückliche Timing. “Gasly hatte einen Dreher in der letzten Kurve und ich konnte deshalb meine zweite Runde gar nicht in Angriff nehmen”, fasste der Australier sein Pech im Interview nach dem Qualifying zusammen. “Das war ziemlich frustrierend”, bilanzierte er später in der Pressekonferenz seine Emotionslage.

Vollkommen frei von Schuld kann sich Piastri aber auch nicht wähnen. Schließlich konnte sich auch Leclerc in seinem letzten Run nicht verbessern. Sprich: Piastri hatte einen Start aus Reihe 1 im ersten Versuch selbst in der Hand, doch die Runde verlief “ein bisschen schlampig”, wie er selbst zugab. “Ich denke, dass wir heute viel mehr Potenzial hatten, das ich nicht zeigen konnte”, sagte er.

Der Frust von Piastri kann also keineswegs nur seinem letzten Q3-Run gelten. Dem Formel-1-WM-Führende muss es wohl zu denken geben, dass er das gesamte Wochenende bisher kein Licht gegen Lando Norris sieht. FP2 und FP3 waren jeweils eine Angelegenheit für den Briten (im ersten Training war er durch Alex Dunne ersetzt worden). Im Qualifying gab es ebenfalls keinen einzigen Zeitpunkt, zu dem Piastri seinem direkten WM-Konkurrenten gefährlich wurde.

Lando Norris im Formel-1-Qualifying zu schnell: Piastri fehlt das letzte Zehntel

“Im gesamten Qualifying hat mir ein bisschen das letzte Zehntel gefehlt”, stellte der fünffache Saisonsieger nüchtern fest. Sein Problem war, dass er seit Freitag zu keinem Zeitpunkt und mit keinem Setup in allen Kurven sein ideales Gefühl fand. “Es änderte sich ein bisschen im Training und Qualifying. In einigen meiner langsameren Kurven zu Beginn des Wochenendes wurde es ein bisschen besser. Und in den besseren wurde ich ein bisschen schwächer. Es war jedes einzelne Mal ein bisschen eine andere Sache”, rätselte Piastri.

In der Qualifying-Entscheidung drückte sich das insofern aus, dass Piastri auf der ersten Hälfte der Runde seine gesamte Zeit einbüßte, also in langsamen und mittelschnellen Kurven. Ab Kurve 6 hielt er mit beiden Versuchen von Norris aus Q3 in etwa Schritt, doch da lag er bereits deutlich hinter dem Vize-Weltmeister.

Mit Blick auf das Rennen gibt sich Piastri wie gewöhnlich gelassen. Angesichts der starken McLaren-Pace wohl auch zurecht. Dass es am Rennsonntag in Österreich noch ein paar Grad zulegen soll, spielt den unter heißen Bedingungen starken Papayas erst recht in die Karten: “Ich denke, wir werden morgen ein paar Gelegenheiten bekommen. Ich plane nicht, Dritter zu werden.” Die Konkurrenz will er aber trotzdem nicht abschreiben. Auch nicht Max Verstappen, der im Qualifying nur auf der siebten Position gelandet ist.