Seit Wochen sieht Ferrari in der Formel 1 äußerst blass aus. Lewis Hamilton und Charles Leclerc fahren zwar in der Spitzengruppe mit, aber eigentlich nie in Reichweite eines Podiums und insgesamt nahe der Belanglosigkeit, wenn es nach den Standards eines Top-Teams geht. Das wird sich nicht ändern, fürchtet Leclerc, der eine Entscheidung des Teams dafür verantwortlich macht.

“Ich würde nicht das Wort ‘deprimiert’ verwenden”, meint Leclerc am Donnerstag vor dem USA-GP zu seiner Laune. “Vielleicht enttäuscht. Natürlich ist es enttäuschend, keine Podien zu holen, aber das gilt für das ganze Team.” Sein letztes Podium kam in Spa, seither hechelte er neben McLaren auch Max Verstappen und zuletzt auch Mercedes hinterher. Seit Aserbaidschan holte Ferrari als Team magere 18 Punkte.

“Ich glaube, als Ferrari ist uns sehr gut bewusst, was die Ziele waren, und dass wir die nicht erreicht haben, und dann ist man natürlich enttäuscht, auch ich bin enttäuscht”, so Leclerc. Vor einem Jahr hatte Ferrari im Herbst mehrere Siege gefeiert, darunter in Austin, doch ein radikaler Umbau des Autos im Winter ging nicht auf. Stattdessen fiel man deutlich hinter den letztjährigen WM-Gegner McLaren zurück.

Ferrari stellt Entwicklung ein: Wird der Nachteil 2026 zum Vorteil?

Der Status hat sich in den letzten Wochen hier nicht geändert: “Momentan gibt es keine spezifischen Kurve, wo wir die Zeit verlieren. Es geht über die ganze Runde, überall ein bisschen. Sie haben einfach ein bisschen mehr Grip.” Das trifft seit Saisonstart auf McLaren zu. Aber dass Red Bull und Mercedes der Scuderia davonfahren ist eine neuere Entwicklung.

Leclerc ist das nicht entgangen. “Ich denke definitiv, dass ein paar Teams wohl etwas mehr zum Saisonende hin entwickelt haben”, meint er. Red Bull und Mercedes brachten noch in Singapur Frontflügel-Updates. Red Bull hatte davor auch in Monza einen Unterboden gebracht. Ferraris letztes Update war eine Hinterradaufhängung in Spa. Zusammen mit McLaren hat man die Entwicklung des 2025er-Autos im Frühsommer schon abgestellt.

“Wir haben mehr ans nächste Jahr gedacht”, verweist Leclerc auf den anstehenden großen Reglements-Umbruch, der als einer der größten der Geschichte gilt. Dabei gilt es, mit den Beschränkungen der modernen Formel 1 in Sachen Budget-Obergrenze und aerodynamischer Entwicklungslimits zu jonglieren. “Das bereue ich nicht, und das zahlt sich hoffentlich aus.”

Für 2025 macht das die Jagd auf das Trostpflaster des Konstrukteurs-Vizetitels allerdings schwierig. “Klar, momentan haben wir die reine Performance von McLaren oder Red Bull oder selbst Mercedes nicht”, gesteht Leclerc. “Aber wenn wir alles perfekt hinbekommen, dann ist es nicht so, dass wir eine Sekunde weg sind. Wenn wir perfekt sind, dann haben wir noch Chancen, besonders an Wochenenden mit Sprints.”

Benötigte F1-Perfektion ist Ferraris Feind

Nach zwei starken Wochenenden liegt Mercedes in der WM nun auf dem zweiten Platz, 27 Punkte vor Ferrari. Und die Hochform von Max Verstappen bedeutet, dass Red Bull nun bis auf 8 Zähler an die Scuderia herangekommen ist. Einfacher wird es in Austin nicht. Es ist zwar einer der von Leclerc erhofften Sprints, aber die Notwendigkeit der Perfektion wiegt schwer.

Ferrari miserabel vorbereitet! Danner: 2025 kein Podium mehr! (07:04 Min.)

Von Perfektion war Ferrari zuletzt mit einer Litanei an Fehlern weit weg. Unfälle, schlechte Qualifying-Taktiken oder schlechte Setups der Bremskühlung machten die Lage seit Leclercs Pole in Ungarn nur noch schlimmer. Und dann war da natürlich noch Ungarn, mit dem mysteriösen Problem, das Leclerc in der Schlussphase bis auf den vierten Platz zurückgeworfen hatte.

Leclerc hatte stets bestritten, dass dieses Fiasko damals mit Ferraris Problem zusammenhing, das Auto wegen zu hoher Abnutzung des Unterbodens nicht so tief fahren zu können wie man will. Vor Austin kommt das Thema aufgrund des welligen Asphaltes auf dem Circuit of the Americas erneut auf. “Wir hatten dieses Problem anfangs bei ein paar Strecken, aber diese Probleme sind inzwischen nicht mehr die gleichen”, hält Leclerc dagegen. “Ich glaube, das wird dieses Wochenende kein Problem sein.”