Baku war ein frustrierendes Rennen für George Russell. Nicht unbedingt, weil er nur dank eines Crashs vor ihm am Ende Dritter statt Fünfter wurde. Nach dem Rennen nimmt Russell Einheits-Reifenausrüster Pirelli ins Visier. Er hat genug vom anhaltenden Ratenspiel in der Formel 1.

Russell war in Baku innerhalb von 12 Runden bis zu seinem ersten Boxenstopp über 16 Sekunden hinter den Führenden Charles Leclerc zurückgefallen. Auf dem Medium-Reifen war der Mercedes W15 ein hoffnungsloser Fall: “Ich war gut eine halbe Sekunde langsamer als Charles in den meisten Runden. Und es fühlte sich ziemlich desaströs an.”

Auch auf den folgenden zehn Runden mit dem Hard-Reifen kam Russell nicht wirklich in die Gänge. Vor ihm tauchte allerdings eine langsamer werdende Dreiergruppe auf: Alex Albon und Lando Norris, die beide auf Hard losgefahren waren und noch nicht gewechselt hatten, und ein zwar neu bereifter, aber feststeckender Max Verstappen.

Russell stellte den Anschluss her – und plötzlich wachte der Mercedes auf. In Runde 34 konnte er Verstappen überholen. Dann die Pace anziehen. Selbst im Vergleich zur Führungsgruppe mit Oscar Piastri, Charles Leclerc, Sergio Perez und Carlos Sainz: “In den letzten 20 Runden waren wir eine Sekunde pro Runde schneller als Piastri, und drei oder vier Zehntel schneller als Max, Carlos und Checo.”

George Russell macht Sündenbock Pirelli aus: Das macht einen wahnsinnig

Russell hat den Schuldigen nach dem Rennen schnell ausgemacht: “Gleiche Strecke, gleicher Fahrer, gleiches Auto, nur vom gelben auf den weißen Reifen gewechselt. Das macht einen ehrlich gesagt ziemlich wahnsinnig, dass es sich so stark ändert. Und das betrifft nicht nur Mercedes, sondern jedes Team, jeden Fahrer. In einer Session bist du schnell, in einer nicht.”

“Das ist ganz ehrlich nicht gut genug”, sagt Russell. Die naheliegenden Erklärungen schließt er aus. Mercedes hatte nämlich als einziges Team am Freitag Longruns mit dem Hard gefahren. Ferrari hingegen nur auf dem Medium. Charles Leclerc berichtete nach dem Rennen, dass der SF-24 auf dem Medium deutlich besser lag als auf dem Hard. “Die Strecke war dieses Wochenende so dreckig, und am Freitag drei Sekunden langsamer, das hat damit nichts zu tun”, hält Russell dagegen.

“Selbst die Leute, die diese Reifen bauen, verstehen diese Reifen nicht”, klagt er stattdessen. “Wir brauchen wieder ernste Gespräche darüber, was hier los ist. Denn hier arbeiten 2.000 Leute daran, das schnellste Auto abzuliefern. 20 Runden lang hatten wir eines, mit dem wir locker um den Sieg gekämpft hätten. In den anderen 20 hatten wir ein Auto, das wohl nicht in den Punkten hätte sein sollen.”

Bei Lando Norris gab es nach dem Rennen ebenfalls Frust. Nicht über die Reifen, sondern über die Handhabung der Flaggensignale im Qualifying. Die beurteilt er rückblickend als unfair, hatten sie ihm schließlich um potenziell Big Points in der Fahrer-WM gebracht: