Jetzt ist es fix: Jack Doohan ist bei Alpine raus – vorerst. Für die nächsten fünf Rennen sitzt Franco Colapinto im Cockpit. Wirklich überraschend kam diese Entscheidung nicht, immerhin wurde schon vor dem Saisonstart über den Wechsel der beiden diskutiert. Ist die Entscheidung den jungen Australier nach sechs Formel-1-Rennen „rauszuwerfen“ richtig? Die Motorsport-Magazin.com-Redakteure Max Piehler und Edda Holweg debattieren.

Alpine hilft kein Fahrer, der mit sich selbst zu kämpfen hat

Alpine geht mit der Entlassung von Jack Doohan den alternativlosen Schritt. Sechs Rennen, ein Viertel der Saison 2025 sind gefahren. Doohans Punkteausbeute? 0!

Neben seiner enttäuschenden Punktebilanz bereitete Doohan Alpine ordentlich finanziellen Schaden. Beim Saisonauftakt in Australien flog er nach dem Start unvermittelt beim Herausbeschleunigen ab. Der 22-Jährige war im Regen auf eine der weißen Straßenmarkierungen geraten.

Horror-Crash von Jack Doohan! Team enthüllt F1-Unfallursache (14:47 Min.)

In Japan folgte ein Highspeed-Abflug im FP2 als er auf unbekannter Strecke in seiner überhaupt ersten schnellen Runde Kurve 1 mit offenem DRS bestreiten wollte. Doohan meinte, das Manöver hätte im Simulator funktioniert. Die Ausrede bestätigt buchstäblich, wie er auf Biegen und Brechen Performance zu finden versucht – nicht empfehlenswert in der Königsklasse.

Auch an anderer Stelle paarte der 22-Jährige wenig Geschick mit fehlender Vorsicht, als er etwa im China-Sprint Gabriel Bortoleto auf den letzten Metern in einem misslungenen Überholmanöver in die Seite fuhr. In Summe mussten die unglücklichen Aktionen zur schnellen Degradierung führen. Doohan bestätigte kürzlich noch die direkte Art von Neo-Alpine-Teamchef Flavio Briatore. Da hat er sie.

Zugegeben: Der Alpine ist anders als zum Ende der vergangenen Saison kein Auto des vorderen F1-Mittelfelds mehr. Doohans Teamkollege Pierre Gasly sammelte bisher auch nur sieben Pünktchen. Doch der Mannschaft aus Enstone hilft neben Gasly kein Fahrer weiter, der nicht nur mit dem Fahrzeug, sondern auch mit sich selbst zu kämpfen hat.

Max Piehler

Jack Doohan verdient mehr

Einerseits kann ich die Rufe verstehen. Doohans Leistungen sind angesichts seiner Erfahrungen in der Formel 1 nicht gerade überragend gewesen, denn anders als die restlichen Rookies ist er seit 2022 mehrere TPC-Tests, Trainingseinsätze und 2024 sogar einen Grand Prix gefahren. In sechs Rennen verzeichnete er als bestes Ergebnis zwei 13. Plätze. Sein erfahrener Teamkollege Pierre Gasly konnte in der Zwischenzeit bereits Punkte holen.

Doch zu sagen, dass Colapinto der bessere Fahrer ist, ist schlichtweg falsch. Ja, der Auftritt des Argentiniers in der Formel 1 war zugegebenermaßen beeindruckend. Mit nur wenig Vorbereitungszeit fuhr er den Williams auf Plätze im Mittelfeld, holte fünf Punkte und mit seiner charmanten Art überzeugte er F1-Fans auf der ganzen Welt. Aber auch wenn er positive Ergebnisse erzielte, zeigte er sich auch fehleranfällig und beendete nur einen von vier Grand Prixs. In Brasilien crashte er sein Auto im Qualifying und im Rennen. Die leeren Gesichter der Williams-Mechaniker sind mir noch heute im Gedächtnis.

Franco Colapinto vor seinem zerstörten Auto beim Sao Paolo Grand Prix 2024.
Beim Großen Preis von Sao Paolo zerlegte Franco Colapinto seinen Williams gleich mehrmals, Foto: IMAGO / HochZwei

Wenn wir ehrlich sind, punktet Colapinto gegen Doohan nicht mit mehr Talent, sondern mit mehr Sponsorengeldern. Der Argentinier bringt mehrere Millionen aus seiner Heimat mit. Ob sich die Gelder bezahlt machen, wenn sie für neue Teile des A525 draufgehen, muss Flavio Briatore entscheiden.

Was spricht jetzt für Jack Doohan? Er konnte, was die Rennpace anging, mit Teamkollege Pierre Gasly mithalten. Auch in den vergangenen Trainings und Qualifyings lagen die beiden Alpine-Piloten eng zusammen. Für den Sprint in Shanghai und das Rennen in Miami qualifiziert sich Doohan sogar vor Gasly. Den Großen Preis von Japan bestritt er nach seinem Horror-Unfall in FP2, für den das Team verantwortlich war, mit großen Schmerzen. Willenskraft und Speed sind also nicht seine Probleme. Doohans größtes Problem ist, dass er nie eine ehrliche Chance bekam.

Edda Holweg