Markus Steinrisser
Formel 1 Ressort
Seit 2018 im F1-Team. Der Mann fürs Textliche. Nichts ist schöner als Action auf- und abseits der Strecke, fusioniert zum großen Feature.MEHR

Eigentlich schienen die Gerüchte über einen Mercedes-Wechsel von Max Verstappen in den letzten Monaten stark abgeflaut zu sein. Doch am Österreich-Wochenende erfassen die Spekulationen die Formel 1 erneut. Nicht zuletzt wegen des aktuell für 2026 vertragslosen George Russell, der momentan mit Mercedes und Teamchef Toto Wolff um einen neuen Deal verhandelt.
So dachte Russell gegenüber ‘Sky UK’ am Donnerstag in Spielberg laut nach: “Toto war mir gegenüber deutlich. Ich bin dieses Jahr unter den besten. Wenn, dann kann man nur einen Fahrer noch gleichsetzen – seine Worte, nicht meine -, also bin ich unbesorgt für die Zukunft. Aber jedes Team hat zwei Plätze, und ich schätze, er muss überlegen, wer die zwei Fahrer sind. Und daran liegt schätze ich die Verzögerung.”
Die Aussage ist verklausuliert, aber ihre Implikation doch klar: Russell hängt in der Warteschleife, weil Wolff wieder mit Max Verstappen spricht. Die sich daraus ergebenden Fragen wurden am Freitag in der Pressekonferenz daraufhin vor der Tür von Toto Wolff abgeladen. Wiederholt. Seine Antworten gestalteten sich schwierig.
Toto Wolff: George Russell ist Nummer eins, aber…
“Als Team sind wir denke ich sehr transparent in unserem Handeln, bei unseren Plänen”, meint Wolff, direkt mit Russells Aussagen konfrontiert. “Das ist kein Problem. Momentan musst du ganz klar erforschen, was in der Zukunft passiert. Aber das ändert nichts an dem, was ich davor über George oder Kimi [Antonelli] gesagt habe, über eine Aufstellung, mit der ich sehr happy bin.”
Natürlich sei Russell die Nummer eins auf seiner Liste und müsse nichts für einen Vertrag mehr liefern, versichert Wolff: “Er ist seit gut zehn Jahren Teil unseres Programms. Er hat immer unsere Erfahrungen erfüllt. Und tut das weiter. In den letzten Jahren haben wir ihm kein WM-fähiges Auto gegeben, das liegt an uns. Wenn das Auto gut war, dann hat er Rennen gewonnen, und heute weißt du: Wenn er ins Auto steigt, holt er alles raus.”
Flirts mit Verstappen? Wolff zögert: “Definierte Flirts”
Aber Verstappen-Gespräche? Wolff blockt ab statt zu dementieren, nachdem er früher im Jahr noch gemeint hatte, von ‘Flirts’ absehen zu wollen: “Definiere Flirts! Nein, nichts hat sich geändert. Es gibt keinen Flirt in diesem Sinne.” Und er schiebt hinterher: “Du kannst flirten, oder du kannst Konversationen haben.”
“Da kommen wir in einen Bereich, den ich hier nicht diskutieren will”, wiederholt Wolff mehrmals. “Leute sprechen, Leute forschen nach. Das Wichtigste ist, dass wir innerhalb der Organisation transparent sind. Das verändert meine Meinung über George, über seine Fähigkeiten oder über sonst etwas um keinen Millimeter.”
“Seit 30 Jahren bin ich in diesem Geschäft, und Vertragsdiskussionen finden nicht auf dem Marktplatz statt”, lautet Wolffs Meinung. “Ich will einfach die Konversationen hinter verschlossenen Türen haben. Wir haben zwei Langzeit-Fahrer in unserem Programm, die habe ich gerne, die haben eine tolle Zukunft im Team vor sich.”
Verstappen & Russell als Teamkollegen? Kein Problem für Toto Wolff
Die ganzen Umstände müssen schließlich auch die Frage um ein Super-Team aufwerfen. Also dass Wolff den erst 18-jährigen Kimi Antonelli auf die Bank setzt und 2026 mit Russell und Verstappen an den Start geht. Fahrerisch sicherlich eine sensationelle Kombination, aber persönlich schwierig, nachdem die Animositäten zwischen den beiden zuletzt überhandgenommen hatten, von gegenseitigen Lügenbezichtigungen 2024 in Katar bis zu einer Kollision 2025 in Spanien.
“Ich kann mir jede Aufstellung vorstellen”, grinst Wolff daraufhin. “Ich hatte Rosberg und Hamilton, die um einen Titel gekämpft haben. Alles danach ist easy. Natürlich gibt es Positives und Negatives, wenn Fahrer hart miteinander kämpfen. Wir haben schon Beispiele gesehen, wo das funktioniert hat, und wo es nicht funktioniert hat.” Im Fall Lewis Hamilton und Nico Rosberg sprangen dreimal beide Titel raus, auch wenn die zwei Fahrer sich am Ende nicht mehr riechen konnten.

Verstappen hatte am Donnerstag auf die Nachfrage nach einer Garantie für Red Bull übrigens eine genervte Antwort gegeben: “Wollt ihr, dass ich wiederhole, was ich letztes Jahr gesagt habe? Ich weiß nicht. Ist die gleiche Antwort. Ich weiß nicht einmal, was ich letztes Jahr gesagt habe.” Interessanterweise statt einer klaren Zusage. Alles von Verstappen gibt es hier:
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