George Russell war im Formel-1-Sprint in Katar einer der Hauptdarsteller. Sein Zweikampf mit Oscar Piastri war an der Spitze das einzig Spannungselement. Der Sieger des Las-VegasGP vor einer Woche versuchte mit allen Mitteln, den Australier zu bezwingen, doch dessen knallharte Verteidigung und der taktisch fahrende Lando Norris ließen ihm keine Chance. Piastris Gangart stieß bei Russell auf wenig Begeisterung. Gegen das trickreiche Teamwork von McLaren war er chancenlos.

“Es wäre schwer geworden, sie [Mercedes] sind auf den Geraden und in den Highspeed-Passagen sehr schnell. Das Teamwork hat heute definitiv sehr geholfen, denn George war sehr schnell”, erklärt Sprint-Sieger Piastri, der den ersten Platz kurz vor dem Zielstrich von Norris geschenkt bekam. Bis dahin hatte der Stallgefährte ihn mit dem DRS im Rennen um Platz zwei gehalten.

Mehrfach war Norris auf über eine Sekunde enteilt, um dann vom Team eingebremst zu werden, damit Piastri sich gegen Russell verteidigen kann. Der Mercedes-Fahrer befand sich das gesamte Rennen über hinter dem Australier im DRS, nachdem er den zweiten Platz am Start an ihn verloren hatte. Bereits hier hatte Norris seine Finger im Spiel.

Lando Norris greift für Oscar Piastri tief in die Trickkiste

“Freie Fahrt zu haben, ist eine schöne Sache. Ich konnte die Dinge ziemlich gut kontrollieren und habe so viel wie möglich getan, um Oscar zu helfen. Ich wusste, dass George in diesem Rennen schnell sein würde. Ich bin schon in Kurve eins innen geblieben, weil ich gesehen habe, dass George innen war. Anstatt außen zu fahren und Oscar die Luftverwirblung zu geben, bin ich innen geblieben und habe sie George gegeben”, erklärt der Brite.

In Runde vier versuchte Russell erstmals den Konter, doch Piastri ließ ihn in Kurve eins eiskalt abblitzen. “Wir sind Rad and Rad in Kurve eins gefahren. Ich war innen, aber er hat die Tür ziemlich aggressiv zugemacht und wir haben uns berührt. Wir hatten da schon Glück, beide im Rennen zu bleiben”, moniert Russell das Manöver seines Rivalen. Nach der Szene wurde Norris erstmals angewiesen, Piastri für das DRS aufschließen zu lassen.

“Zur Rennmitte und gegen Ende war George immer noch sehr schnell, also habe ich ein paar Mal das Gas rausgenommen, um Oscar wieder das DRS zu geben. Schließlich war unser Ziel, hier heute einen Doppelsieg zu holen”, so Norris weiter. Russell ließ sich trotz der taktischen Spielchen nicht abschütteln und ritt auf der Start- und Zielgeraden eine weitere Attacke, bei der ihm Piastri knallhart die Tür zuschmiss.

George Russell kritisert spätes Manöver von Oscar Piastri bei 330 km/h

“Ich habe mich für die Innenseite entschieden und er hat sehr spät rübergezogen. Wenn du mit 320 oder 330 km/h auf Kurve eins zufährst und so einen großen Geschwindigkeitsunterschied hast, und jemand so spät die Tür zumacht, ist das ziemlich grenzwertig”, kritisiert Russell seinen Rivalen. “Gegen Ende habe ich gesehen, dass Oscar in Problemen war und in Kurve zehn und Kurve fünf neben der Strecke fuhr. Aber letztendlich haben wir keine Möglichkeit bekommen, ihn bis an seine Grenze zu pushen, weil Lando ihm das DRS gegeben hat.”

Selbst ohne das DRS des Teamkollegen war Piastri auf den Geraden für Russell kein leichtes Opfer, wie er gegenüber Motorsport-Magazin.com erklärte. “Wir müssen bedenken, dass Oscar auch ohne das DRS, als er knapp über eine Sekunde hinter Lando war, nur durch den Slipstream noch Meter gemacht hat. Bis runter zu Kurve eins waren das etwa anderthalb Zehntel”, so der dreifache Grand-Prix-Sieger.