Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob der Monaco Grand Prix noch zeitgemäß ist. Mit der Einführung der neuen Boxenstopp-Regel wollte die FIA der Langeweile einen Strich durch die Rechnung machen, mit der Folge, dass aktuell so heiß wie noch nie über den Circuit de Monaco diskutiert wird. Für Formel-1-Experte Christian Danner muss der Monaco GP im Formel-1-Kalender bleiben.

“Monaco war noch nie zeitgemäß. Selbst als (Juan Manuel) Fangio dort fuhr, war es schon ein Anachronismus”, räumt Danner. Gleichzeitig betont er: “Monaco als solches hat einen derartigen Charme, einen derartigen Glamour und die Tatsache, dass man dort nicht überholen kann, ist weiß Gott nichts Neues. Ich finde Monaco toll und muss meiner Meinung nach unbedingt im Kalender bleiben.” Dass die Racing-Bulls- und Williams-Piloten im Rennen eine Bummel-Show abzogen, die ihresgleichen sucht, sei ein ganz anderes Thema.

“Mit der Boxenstopp-Regel wollte man ein leichtes Durcheinander kreieren und das hat auf jeden Fall funktioniert. Wie die Teams das umgesetzt haben, war höchst manipulativ. Flapsiger ausgedrückt, kann man sagen, dass war klassische Schiebung”, erklärte Danner im AvD Motorsport-Magazin. Die kontroverse Bummel-Aktion rief allerdings nicht nur Kritik auf den Plan, sondern auch interessante Ideen – und zwar von keinem geringeren als Alex Wurz.

F1-Farce: Hat die F1 eine Zukunft in Monaco, Christian Danner? (35:41 Min.)

Auf Social Media postete der Vorsitzende der Grand Prix Drivers’ Association eine Präsentation, in der er drei Bereiche des Circuit de Monaco skizzierte, die modifiziert werden könnten, um den Charakter der Strecke zu erhalten, aber gleichzeitig bessere Rennbedingungen zu schaffen und vor allem die Überholmöglichkeiten zu verbessern.

Vorschlag 1: Neugestaltung der Nouvelle Schikane nach dem Tunnel

Der Österreicher schlägt vor, die Tunnelausfahrt zu verlängern und die Nouvelle Schikane 80m weiter in Richtung Tabac-Kurve zu verlegen. “Das würde das Verteidigen der Kurve schwieriger machen. Man kann das Überholmanöver mit einer höheren Wahrscheinlichkeit vorbereiten und ausführen”, erklärte Wurz, der mit seinem Unternehmen WURZdesign gerade an der neuen Rennstrecke in Saudi-Arabien arbeitet. Gleichzeitig müsste berücksichtigt werden, dass die Entfernung zwischen der Schikane und der Tabac-Kurve weit genug ist, damit die Fahrer noch abbremsen können.

Vorschlag 2: Neugestaltung der Rascasse-Kurve

Eine Änderung, die wenig Aufwand bedarf, ist die Verlegung des Scheitelpunktes der Rascasse-Kurve um zwei oder drei Meter nach außen. “Dadurch wird sich die Ideallinie definitiv ändern”, ist Wurz überzeugt. Seiner Meinung nach werden die Piloten versuchen, die Kurve weiter außen anzusteuern und einen Dive-Bomb zu versuchen. Damit ist ein aggressives Manöver gemeint, in dem der Fahrer in die Kurve sticht und den Gegner somit ausbremst.

“Das bedeutet, dass jeder Fahrer vor einem entweder verteidigen oder akzeptieren muss, dass er die Tür offenlässt. Wenn man sich verteidigt, kommt man viel langsamer heraus, sodass sich hinter einem ein Zug bildet und der Druck auf alle Fahrer einfach zunimmt. Das ist ein kleiner Trick, der recht einfach umzusetzen ist, aber zumindest für mehr Kämpfe, Druck und vielleicht auch Überholmanöver sorgen dürfte”, so Wurz. Das größte Manko im Fall einer Umsetzung ist eine Parkplatzrampe, die sich an der Außenseite der Kurve befindet und nicht versetzt werden kann.

Vorschlag 3: Verbreiterung der Einfahrt zur Fairmont-Haarnadelkurve

Wurz letzter Vorschlag betrifft die Fairmont-Haarnadelkurve (ehemals Loews). Seiner Meinung nach könnte man sowohl die Kurveneinfahrt als auch -ausfahrt um etwas mehr als zwei Meter verbreitern. “Die Haarnadelkurve ist sehr eng, daher müsste die Strecke am Ausgang verbreitert, der Randstein entfernt und bis zur physischen Wand asphaltiert werden, damit wir den Wendekreis haben”, erklärte der ehemalige F1-Pilot.

Durch diese Änderung würde sich zwar nicht die Ideallinie ändern, aber die Fahrer wären gezwungen, eine defensivere Linie zu wählen. “All das zusammen sollte das Überholen erleichtern und das Rennen in den Straßen von Monaco verbessern”, glaubt Wurz. Einen Umbau des Circuit de Monaco hält auch Christian Danner für eine gute Möglichkeit, um den Monaco Grand Prix zu verbessern. Laut dem Deutschen hat auch Streckendesigner Hermann Tilke bereits einige Ideen im Kopf haben. Danner glaubt zu wissen, woran es liegt, dass es bisher nur bei Ideen geblieben ist.

“Es wird immer erst dann etwas passieren, wenn man die FIA dazu bringt zu sagen, man kann in Monaco nicht fahren, weil das im Sinne des Sports nicht zumutbar ist. Dann ist der Organisator, in dem Fall der Automobilclub von Monaco, gezwungen etwas zu machen”, so der Deutsche. Auch die Tatsache, dass die Autos 2026 mit dem neuen Reglement kleiner werden, wird an der Monaco-Situation nichts ändern. “Es ist auf jeden Fall besser als die Riesenschlitten, mit denen wir zurzeit unterwegs sind. Aber wenn ich an meine Formel-Zeit zurückdenke – und damals waren die Autos noch ein Stück kürzer und schmäler – dann war das Überholen trotzdem schwierig. Daher wird sich meiner Meinung nach nichts durch die neuen Autos ändern.”

Die Zweistopp-Pflicht hat Monaco noch schlimmer gemacht, urteilt unser Formel-1-Redakteur Markus Steinrisser. Das schlimmste: Es gibt ein offensichtliches, aber nicht lösbares Problem. Mehr dazu: