Markus Steinrisser
Formel 1 Ressort
Seit 2018 im F1-Team. Der Mann fürs Textliche. Nichts ist schöner als Action auf- und abseits der Strecke, fusioniert zum großen Feature.MEHR

Kurz vor dem Saisonstart sorgt die Formel 1 für Stabilität im Management. Am frühen Morgen wurde in Australien verkündet, dass Stefano Domenicali bis mindestens 2029 weiterhin als Präsident und Geschäftsführer der Königsklasse weitermachen wird. Eine Nachricht, die im Fahrerlager von Melbourne äußerst positiv aufgenommen wurde.
Der F1-Eigentümer Liberty Media hatte Domenicali 2021 als CEO verpflichtet. Er hatte damals Chase Carey ersetzt, einen amerikanischen Geschäftsmann ohne großen F1-Bezug. Ganz anders Domenicali, der von 2008 bis 2014 Ferraris F1-Teamchef gewesen war. Danach hatte er erst bei Audi, dann als Vorsitzender und CEO von Lamborghini in der erweiterten Auto-Industrie zusätzliche Erfahrungen gesammelt.
Formel-1-Fahrerlager in Australien: Große Begeisterung für Domenicali
Dieser Erfahrungsschatz machte Domenicali zum idealen Geschäftsführer für die Formel 1. “Es spricht für sich, was er erreicht hat”, kommentiert Mercedes-Teamchef Toto Wolff am Donnerstag in Australien die Verlängerung. “Seit er F1-CEO ist, wurden wir nur stärker. Ich mag es, dass er das Business in- und auswendig kennt, auch weil er Ferrari-Teamchef war und Lamborghini-CEO.”
Im Fahrerlager steht Domenicali auch unter den Fahrern hoch im Kurs. “Gottseidank bleibt er, denn es ist wichtig, einen neutralen guter Anführer an der Spitze zu haben”, unterstreicht Lewis Hamilton. Fernando Alonso schließt sich an: “Sehr gute Nachrichten für den Sport. Er ist die Person, die alle Egos und alle Team-Interessen unter Kontrolle halten kann.”
“Stefano schafft es üblicherweise, Hausverstand in Entscheidungen einfließen zu lassen, und versucht sich alle Seiten anzuhören”, meint Alonso. Die Fahrer sehen ihn als guten Zuhörer, und jemanden, der stets akzeptable Kompromisslösungen finden kann. “Er ist auch ein guter Mensch”, sagt Max Verstappen. “Ich komme mit Stefano sehr gut aus. Da freue ich mich, dass er uns erhalten bleibt.”
Domenicali leitet F1-WM durch beispiellose Erfolgsphase
Domenicali übersah seit seinem Dienstantritt eine beispiellose Wachstumsphase in der Formel 1 – auch wenn einige der Gründe dafür, wie etwa die deutliche Verbesserung der F1-Medienlandschaft mittels Initiativen wie der Netflix-Serie ‘Drive to Survive’ oder auf Regelseite die Einführung der Budget-Obergrenze bereits von seinem Vorgänger initiiert worden waren.
Unter Domenicali wurde der Trend aber nicht nur bloß weitergeführt. Er sorgte für stabiles Wachstum am anderen Ende der Pandemie, wodurch die Teams jetzt Gewinne einfahren, und beispiellose Wertsteigerungen hinlegten. Selbst die kleinsten Teams sind inzwischen gut eine Milliarde Euro wert. Vor zehn Jahren noch undenkbar. Er verhandelte hoch dotierte Deals mit Rennstrecken, etablierten den 24-Rennen-Kalender, und stand auch hinter dem Las-Vegas-GP, dem ersten Rennen, das die F1-Eigentümer Liberty selbst vermarkten.
Domenicali war in seiner Rolle auch eine wichtige Personalie bei der Ausarbeitung des neuen 2026er-Reglements. Daneben navigierte er die Serie durch die Untiefen rund um die Zulassung eines elften Teams. Trotz teils äußerst verhärteter Fronten zwischen Liberty, den Teams und den Regelhütern FIA schafften alle Beteiligten in den letzten Monaten hier einen erfolgreichen Kompromiss. Inzwischen steht fest, dass Cadillac als elftes Team ab 2026 in der Formel 1 am Start stehen wird.
“Für Erfolg müssen wir allem am selben Strang ziehen, unsere Meinungsverschiedenheiten ausdiskutieren und Kontroversen vermeiden”, weiß Toto Wolff, dass Domenicali hierfür fast schon alternativlos ist: “Jemand, der den Sport anführt und eine weitere Säule der Stabilität ist.” Insofern wichtig, da dieses Jahr die sogenannten Concorde-Verträge zwischen F1, FIA und Teams neu verhandelt werden müssen. Das sind jene Verträge, welche die kommerziellen Rahmenbedingungen des Sportes abstecken, etwa Preisgeld-Zahlungen oder Startgelder.
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