Louis Budweg
Formel 1 Ressort
Formel-1-Redakteur mit einem gewissen Hang zur Fitness, Currywürsten und den alltäglichen Mario-Kart-Rennen im Büro. MEHR
5. Der australische Cowboy in Austin – Austin 2022
Daniel Ricciardo hat ein Amerika-Faible. Das machte er schon immer deutlich. Meistens mit speziellen Outfits in Austin oder auch dem konkreten Wunsch eines Las-Vegas-Grand Prix (den sollte er 2023 erfüllt bekommen). Doch am Ende seiner McLaren-Amtszeit legte Ricciardo noch einen drauf: In voller Cowboy-Montur machte er den Paddock unsicher. Dazu zählten nicht nur eine USA-Flagge, der obligatorische Cowboy-Hut und hohe braune Stiefel, sondern – selbstverständlich – ein richtiges Pferd.
Auf dem ritt Ricciardo durch die Gegend, wie ein waschechter Cowboy eben. Doch damit noch nicht genug. Neben dem die Aussicht sichtlich genießenden Ricciardo sang Sänger Rob Baird einige seiner Country-Songs. Der Australier selbst beschrieb es wie folgt: “Es war majestätisch und schön. Es ist ein sehr friedlicher Weg, um das Paddock zu betreten.” Und dem gibt es wohl nichts hinzuzufügen. Das Rennen beendete er auf Platz fünf. Eines seiner besten Ergebnisse für McLaren.
4. Ein Strahlemann siegt erstmals in der Formel 1 – Kanada 2014
Wir schrieben das Jahr 2014. Red Bull ersetzte Mark Webber mit einem jungen Talent. Was wäre da passender gewesen als der nächste Australier? Als Daniel Ricciardo Sebastian Vettels Teamkollege wurde, hatte er bereits etwas mehr als zwei F1-Saisons hinter sich. Doch in einem Top-Team hatte er sich noch nicht etabliert. Das sollte sich schlagartig ändern. Ricciardo machte dem vierfachen Weltmeister direkt Konkurrenz.
Auch den ersten Red-Bull-Sieg der Saison fuhr Ricciardo in Kanada ein, nicht Dauersieger Vettel. Mercedes ist zu diesem Zeitpunkt zwar aus eigener Kraft nicht zu schlagen, doch als beide Silberpfeil-Piloten mit akuten Bremsproblemen zu kämpfen hatten, war Ricciardo zur Stelle und staubte den Sieg ab. Auf dem Podium feierte er mit einem Grinsen, das kaum größer hätte sein können. Es sollte nicht der letzte Sieg des nun lieb gewonnenen Strahlemanns bleiben. Schon ein paar Rennen später in Ungarn und Belgien war das Grinsen auf dem Podium wieder ganz groß.
3. Ein Shoey zusammen mit Lewis Hamilton – Emilia-Romagna 2020
Das Corona-Virus hielt die Welt in Atem. So auch die Formel 1. Der Beginn der Saison 2020 verzögerte sich, viele Rennen fielen aus und der Rennkalender veränderte sich drastisch. So kam auch das zweite Saisonrennen in Italien, genauer gesagt in Imola, zustande. Daniel Ricciardo fuhr seine letzte Saison mit Renault. Seinen Abschied hatte er schon vor Saisonbeginn bekannt gegeben. Und doch verließ er die Franzosen ohne böses Blut.
Zwei Podestplätze sammelte er 2020. Den Letzten in Imola. Doch Ricciardo zog auf dem Podium nicht nur einen Schuh aus, sondern zwei. Für Lewis Hamilton konnte das nur eines bedeuten: Ricciardo zwang den siebenfachen Weltmeister zum Shoey! Zusammen mit der Menge jubelte er, als Hamilton den verschwitzen Schuh von Ricciardo in die Hand nahm und trank. Das akute Kopfschütteln direkt nach dem ersten Schluck signalisierte jedoch: Gut hat der Schuh-Champagner wohl kaum geschmeckt.
2. Der erste McLaren-Sieger seit 2012 – Monza 2021
Daniel Ricciardos Zeit bei McLaren ging als Misserfolg in die Geschichte ein. Lando Norris konnte er nur selten das Wasser reichen – und in seiner gesamten Zeit lediglich ein Podium einfahren. Besagtes Podium erzielte er in Monza. Es sollte nicht nur sein letztes Podest, sondern sein letzter Sieg in der Formel 1 sein. Der Australier startete von Position zwei, schnappte sich Teamkollege Norris aber schon am Start.
Im weiteren Verlauf hielt Ricciardo Max Verstappen hinter sich, Norris lag ein paar Sekunden dahinter vor Lewis Hamilton. Doch die Gefahr durch Verstappen erledigte sich spätestens wegen einer Kollision mit seinem WM-Rivalen. Ein Safety Car folgte, wodurch das Feld wieder zusammengestaucht wurde. So war auch Norris wieder in Reichweite eines Sieges. Doch es brannte nichts mehr an. Nach krisenreichen Monaten meldete sich Ricciardo zumindest kurzzeitig eindrucksvoll zurück. Mit einem wie gewohnt großen Lächeln.
1. Redemption Day – Monaco 2018
Die Formel 1 schrieb den 29. Mai 2016. Daniel Ricciardo bog in Führung liegend in die Boxengasse ab. Doch als der Red-Bull-Pilot vor seiner Box stehen blieb, fehlte etwas. Die Reifen! Die für das Fahren notwendigen Gummis lagen noch in der Box. Der Mann am Wagenheber schrie: “Wo sind die Reifen?!” Ricciardo wartete, und wartete. Zehn Sekunden länger als eigentlich notwendig. Erst dann waren frische Supersoft-Reifen am RB12. Am Boxenausgang erwartete ihn die nächste böse Überraschung: Lewis Hamilton übernahm durch den Red-Bull-Patzer die Führung und gab sie nicht wieder her. Ricciardo wurde Zweiter. Vom Lächeln keine Spur.
Erst zwei Jahre später, um genau zu sein am 27. Mai 2018 durfte Ricciardo den längst überfälligen Monaco-Sieg feiern. Trotz Motoren-Problemen bei Renault und Sebastian Vettel im Heck. Das Lächeln fiel nun größer als je zuvor aus und breiter als es jemals wieder werden sollte. Aber mit Sicherheit war es mindestens genauso groß, wie es 2016 gewesen wäre.
Die Formel-1-Saison 2024 durfte Daniel Ricciardo nicht einmal zu Ende fahren. Nach dem Singapur-GP war Schluss für ihn. So lief sein letztes F1-Jahr.
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