Das Wort ‘Dominanz’ würde zu weit gehen, doch McLaren ist 2025 in der Formel 1 das Maß der Dinge. Nur in Suzuka konnte das Team aus Woking den Grand Prix nicht gewinnen – aber auch dort hatte man das schnellste Auto. Die Konkurrenz sucht verzweifelt nach den Gründen für die starke McLaren-Performance.

Vor allem Red Bull wirkt fast schon paranoid, wenn es um den McLaren-Vorsprung geht. Mit der Saga rund um bewegliche Front- und Heckflügel könnte man inzwischen Bücher füllen. Mit den neuen Regeln, die ab Barcelona gelten, soll die Sache endgültig erledigt sein.

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Doch nicht nur die aerodynamische Effizienz und die gute Balance zwischen langsamen und schnellen Kurven des MCL39 sind für Red Bull ein Rätsel. Vor allem der Umgang mit den Reifen führt immer wieder zu Verschwörungstheorien. Nachdem FIA und Pirelli die Möglichkeit von Wasser in den Reifen ausgeschlossen haben, soll Red Bull zu unorthodoxen Methoden gegriffen haben, um dem McLaren-Vorteil auf die Schliche zu kommen.

Wie die Kollegen von ‘Auto Motor und Sport’ berichten, soll Red Bull mit Wärmebildkameras versucht haben, die Bremsbelüftung der Konkurrenz zu verstehen. Bei Boxenstopps soll man herausgefunden haben, dass die Bremsbelüftungen von McLaren deutlich kühler sind als die der Konkurrenz.

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Die besondere Stärke des McLaren MCL39 liegt im Renntrimm. Kein anderes Auto kann die Temperaturen der Reifen vor allem an der Hinterachse so niedrig halten. So kam schon in der Vorsaison, als McLaren immer stärker wurde, der ursprüngliche Verdacht von Wasser in den Reifen auf, das die Temperatur der Pneus kontrollieren soll.

Zak Brown und Andrea Stella gratulieren Oscar Piastri im Parc Ferme zum Sieg
Zak Brown und sein Team haben derzeit gut Lachen, Foto: McLaren

McLaren-Teamchef Andrea Stella erklärt in den Medienrunden regelmäßig, dass der eigene Bolide schlicht am meisten Abtrieb produziert, deshalb weniger rutscht und so die Reifen weniger überhitzt. CEO Zak Brown hingegen gießt Öl ins Feuer – oder besser gesagt: Wasser in die Reifen. Im Training zum Miami GP saß der US-Amerikaner mit einer großen Trinkflasche am Kommandostand, auf der ‘Tyre Water’ stand. Als die TV-Kameras auf ihn schwenkten, nahm er provokant einen großen Schluck aus der Flasche.

Brown kann sich den Spaß erlauben, weil das Thema offiziell längst vom Tisch ist. Aber Red Bull hat es nun offenbar auf die Bremsbelüftungen abgesehen. Bremsbelüftungen sind deutlich komplexer, als sie auf den ersten Blick scheinen.

McLarens Bremsbelüftungen wirklich der Heilige Gral?

Dabei geht es nicht nur um die Öffnungen, die Frischluft zur Kühlung einsaugen. Dahinter gibt es ein extrem kompliziertes Schachtsystem, das die Luft verteilt und vor allem auch wieder ausbläst. Es gilt, die Bremsen im optimalen Temperaturfenster zu halten. Wird das Material zu kalt, beißen die Karbonbremsen nicht richtig. Werden sie zu heiß, gehen sie kaputt.

Außerdem führen Temperaturen von teilweise über 1.000 Grad Celsius dazu, dass auch die umliegenden Bauteile Abwärme bekommen. Über die Felgen werden schließlich die Reifen aufgeheizt. Was bei kühlen Temperaturen durchaus erwünscht ist, um die Reifen auf Temperatur zu bekommen, kann bei heißen Rennen vor allem im Rennen dazu führen, dass die Reifen überhitzen.

Technik-Details: McLaren
Auch die Abluft gehört zur Bremsbelüftung, Foto: Motorsport-Magazin.com

Wie komplex das Bauteil ist, zeigte auch der Streit und um die kopierten Bremsbelüftungen von Racing Point in der Saison 2020. Seit dieser Saison müssen die Bremsbelüftungen von jedem Team selbst entwickelt und dürfen nicht mehr zugekauft werden.

Ob die Bremsbelüftungen aber tatsächlich McLarens Erfolgsgeheimnis sind, ist fraglich. Alpines Technik-Chef David Sanchez glaubt nicht daran: “Inzwischen sind an der Hinterachse eigentlich alle Teams bei der gleichen Lösung angekommen.”