Markus Steinrisser
Formel 1 Ressort
Seit 2018 im F1-Team. Der Mann fürs Textliche. Nichts ist schöner als Action auf- und abseits der Strecke, fusioniert zum großen Feature.MEHR
Die letzten Podiumsplätze wurden am letzten Rennwochenende bei der Formel 1 in Baku von einem wilden, und etwas tollpatschigen Unfall entschieden. Auf einer Gerade verhakten sich Sergio Perez und Carlos Sainz, und bogen in die Mauer ab. Strafe gab es dafür keine, dafür kursierten online schnell Videos von Perez, wie er zu dem noch im Ferrari sitzenden Sainz marschierte und ihm einen Klaps mitgab.
Auch die Teams der beiden Fahrer forderten frustriert Strafen. Für beide war es eine äußerst frustrierende Situation. Erst recht für Perez, der zum ersten Mal seit April wieder um ein Podium gekämpft hatte. Aber die “Konfrontation” der beiden war bei weitem nicht so dramatisch, wie Sainz am Donnerstag vor dem nächsten Rennen in Singapur verrät.
Zuerst einmal: Perez gab Sainz keinen böswilligen Schlag auf den Helm. “Ich habe mit Carlos geredet, als er runterschaute, aber ich habe seinen Kopf nicht angeschoben, das sieht auf Video schlimmer aus”, so Perez. Sainz, der sich stets beim Aussteigen Zeit lässt – unabhängig der Umstände – ergänzt: “Ich denke, er nutzte die Zeit, um mir etwas Aufgereiztes zu sagen, was ich sowieso nicht hören konnte.”
Perez und Sainz dämmert es: Warum stehen wir nicht am Podium?
Vom Klaps bekam er gar nichts mit. Je länger man sich dann vom Crash entfernte, desto entspannter wurde die Stimmung. Beide mussten für Routine-Checks ins Medial Center. “Wir sind unbeholfen 20 Minuten nebeneinander gesessen, neben Herzfrequenzmonitoren, die unsere Vitalfunktionen gecheckt haben”, beschreibt Sainz. “Wir haben uns angesehen und uns gefragt: Was zum Teufel ist da passiert?”
“Und wir meinten beide: Keine Ahnung, aber ich schwöre, ich wollte nichts Böses tun, dich nicht abschneiden”, so Sainz. “Und nach zehn Minuten dämmert es uns: Dieser Sport ist so dumm. Wie können wir hier sein, und nicht am Podium? Wir hatten das Podium. Charles [Leclercs] harte Reifen sind vor uns eingegangen. Wir hätten ihn beide überholt. Und dann sitzen wir hier und fragen uns: Wie um alles in der Welt haben wir es geschafft, dass keiner von uns auf dem Podium steht?”
“Sobald wir die Helme abgenommen haben, realisierten wir, dass wir das verbockt haben”, sagt Perez. “Carlos ist einer meiner besten Freunde in der Fahrergruppe. Er ist die letzte Person, mit der ich einen Unfall haben möchte. Ich denke, das haben wir hinter uns gelassen. Hoffentlich können wir hier jetzt ein tolles Rennen fahren.”
Sainz & Perez stellen keine Schuldfrage, Red Bull hat ausreichend Ersatzteile
“Es waren letztendlich zwei falsche Moves zur falschen Zeit”, fasst Perez zusammen. “Wer in dem Moment schuld ist, das ist irrelevant. Am Ende hatten wir beide keine Punkte und unseren Teams sehr viel Schaden zugefügt.” Am Ende blieben ihnen nur mehr schlechte Witze. Sainz garantiert: “Kein böses Blut.”
Gute Nachrichten für den heftig in die Betonwand gedrückten Perez sind, dass der Crash keine technischen Folgen für Singapur hat. “Ich hatte nicht erwartet, die neuesten Teile zu haben, aber sieht so aus, als ob ich sie haben werden”, freut sich Perez. In Baku hatte Red Bull neue Unterböden angeliefert, und beide Fahrer hatten damit endlich einen seit Wochen dringend nötigen Schritt in Sachen Performance festgestellt.
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