Markus Steinrisser
Formel 1 Ressort
Seit 2018 im F1-Team. Der Mann fürs Textliche. Nichts ist schöner als Action auf- und abseits der Strecke, fusioniert zum großen Feature.MEHR

Tief in der Winterpause wurde Ende Januar im Pool der FIA-Stewards aufgeräumt. Einvernehmlich kamen der Verband und Ex-F1-Pilot Johnny Herbert zur Übereinkunft, dass Herbert in Zukunft bei keinen Grands Prix mehr als Schiedsrichter fungiert. Die Herbert sehr kritisch gegenüberstehende Red-Bull-Fraktion freut es.
Herbert war 2024 bei acht Rennen im vierköpfigen Stewards-Gremium vertreten gewesen und hatte unter anderem die schweren Strafen gegen Max Verstappen in Mexiko mitverantwortet. Seine Trennung von der FIA erfolgte nach Kritik an seiner Unabhängigkeit. Herbert ist auch als Experte medial präsent, und verfasst regelmäßig Kolumnen für Online-Casinos und Sportwetten-Anbieter.
Dort hatte er nicht nur auf Stewards-Entscheidungen Bezug genommen, sondern auch Verstappen kritisiert. Das hatte das Verstappen-Umfeld verärgert. Gegenüber Sky Sports News verneinte Christian Horner nun zwar, dass sein Team Red Bull Herberts Absetzung mitbetrieben hätte. Steht aber voll und ganz hinter der Entscheidung an sich.
Horner wird deutlich: Das gibt es in keinem anderen Sport
“Es hat absolut nichts mit Max zu tun, aber es ist absolut die richtige Entscheidung”, so Horner. “Du kannst keine Stewards haben, die für Medien arbeiten. Das hast du nicht im Fußball, das hast du in keinem Profisport.”
“Es ist völlig unangemessen”, findet Horner klare Worte. “Entweder stehst du auf der sportlichen, auf der regulativen Seite, oder auf der medialen Seite. Mit einem Fuß in beiden Lagern, das geht nicht.”
Herbert hatte in einer Stellungnahme via Instagram noch einmal jegliche Befangenheit bestritten: “Es ist ein schwieriger Job, und schwierige Entscheidungen müssen getroffen werden. Als Stewards haben wir immer sowohl Fahrer als auch Teampersonal mit äußerstem Respekt behandelt und waren an allen Grand-Prix-Wochenenden stets unbefangen, und das wird immer der Fall sein.”
Professionelle Stewards für Formel 1: Neuer Zuspruch
Der “Fall Herbert” illustriert so jedoch einmal mehr ein Problem, das auch durch Horners Aussagen weiter verdeutlicht wird: Die Formel 1, genauer gesagt ihr regelgebender Verband FIA, beschäftigt keine Vollzeit-Schiedsrichter. Die Stewards setzen sich aus einem rotierenden Pool an Motorsport-Funktionären und Ex-Fahrern zusammen, für die es ein unvergüteter Nebenjob ist.
Die Fahrer fordern schon lange, dieses System durch ein verschlanktes Setup zu ersetzen, in dem es viel weniger Schiedsrichter gibt, die aber dafür bezahlte Vollzeit-Angestellte des Verbandes sind. In der Hoffnung, dadurch Probleme mit inkonstanter Regelauslegung und dergleichen aus der Welt zu schaffen.
McLaren-Sportchef Zak Brown stellte sich nun gegenüber Sky auch hinter diese Idee: “Wir sind ein Multi-Milliarden-Dollar-Sport, und viel steht auf dem Spiel. Der Stewards-Job ist nicht leicht. Da brauchst du denke ich Vollzeit-Stewards, und die müssen bezahlt werden.”
Brown signalisierte sogar von seiner Seite eine prinzipielle Bereitschaft, so ein Projekt finanziell zu unterstützen. Sofern die anderen Teams auch mitmachen würden. “Wir müssen uns auch das Regelbuch ansehen. Es ist denke ich ein bisschen eng gestrickt. Wenn du aber ein paar Vollzeit-Stewards hast, dann kannst du denen mehr Raum geben. Die wissen, was richtig und was falsch ist.”
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