Edda Holweg
Formel 1 Ressort
Redakteurin mit Liebe zur Dramatik, Emotionen und Momenten, die sich wie Ewigkeiten anfühlen – also genau richtig in der Formel 1.MEHR

Die McLaren-Kollision in Kanada muss vor allem bei einer Person alte Erinnerungen geweckt haben: Mark Webber, Oscar Piastris Manager. Der Australier war während seiner Zeit bei Red Bull Racing selbst in einen teaminternen WM-Kampf verwickelt. Zwischen 2010 und 2013 lieferte er sich mit Sebastian Vettel einen erbitterten Kampf um den Titel. In keinem der gemeinsamen Jahre bei Red Bull Racing konnte sich Webber gegen Vettel durchsetzen. Der Deutsche holte vier Titel, Webber keinen.
Die Erfahrungen, die er damals sammelte, gibt er heute an seinen Schützling Piastri weiter. Mit Erfolg: In seiner erst dritten Formel-1-Saison führt Piastri nach zehn Rennen die WM mit 22 Punkten an. Doch die Situation bei McLaren erinnert an die Umstände bei Red Bull im Jahr 2010. Der jüngere Fahrer zeigt schnell großes Potential und macht dem im Team etablierten Piloten seine Position streitig.
Piastri sieht die Parallelen nicht, wie er im Vorfeld des Österreich Grand Prix klarstellte: “Die Situation ist ganz anders. Lando [Norris] und ich sind andere Menschen als Mark [Webber] und Seb[astian Vettel].” Der heute vierfache Weltmeister und sein australischer Teamkollege kollidierten beim Großen Preis der Türkei 2010 in einer sehr ähnlichen Weise wie Piastri und Norris in Kanada. Die Red-Bull-Fahrer hatten damals nur wenig nette Worte füreinander über.
Im Gegensatz dazu betonen Piastri und Norris immer wieder, dass sie eine gute Beziehung haben. So gab es auch im Anschluss an die Kollision in Montreal wenig Diskussionsbedarf zwischen den beiden. Norris hatte die Schuld für den Zusammenstoß schon auf sich genommen, bevor er überhaupt aus seinem zerstörten MCL39 stieg. “Wir haben uns bereits auf dem Weg zu den Stewards ausgesprochen, noch vor dem Teammeeting,” schilderte Piastri.
Nach Team-Crash: Änderung der Papaya-Rules bei McLaren?
Zwischen den zwei McLaren-Piloten scheint also alles weiterhin eitel Wonne zu sein, doch wie sieht es innerhalb des Teams? McLaren-Teamchef Andrea Stella und CEO Zak Brown sträuben sich seit letztem Jahr davor, einen Fahrer zu bevorzugen. Ein Team-Crash könnte ein gegebener Anlass für ein Umdenken sein. Werden die mysteriösen “Papaya-Rules” jetzt geändert?
“Nein. Wir dürfen weiter gegeneinander kämpfen und um die WM fahren”, beruhigte Piastri alle Formel-1-Fans, die auf eine spannende Saison bis zum Schluss hoffen. Nach einer Bevorzugung zu fragen, kam dem 24-Jähigen überhaupt nicht in den Sinn: “Ich will, dass wir beide eine faire Chance auf den Sieg haben. Ich will diese Gespräche gar nicht führen, dafür müsste sich die Situation schon drastisch verändern.”
Lobende Worte fand Piastri vor allem für sein Team. Einen internen Titelkampf zu balancieren, ist keine einfache Sache. In der Vergangenheit sorgte diese Situation wie damals für Zwiespalt und Streitereien – bestes Beispiel Webber gegen Vettel. McLaren musste sich für ihre Verweigerung, einen Nummer-2-Fahrer zu bestimmen, auch schon viel Kritik von Fans und Experten anhören. “Es ist eine schwere Situation für alle im Team, aber wir sind nicht naiv. Wir wussten, dass so etwas passieren kann, und haben es gut gemanagt”, verteidigte der Australier sein Team.
Der nächste Punkt auf seiner Agenda ist, seine Leistung durchgängig auf der Höhe zu halten. Kanada war kein herausragendes Wochenende für Piastri, solche möchte er in Zukunft vermeiden. An seiner Fahrweise will der McLaren-Pilot nichts ändern.
Die FIA hat die Racing-Richtlinien veröffentlicht. Die Fahrer sprachen sich vermehrt gegen einen strikten Regelkatalog aus, doch haben sie die Guidelines mitgestaltet. Wie passt das zusammen? Die Details dazu gibt es im Artikel!
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