Red Bull gelangte 2024 erst im Dezember zur Entscheidung, Sergio Perez durch Liam Lawson zu ersetzen. Der Mexikaner hatte sich durch seinen extremen Leistungseinbruch im Laufe der Saison für die Mannschaft von Weltmeister Max Verstappen untragbar gemacht. Diese späte Entscheidung verbaute den Bullen allerdings die Chance sich nach einer externen Lösung umzuschauen und fiel somit zu Lasten von Fahrern wie Carlos Sainz. Oder etwa nicht?

Teamchef Christian Horner widersprach dieser Schlussfolgerung. Laut ihm ging der Fahrer-Entscheidung für Lawson eine Grundsatz-Entscheidung für das eigene Nachwuchsprogramm voraus. “Carlos wurde in Betracht gezogen und aus vielerlei Hinsicht gab es eine echte Logik, die für Carlos sprach. Aber wir haben die Entscheidung getroffen uns intern umzusehen”, so Horner.

Christian Horner: Liam Lawson richtiges Signal für das Junior-Programm

“Falls wir uns außerhalb des Junior-Programmes bedient hätten, dann hätten wir nicht die richtigen Signale gesendet”, ist er überzeugt. “Es herrscht so viel Wettkampf für Fahrer schon im Alter von 13 oder 14 zwischen den Teams, was gesund ist, weil man damit in junge Talente investiert. Aber indem jemand dem Red-Bull-Programm beitritt, sieht er einen klaren Pfad. Falls er liefert, dann ist der Weg in die Formel 1 so gut wie sicher”, erklärte Horner die Signalwirkung an die eigene Jugend.

Sainz schuf schon im Juli Fakten und unterzeichnete bei Williams einen F1-Vertrag für 2025. Obwohl das Cockpit von Perez schon damals wackelte, war es noch alles andere als sicher ob der Mexikaner tatsächlich seinen Job verlieren würde. Horner behauptet, dass das keinen Unterschied gemacht hätte: “Ich denke, wir hätten es immer bevorzugt, diese Chance für einen Aufstieg aus unserem Juniorprogramm zu nutzen.”

Sainz sei zwar ein großartiger Fahrer, “aber nicht mehr ein Junior”, betonte Horner. Dennoch will er eine potenzielle Wiedervereinigung mit dem einstigen Red-Bull-Nachwuchspiloten und späteren Toro-Rosso-Fahrer nicht komplett ausschließen: “Optionen mit ihm für die Zukunft behalten wir offen.”

Gegen eine Anwerbung von Sainz zu Red Bull sprach auch die gemeinsame Vergangenheit zwischen Verstappen und dem Spanier bei Toro Rosso. Hinter den Kulissen war es zwischen den Lagern der beiden Fahrer 2015 zu Reibereien gekommen. Red Bull Racing möchte aber Ruhe in die seit 2023 ohnehin schon gespannte Stimmung bringen.

Zumindest die Hintertür hält Horner Sainz also noch offen. Wohl auch mit der Überlegung, dass sich Lawson 2024 mit einer gigantischen Herausforderung konfrontiert sieht – und Erfolg somit keinesfalls sicher ist.

Hadjar statt Colapinto: So erklärt Horner die RB-Fahrer-Entscheidung

Wie sich das Bekenntnis von Horner zum eigenen Juniorprogramm aber damit verträgt, dass er bis in den November noch Interesse an Williams-Pilot Franco Colapinto gezeigt hatte, ließ er unbeantwortet. Dass der Argentinier bei Red Bull in Frage gekommen wäre bejahte Horner und erklärte: “Wir haben uns alle Optionen angesehen. Franco kam mit drei sehr starken Rennen, flaute dann aber gegen Ende des Jahres etwas ab.”

Dass Colapinto damit nicht nur bei Red Bull raus war, sondern auch bei den Racing Bulls keine Chance bekommen hatte, liegt nicht nur an der hohen Ablösesumme, die Williams gefordert hatte, sondern auch an den guten Leistungen von Isack Hadjar in der Formel 2. Im Gegensatz zu Colapinto ist Hadjar nämlich RB-Junior und war somit nicht nur billig zu haben, sondern passte auch in das Konzept.

Laut Horner hatte der Franzose schon bei einem seiner ersten Auftritte in Abu Dhabi bewiesen, dass er sich den Platz verdient habe: “Isack sprang in das Auto und war beim Test schneller als Yuki. Das hat für Aufsehen gesorgt. Er ist definitiv ein Rohdiamant, der Feinschliff benötigt. Aber er hat den Speed.”

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