
Schnüffelt gerne am Print-Magazin, gibt mit seiner bestandenen Steward-Prüfung an, hält lange Monologe, war einst gut im Mario Kart – und liebt die F1 bedingungslos.MEHR

1. Warum überfuhr Liam Lawson fast einen Marshal?
In Runde 3 des Mexiko GP kam es fast zur Katastrophe. Liam Lawson kam gerade aus der Box, als direkt vor ihm in Kurve 1 zwei Marshals über die Strecke liefen. “Ich konnte nicht glauben, was ich da gesehen habe. Ich hätte einen beinahe überfahren. Das ist ziemlich inakzeptabel”, sagte er nach dem Rennen zu Motorsport-Magazin.com.
Aber wie konnte es zu der Szene kommen? Nach leichteren Kollisionen nach dem Start lagen in Kurve 1 Trümmerteile. Die Rennleitung wies die Streckenposten an, die Teile einzusammeln. Zu Beginn des Rennens ist dafür oftmals keine VSC-Phase nötig, weil das Feld noch eng zusammen ist und es große Lücken gibt, in denen die Marshals auf die Strecke können.
Durch Lawsons Boxenstopp gab es diese Lücke aber nicht mehr. Die Rennleitung gab sofort die Anweisung, die Trümmerteile nicht mehr von der Strecke zu holen und setzte den Abschnitt unter Doppelt Gelb. Warum die Streckenposten dennoch losliefen, ist bislang noch ungeklärt.
2. Warum war Max Verstappen anfangs so schlecht?
Nach einem starken Start von Platz 5 fand sich Max Verstappen nach der ersten Runde auf Platz 4 wieder. Die nächsten Runden verliefen aber ähnlich chaotisch wie Kurve 1 nach dem Start, als der Weltmeister zwischenzeitlich auf Platz 2 lag, aber geradeaus durch das Gras fuhr und sich wieder auf Platz 4 zurückfallen lassen musste.
Bei einem harten Zweikampf mit Lewis Hamilton in Runde 6 verlor Verstappen noch eine Position an Oliver Bearman. Red Bull fürchtete, dass Verstappen hinter Bearman viel Zeit verlieren würde. Doch das war gar nicht das Problem: Verstappen konnte nicht einmal direkt am Haas-Piloten dran bleiben. Grund dafür waren die Medium-Reifen, auf denen Verstappen als einer von nur drei Piloten in den Top-10 losgefahren war.
“Wir hatten erwartet, dass es auf den Medium-Reifen schwer wird”, gestand Teamchef Laurent Mekies. “Das ganze Wochenende waren wir darauf nicht gut.” Der Medium-Reifen bereitete allen Piloten Probleme, der Soft-Pneus war auch im Renntrimm klar die bessere Wahl. Besonders offensichtlich wurden die Probleme bei Verstappen, weil die gesamte Konkurrenz um ihn herum auf Soft fuhr. Später im Rennen drehten sich die Vorzeichen um als Verstappen auf Soft und die Konkurrenz auf Medium fuhr.
3. Was war bei Carlos Sainz los?
Apropos Vorzeichen: Die standen bei Carlos Sainz nicht gut. Nach einem tollen Qualifying auf Platz 7 musste er wegen der Kollision mit Kimi Antonelli am vergangenen Wochenende in Austin fünf Startplätze nach hinten. Am Start gab es den nächsten Rückschlag: Bei einer kleinen Berührung im Startgetümmel wurde seine Felge vorne links beschädigt.
Das bescherte Sainz nicht nur extreme Vibrationen, sondern sorgte auch dafür, dass zahlreiche Sensoren ausfielen. Deshalb funktionierte der Geschwindigkeitsbegrenzer für die Boxengasse nicht mehr. Sainz wurde bei beiden Boxenstopps geblitzt und bekam beim ersten Vergehen fünf Straf-Sekunden aufgebrummt, beim zweiten eine Durchfahrtsstrafe.
4. Warum gab es zum Rennende noch eine VSC-Phase?
Drei Runden vor Rennende drehte sich Sainz am Ausgang des Stadions und schlug leicht ein. Dabei brach die Hinterachse und er musste den Williams abstellen. Obwohl er das Auto noch in eine Leitplanken-Öffnung steuerte, musste die Rennleitung eine kurze VSC-Phase ausrufen. Das Auto befand sich noch nicht ganz hinter der Leitplanke und Marshals mussten für die Bergung auf die Strecke.
5. Wofür kassierte Lewis Hamilton eine Strafe?
Max Verstappen attackierte in Runde 6 seinen Erzrivalen Lewis Hamilton in Kurve 1, es kam sogar zur leichten Berührung. Der Zweikampf wurde in den nächsten Kurven zu einem Fünfkampf, aus dem Hamilton als Sieger hervorging – allerdings nur, weil er in Kurve 4 geradeausfuhr und sich nach einem Abstecher in der Prärie wieder vor den Konkurrenten einsortierte.
Dabei hatte er einerseits gegen die Race Director Event Notes verstoßen. Darin hieß es, dass man in Kurve 4 den Weg zurück auf die Strecke über einen kleinen asphaltierten Weg nehmen muss. Weil Hamilton die Kontrolle über sein Auto verloren hatte, ließen die Stewards ihn hier noch davonkommen. Dass er aber von der Strecke abkam und dabei noch einen bleibenden Vorteil hatte, ging für die Rennkommissare unter dem Vorsitzenden Gerd Ennser nicht in Ordnung.
Hamilton kassierte dafür eine 10-Sekunden-Strafe, die er beim Boxenstopp absitzen musste. Dadurch fiel er von Platz 3 auf Platz 7 zurück und musste sich anschließend auch noch von Verstappen kassieren lassen.
6. Wie fiel Yuki Tsunoda zurück?
Yuki Tsunoda hat das Startrunden-Trauma von Singapur gut bewältigt. Nach spektakulären Starts in Austin machte er auch in Mexiko Plätze gut. Von Startplatz 10 ging es in der Startrunde auf Platz 8 nach vorne. Oscar Piastri ging auf der Strecke vorbei, doch richtig viele Positionen verlor er beim langsamen Boxenstopp. 11,85 Sekunden stand der Red-Bull-Pilot. Am Ende verpasste er die Punkte auf Platz 11.
7. Warum musste Nico Hülkenberg aufgeben?
Für Nico Hülkenberg war der Mexiko GP eigentlich schon vorbei, ehe er begonnen hatte. In der Einführungsrunde machte plötzlich die Power Units Probleme. Sämtliche Versuche, das Problem mit Einstellungen am Lenkrad zu lösen, brachten keinen Erfolg. Hülkenberg musste deshalb sogar auf die Burnouts vor dem Start verzichten.
Entsprechend ging es am Start nach hinten. Obwohl er nicht die volle Motorleistung hatte, konnte er noch beide Alpine hinter sich lassen, die an diesem Wochenende in einer eigenen – niedrigeren – Liga fuhren. Mehr war allerdings nicht möglich. Das Team versuchte bei einem Boxenstopp in Runde 25 das Problem mit einem kompletten Neustart des Boliden zu beheben, aber stattdessen ging dieser nicht mehr an und Sauber musste das Auto zurückziehen. Was genau an der Power Unit kaputt ging, ist noch unklar. Es handelte sich aber nicht um ein Hydraulikproblem wie vor dem Italien GP in Monza.
8. Worüber regte sich George Russell am Funk auf?
George Russell lief beim Mexiko GP heiß. Zunächst beschwerte er sich darüber, dass Max Verstappen und Charles Leclerc in Kurve 1 geradeaus fuhren und sich trotzdem wieder vor ihm einsortieren durften. Später wurde er aber noch hitziger am Funk. Seine Aufforderungen an das eigene Team, Positionen mit Teamkollege Kimi Antonelli zu tauschen, mussten zensiert werden.
Beim Fünfkampf, der nach dem Hamilton-Verstappen-Scharmützel entstand, ging Antonelli an Russell vorbei. Allerdings hatte Russell das Gefühl, schneller zu können. Während direkt vor ihm Antonelli nicht an Bearman vorbeikam, bekam Russell von hinten Druck von Piastri. Mercedes reagierte spät und kam dem Wunsch von Russell nach.
Doch anfangs musste Russell Antonelli DRS spenden, damit der sich gegen Piastri verteidigen konnte. Der Plan ging nicht auf, Russell konnte nicht an Bearman vorbeigehen. Im Gegenteil: Beim zweiten Boxenstopp verlor Antonelli die Position an Piastri und der McLaren-Pilot konnte später auch noch an Russell vorbeigehen. Deshalb ließ Mercedes anschließend Russell und Antonelli wieder Positionen tauschen.
9. Wie kam Oscar Piastri an den Mercedes vorbei?
Bis zum zweiten Boxenstopp hing Oscar Piastri zunächst im Getriebe von George Russell und später von Kimi Antonelli. Erst gegen Rennende konnte er an den beiden Silberpfeilen vorbeigehen. Entscheidend war der Wechsel auf eine Zweistopp-Strategie. Dabei sah es zunächst danach aus, als würde auch damit alles beim Alten bleiben. Denn direkt vor Piastri bog Antonelli in die Boxengasse ab.
Während McLaren Piastri in 2,10 Sekunden abfertigte, stand Antonelli 4,46 Sekunden vor der Mercedes-Box. Dadurch gewann Piastri die Position. George Russell konnte er in Runde 60 auf der Strecke überholen. Russell hatte kein DRS mehr und konnte sich so nicht mehr gegen Piastri verteidigen.
10. Wie kam Ollie Bearman auf Platz 4?
Ollie Bearman zeigte in Mexiko eine starke Vorstellung. Obwohl er im 1. Training für Ryo Hirakawa aussetzen musste, hatte er Teamkollege Esteban Ocon wieder klar im Griff. Durch die Sainz-Strafe startete Bearman von Platz 9. In der Startrunde katapultierte er sich auf P6 nach vorne, beim chaotischen Fünfkampf in Runde 6 holte er noch einmal zwei Plätze. Durch die Hamilton-Strafe lag er sogar lange auf Podest-Kurs. Das Austin-Update hat den Haas vor allem im Rennen noch einmal schneller gemacht, sodass sich Bearman bis zum Schluss vorne halten konnte.
Am Ende entschied sich Haas dazu, ebenfalls einen zweiten Stopp einzulegen. Dadurch verlor man zwar Platz drei an Max Verstappen, die man auf der Strecke wohl ohnehin verloren hätte, dafür sicherte man Platz vier ab. Die Mannschaft von Ayao Komatsu hatte Angst, dass Bearman die Reifen einbrechen und die Zweistopper vorbeigehen.
11. Warum musste Fernando Alonso aufgeben?
Fernando Alonso bewegte sich in Mexiko schon vor seinem Ausfall fernab der Punkte. Zu Startplatz 14 kam am Start noch ein leichter Frontflügel-Schaden dazu. Auf P14 verbrachte er auch den Großteil des ersten Stints, am Ende dessen er sogar von seinem Teamkollege Lance Stroll überholt wurde. Ein früher Wechsel auf Mediums änderte nicht viel an seiner misslichen Lage und seiner Pace.
In Runde 34 musste er zunächst Lance Stroll freiwillig vorbeigehen lassen, da dieser mit neueren Reifen zu ihm aufschloss. War seine Pace auf den vorherigen Runden zwar eher langsam aber relativ konstant gewesen, nahm er auf den folgenden Metern unvermittelt komplett raus und rollte nur noch in gemächlicher Fahrt an die Box zurück. Am Ende der Runde stellte Alonso ab. Aston Martin teilte mit, dass dies als Vorsichtsmaßnahme gegen ein potenzielles Bremsproblem getan wurde.
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