Die Formel 1 führte an diesem Wochenende in Barcelona eine lang erwartete und angekündigte Regelreform durch, die mit einer technischen Direktive eingeführt wurde. Die Biegsamkeit der Frontflügel wurde stark beschnitten, indem die Toleranzwerte verringert wurden. Große Änderungen in der Hackordnung zeigten sich im F1-Qualifying beim Spanien-GP nicht, mit der Neuerung sind dennoch nicht alle zufrieden – oder gerade deshalb.

Lewis Hamilton, der bereits im Vorfeld sein Unverständnis über die Flexi-Wing-Regelverschärfung zum Ausdruck gebracht hatte, gab sich nach der ersten Qualifikation mit den neuen Regeln bissig. “Die Balance ist definitiv nicht so gut, wie sie zuvor war, aber es hat keinen Unterschied gemacht. Was für eine Geldverschwendung!”, ärgerte sich der Formel-1-Rekordweltmeister. Sein Unmut gilt vor allem dem Umstand, dass die Teams mitten in der Saison neue Frontflügel entwickeln mussten.

McLaren noch immer vorne – Hamilton: Es hat sich nichts verändert

McLaren dominierte in Barcelona nach wie vor das Geschehen, unter den ersten Verfolgern tummelten sich in Form von Max Verstappen und George Russell ebenfalls die üblichen Gesichter, erst dann kam Ferrari. Ähnlich sah das Bild auch vorher aus. “Es hat sich buchstäblich nichts verändert. Alle Flügel biegen sich noch immer, sie biegen sich halt nur noch zur Hälfte”, sagte Hamilton weiter.

Eigentlich erlauben die F1-Regeln überhaupt keine Flexi Wings. Doch die Gesetze der Physik machen es schlicht und ergreifend unmöglich, minimale Biegungen zu verhindern. Deshalb gibt es seit Jahren Grenzwerte, welche bei den Belastungstests der FIA nicht überschritten werden dürfen. Doch da die Formel-1-Teams in der Vergangenheit regelmäßig Wege fanden, diese Tests zu erfüllen, dann aber auf der Strecke absichtliche Biegungen herbeizuführen, wurden die Regeln an diesem Punkt zunehmend verschärft. Zuletzt nun an diesem Wochenende in Spanien.

Biegsame Flügel helfen nämlich den Teams dabei, besser die Balance kontrollieren zu können. Die neuesten Änderungen haben laut Hamilton nur kleine Auswirkungen. “Ich bin es im Simulator gefahren und es war mehr oder weniger nur dasselbe. Vielleicht ein bisschen mehr Übersteuern in den schnellen Kurven.”

Im Vorfeld des Spanien-GPs hatte sich Hamilton darüber aufgeregt, dass die Regeländerung in die falsche Richtung gehe. “Es [die Flexi-Wings, d. Red] war positiv für uns. Dadurch wurde diese Auto-Generation so viel besser zu fahren.” Der einstige Serien-Weltmeister kommt seit 2022 mit den Ground-Effect-Autos nicht so gut zurecht wie noch mit der vorherigen Regel-Generation. “Letztendlich [war es] ein Pflaster für dieses schlecht designte technische Reglement”, sagte er über die Flexi-Wings.

Lewis Hamilton ärgert sich über Geldverschwendung, McLaren bremst

Nun stört er sich also am Kostenfaktor. “Man hätte das Geld auch einfach spenden können. Aber lass uns hier einfach etwas Geld verschwenden”, sagte er am Samstag sarkastisch weiter. Doch wie gravierend ist der Kostenfaktor wirklich? McLaren-Teamchef Andrea Stella malte ein etwas nüchterneres Bild. “Ich bin mir nicht sicher, was die wirtschaftlichen Hintergründe angeht. Möglicherweise müsste es etwas ineffizienter gewesen sein, das zu tun, aber ich denke nicht, dass es ein großer Faktor ist.”

“Die technische Direktive war seit einer langen Zeit geplant, und wir konnten effiziente Wege finden, diese Neuentwicklung einzuplanen.” Die Frontflügel waren bei vielen Teams in der Formel-1-Saison 2025 sowieso noch nicht fertig entwickelt, wie Stella anmerkte. So hatte etwa Ferrari die technische Direktive genutzt, um gleichzeitig die Form seines Flügels zu mitzuverändern. McLaren löste es anders. Das Woking-Team brachte in Barcelona einen Flügel mit einer anderen Carbon-Struktur an die Strecke, nicht aber mit einer anderen Form.

Andrea Stella: Minimale Veränderungen

Dass sich an der Hackordnung in der Formel 1 bisher keine nennenswerten Verschiebungen abzeichnen, passt zu den Simulationsdaten von McLaren. “Wenn wir uns die Paramater anschauen. Luftwiderstand: Null Einfluss oder wenn dann nur in den Dezimalzahlen. In Bezug auf die Balance hat man, wenn man einen weniger aerolastischen Effekt hat, ein etwas spitzeres Auto in schnellen Kurven und etwas mehr Untersteuern in langsamen Kurven”, erklärte Stella.

“Aber wie gesagt: Die Veränderungen sind sehr klein und bewegen sich innerhalb des Rauschens der Variation von einer Runde zur nächsten. Also insgesamt wurde ich sagen, der Luftwiderstand, die Balance, die Rennpace, den Reifenverschleiß, sie sind alle vernachlässigbar”, erklärte der Teamboss, der früher Technik-Chef bei McLaren war.

McLaren ungebremst! Hamilton: FIA-Regeln nur Geldverschwendung! (11:09 Min.)