Florian Niedermair
Formel 1 & Motorsport Ressort
Italiener auf dem Papier, Österreicher im Herzen. Die meiste Zeit mit der Formel 1 beschäftigt, aber gerne auch mal bei anderen Rennserien in Aktion.MEHR

Yuki Tsunoda erlebte im Sprint-Qualifying der Formel 1 in Miami-GP eine bittere Pleite. Der Red-Bull-Fahrer blieb schon im ersten Abschnitt hängen und weckte damit Erinnerungen an seinen Vorgänger Liam Lawson, der bei seinen Qualifying-Auftritten im Red Bull zu Beginn der F1-Saison auch jeweils schon im ersten Abschnitt die Segel streichen musste.
Doch Tsunoda hatte im Gegensatz zu Lawson eine gute Entschuldigung für sein Aus parat: Der Japaner wurde auf seiner zweiten (und entscheidenden) schnellen Runde erst spät auf die Strecke geschickt und überquerte die Ziellinie knapp eine Sekunde nach Ablauf der Zeit, wodurch er gar keine gezeitete Runde mehr absolvieren konnte. Die Folge war Rang 18.
Kommunikations-Fehler bei Red Bull: Verursachte Max Verstappen Tsunoda-Aus?
Tsunoda sprach nach dem Qualifying von einem “Kommunikations-Fehler”. Denn obwohl Max Verstappen im Gegensatz zu ihm für den Aufstieg SQ2 nicht unter Druck stand, schickte das Team den Formel-1-Weltmeister vor ihm auf die Strecke.
Red Bull sah die Gefahr erst zu spät kommen. Verstappen wurde vor dem letzten Bremspunkt angewiesen, seinen Teamkollegen vorbeizulassen und an die Box abzubiegen. Dieser Plan kam bei Tsunoda aber nicht an. Als Verstappen in der letzten Kurve verlangsamte, um an die Box zurückzukehren, bremste stattdessen auch Tsunoda ab. Der Hilferuf seines Renn-Ingenieurs Richard Wood – “Pushe weiter” – kam zu spät.
Wenige Sekunden zuvor war Verstappen in einen weiteren Aufreger der Session involviert. Mehr dazu hier:
Motorsportberater Dr. Helmut Marko stellte sich im ServusTV-Interview entschuldigend vor Tsunoda: “Er kann nichts dafür. Er ist zu spät rausgekommen und dadurch, dass sich die Fahrer wieder so langsam [beim Boxenausgang] angestellt haben, [hat es nicht geklappt]. Der Speed hätte an und für sich gepasst.”
Tsunoda sagte nach dem Qualifying, dass er realisiert habe, dass es knapp werden würde, für ihn war nur nicht klar gewesen, dass Verstappen seine Runde abbrechen wollte, weshalb er Abstand ließ: “Was hätte ich tun sollen? Da ist ein Auto vor mir. Die Kommunikation war ziemlich schlecht. Man muss ganz allgemein sagen, dass das für mich kein echtes Qualifying war”, ärgerte er sich.
War nur der Verkehr schuld? Deshalb flog Tsunoda wirklich raus
Kein echtes Qualifying deshalb, da er auch auf seinem ersten Run Pech hatte, wie Tsunoda behauptete: “Irgendein ‘intelligentes Auto’ kam vor mir aus der Box, was meine Runde zerstörte. Viele Autos kamen mir in die Quere auf meiner ersten Runde.” Das ‘intelligente’ Auto war Oliver Bearman, den Tsunoda in Kurve 3 überholen musste. In Kurve 6 bekam er auch Dirty Air von Charles Leclerc ab, der auf einem langsamen Umlauf war.
“Ich hatte in der letzten Kurve einen Verbremser”, gestand Tsunoda, “aber nach Kurve 1 war die Runde sowieso verloren. Denn wegen diesem Auto am Boxenausgang war ich nicht in der Lage eine sinnvolle Runde zu fahren.” So seine Interpretation. Die Daten-Auswertung widerspricht dieser Analyse allerdings vollumfänglich. Und die Stoppuhr lügt ja bekanntlich nicht.
Tatsächlich befand sich Tsunoda bereits im zweiten Sektor wieder im grünen Bereich verglichen mit Liam Lawson, der an seiner Stelle in SQ2 aufstieg. Eine Viertelsekunde betrug der Unterschied vor dem letzten Bremspunkt der Runde in Kurve 17. Sein Verbremser kostete Tsunoda über eine halbe Sekunde, ohne diesen Fehler wäre der Aufstieg praktisch sicher gewesen – vollkommen unabhängig vom zweiten Run.
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