Christian Menath
Ressortleiter Formel 1
Schnüffelt gerne am Print-Magazin, gibt mit seiner bestandenen Steward-Prüfung an, hält lange Monologe, war einst gut im Mario Kart – und liebt die F1 bedingungslos.MEHR
Nach dem Aserbaidschan GP wusste Max Verstappen nicht so recht, ob er sich nun freuen oder ob er sich ärgern sollte. Sein Vorsprung in der Fahrerweltmeisterschaft war erneut kleiner geworden, aber diesmal nur um drei Punkte. Sieben Rennen vor Ende der Formel-1-Sason 2024 liegt der Weltmeister noch immer 59 Punkte vor Lando Norris.
Doch Norris war eigentlich neun Plätze hinter Verstappen ins Rennen gegangen – und doch machte er am Ende noch Punkte gut. “Wenn man sich mein Rennen ansieht, war es das Worst-Case-Szenario”, ärgerte sich Verstappen. “Da ist es nicht verwunderlich.”
Die erneuten Leiden des Niederländers begannen in der Qualifikation. Nachdem ein neuer Unterboden die gravierendsten Balance-Probleme an seinem RB20 zu beheben schien, kam er im Qualifying nicht von der Stelle. Nach dem 3. Freien Training wollten Verstappen und Red Bull mehr und versuchten, das Setup zu perfektionieren. Schnell merkte Verstappen, dass der Schuss nach hinten losgegangen war.
Weil das Setup der Fahrzeuge nach Beginn des Qualifyings nicht mehr geändert werden darf, waren Verstappen die Hände gebunden. Er wusste, dass ihm ein schwieriges Rennen bevorstehen würde. Dabei konnte er am Start George Russell überholen und lag auf Position 5.
Schon früh zeigte sich aber, dass Verstappen das Tempo der Spitze nicht mitgehen konnte. Auch Teamkollege Sergio Perez konnte weiter vorne deutlich schneller und nahm dabei auch seine Reifen weniger heran. “Wir haben den Preis für die Setupänderung nach dem 3. Training gezahlt. Das Auto war schwierig zu fahren, das Auto ist gesprungen und die Räder waren in den langsamen Kurven in der Luft”, so Verstappen.
Albon und Norris ruinieren Verstappens Rennen endgültig
Nach seinem frühen Boxenstopp kam der Weltmeister hinter Alexander Albon und Lando Norris raus – beide fuhren auf der alternativen Strategie und mussten auf den harten Reifen einen langen ersten Stint fahren. Trotz frischer Reifen kam Verstappen nicht an Albon und Norris vorbei. Damit war sein Rennen endgültig gelaufen. “Alles war Worst Case. Wenn man hinter Alex und Lando hängt und die Balance-Probleme hat, dann ist es am Ende keine Überraschung”, ärgert sich Verstappen.
Während er sich in der verwirbelten Luft die frischen Reifen kaputt fuhr, konnte dahinter Russell die Pace der neuen Pirelli-Pneus nutzen. In Runde 34 musste Verstappen Russell passieren lassen. Aufregend wurde es noch einmal gegen Rennende. Drei Runden vor der karierten Flagge kam von hinten Norris nach dessen Stopp mit frischen Mediums angeflogen. Verstappen konnte sich nur kurz verteidigen und musste seinen Titelrivalen schließlich ziehen lassen.
Norris von Startplatz 15 auf 4 nach vorne, Verstappen von 6 auf 5 – und das trotz des Unfalls zwischen Carlos Sainz und Sergio Perez, der ihm noch zwei Positionen brachte. Statt selbst im WM-Kampf zurückzuschlagen, gab es den nächsten Rückschlag. “Man kann es aber auch andersrum sehen, sie [McLaren und Norris] hätten auch einen besseren Job machen können”, wirft Verstappen ein. Norris’ Teamkollege Oscar Piastri gewann den GP schließlich.
Im Gegensatz zu den vorangegangenen Rennwochenende zeigte sich der 26-Jährige versöhnlicher. Das hat vor allem mit dem neuen Unterboden zu tun: “Wir haben heute mit Checo gezeigt, dass das Auto besser ist. Wir haben nicht gewonnen, aber er war im Kampf. Wenn wir das Auto weiter Schritt für Schritt verbessern, dann können wir wieder konstant in diesem Kampf sein.” Perez fuhr ebenfalls mit dem neuen Unterboden, verpokerte sich aber mit dem Setup nicht.
Perez-Crash kostet Verstappen 2 Punkte im WM-Kampf
Der Perez-Crash in der vorletzten Runde war für Red Bull nicht nur im Kampf um die Konstrukteurs-WM schlecht, sondern auch für Verstappen. Nachdem Norris an ihm vorbeigegangen war, kam Verstappen an die Box, um sich frische Reifen abzuholen und die schnellste Rennrunde zu fahren. Durch den Unfall hatte er aber keine Chance mehr darauf, weil die Strecke unter VSC gesetzt wurde. Besonders bitter: Der Extra-Punkt für die schnellste Rennrunde ging so an Norris. Verstappen verlor so zwei Punkte im WM-Kampf.
Nach dem Rennen wäre Verstappen das VSC fast noch ein zweites Mal zum Verhängnis geworden. Denn auf der Ehrenrunde überholte er mehrere Fahrer – unter VSC ist das selbst nach Rennende verboten. “Es gab schon viele Beispiele, in denen Fahrer das gemacht haben”, verteidigt er sich. Tatsächlich sahen das auch die Stewards so und beließen es deshalb bei einer Verwarnung, zumal Verstappen nicht an der Unfallstelle überholte und auch die restliche Runde recht langsam fuhr. Beim Überholen gratulierte er seinen Konkurrenten.
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