Florian Niedermair
Formel 1 & Motorsport Ressort
Italiener auf dem Papier, Österreicher im Herzen. Die meiste Zeit mit der Formel 1 beschäftigt, aber gerne auch mal bei anderen Rennserien in Aktion.MEHR

Schlimmer geht immer. Dieses Motto scheint das zweite Formel-1-Cockpit bei Red Bull zu begleiten. Nachdem Yuki Tsunoda schon seit seinem Aufstieg von den Racing Bulls zum Topteam deutlich hinterherhinkte, erlebte er in Barcelona eine sportliche Katastrophe. Letzter Platz im Qualifying! Nicht einmal Franco Colapinto, der mit einem technischen Problem im zweiten Run gar nicht mehr ausrücken konnte, konnte er hinter sich lassen.
Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko, der ansonsten in den letzten Wochen darum bemüht war, den Japaner zu verteidigen, verlor kein gutes Wort über die Leistung des Nummer-2-Fahrers von Red Bull. Angesichts von P20 und sechs Zehntelsekunden Rückstand auf Max Verstappen gab es auch kaum etwas schönzureden. Stattdessen setzte es deutliche Kritik an Tsunodas Q1-Performance. “Dritter und Letzter passt nicht zusammen”, bilanzierte der Österreicher mit Blick auf die Performance-Lücke zwischen den beiden Red-Bull-Fahrern.
Yuki Tsunoda findet keine Pace: Haben fast jedes Setup probiert
Fast sechs Zehntel büßte Tsunoda auf seinen Teamkollegen im ersten Abschnitt der Formel-1-Qualifikation ein. Und das, obwohl es Verstappen nach einem Run gut sein ließ. Tsunoda konnte sich auch nicht erklären, was falsch läuft. Schon seit Beginn des Wochenendes findet er nicht in die Spur und auch Setup-Anpassungen verfehlten bisher ihre Wirkung in Form einer besseren Pace. “Schon auf meiner ersten Push-Runde in FP1 sagte ich am Radio, dass sich etwas nicht richtig anfühlt”, sprach Tsunoda am Samstag.
“Wir haben versucht, das Problem im Laufe der Woche zu lösen, aber egal, was wir am Setup versucht haben, es gab uns einfach noch ein schlechteres Gefühl und wir waren nicht in der Lage, die wesentliche Beschränkung zu beheben”, rätselte Tsunoda. Er kann sich keinen Reim darauf machen, wo der Hund begraben liegt: “Ich denke nicht, dass es das Setup ist. Denn um ehrlich zu sein, wir haben fast jedes Setup probiert.”
Von einzelnen Schwachstellen zu reden, wäre auf der Runde von Tsunoda eine grobe Untertreibung. Denn im Vergleich zu Verstappen büßte er praktisch überall signifikant Zeit ein. Besonders stechen dabei aber schnelle bzw. mittelschnelle Kurven hervor: In Kurve 3, 9, sowie 10/11 verlor er massiv Zeit.
Marko hielt fest, dass Tsunoda länger benötigt, ehe er nach einer Setupanpassung auch seinen Fahrstil darauf umstellen kann. “Das ist bei Max kein Thema”, strich Marko heraus. Was die Fehlersuche aber noch weiter erschwert: Das Handling sei laut Tsunoda im Qualifying in Ordnung gewesen. “Die Fahrzeug-Balance ist nicht schlecht und auch mein Gefühl war vorhanden. Die Runde im Qualifying, vor allem die letzte Push-Runde, war ziemlich gut. Das passt nicht ganz zu meinem Ergebnis und der Pace, die ich habe.”
Yuki Tsunoda konstant, aber langsam: Liegt es nur am alten Red-Bull-Unterboden?
“Auf jeder Runde seit FP1 war ich ziemlich konstant.” Tsunoda formuliert das als positive Erkenntnis, aber eigentlich macht es seine Pleite nur noch besorgniserregender, denn wenn die Auto-Balance gut sei und die Runde in Ordnung war, ist es erst recht schwierig, irgendwo Rundenzeit zu finden. Konstanz ist gut, aber konstant langsam zu sein, gilt in der Formel 1 nicht als positive Eigenschaft.
Eine Erklärung für zumindest einen Teil des Rückstandes wäre aber dennoch vorhanden: Tsunoda fährt eine ältere Spezifikation des RB21 als Verstappen. “Zu seiner Verteidigung, er fährt nicht den gleichen Unterboden und noch ein paar andere Kleinigkeiten”, merkte Marko an, lastete das seinem Fahrer aber dennoch an: “Die [alte Spezifikation] hat er verschrottet und die Ersatzteil-Situation ist nicht leicht.”

Marko fiel nach den ersten sieben Formel-1-Qualifyings von Tsunoda im großen Bullen-Team ein allgemeiner Trend auf: “Es scheint so, wenn das Qualifying kommt, dann steigert er sich nicht mit, während Max eben diese Steigerung bringt.”
Tsunoda wirkt vor dem Formel-1-Rennen in Spanien ratlos. Startplatz 20 würde Red Bull eigentlich die ideale Möglichkeit bieten, um mit dem Rücken zur Wand stehend, noch einmal starke Veränderungen an seinem Setup vorzunehmen und dafür aus der Box zu starten. Nur, Tsunoda weiß nicht, was man überhaupt noch verändern könnte: “Wenn wir die Fahrzeug-Limitierung finden […], aber sogar ich selbst denke nicht, dass es viel Sinn macht das Setup zu ändern, denn wir haben fast alles schon probiert. Ich sehe nicht welches Setup eine Wende einleiten könnte.”
Ideal lief das F1-Qualifying auf für Max Verstappen nicht. In seinem Fall bedeutet das P3, aber mit viel Rückstand auf die Pole.
© Motorsport-Magazin
diese Formel 1 Nachricht