Markus Steinrisser
Formel 1 Ressort
Seit 2018 im F1-Team. Der Mann fürs Textliche. Nichts ist schöner als Action auf- und abseits der Strecke, fusioniert zum großen Feature.MEHR

Seit Jahren steht außer Frage, dass Max Verstappen zu den absolut Besten in der Formel 1 gehört, wenn es darum geht, ein nervöses Auto am Limit zu bewegen. Sein neuer Red-Bull-Teamkollege Yuki Tsunoda muss vor dem zweiten gemeinsamen Wochenende in Bahrain Tribut zollen. Nachdem er mit eigenen Augen gesehen hat, was Verstappen zu schaffen vermag. Was aber nicht unbedingt positiv ist.
Zuerst einmal hält Tsunoda aber trotzdem an seinen Ansagen von vor einer Woche fest: “Ich denke, ich kann mit der Auto-Balance zurechtkommen. Tatsächlich bin ich eher in Richtung Setup von Max gegangen, und nicht zu dem, von dem ich dachte, es sei gut. Überraschenderweise konnte ich recht gut damit fahren. Bislang bin ich damit happy.”
Tsunodas größte Probleme: Noch kommt nichts natürlich. Weil die Erfahrung fehlt. Deswegen flog er auch im zweiten Qualifying-Segment von Japan schon raus, nachdem er die Reifen-Vorbereitung nicht auf die Reihe bekam. Hintergrund: Red Bull überlässt das Festlegen des finalen Ablaufes den Fahrern. Bei den Racing Bulls wird das Verfahren komplett von den Ingenieuren gemanagt.
“Ich will nicht sagen, was davon besser ist, aber bei ein paar Dingen betreiben die Racing Bulls einen für den Fahrer einfacheren Ansatz”, beschreibt Tsunoda. Jetzt muss er sich umgewöhnen: “Muss mich reinarbeiten, was beim Anwärmen am besten klappt.” Darüber hinaus muss er auch noch verstehen, wie er das Setup bei Red Bull adaptiert. Was sich als besonders große Herausforderung entpuppt.
Tsunoda hadert mit Setup: Einfacher macht den Red Bull langsamer
Eigentlich hatte Tsunoda nach seinen ersten Simulator-Sessions vor Japan verkündet, dass der RB21 gar nicht so schwer zu fahren war. Am Freitag nach zwei echten Trainings klang das dann schon ganz anders. Der Hintergrund, so erklärt Tsunoda jetzt, war eine Setup-Änderung, die ohne für ihn offensichtlichen Grund nach hinten losging.
Nach gutem ersten Training wollte er das anfänglich aggressive Einlenkverhalten des RB21 etwas abstumpfen. Im Auto fühlte es sich daraufhin besser an, es lenkte besser ein, und er war sich sicher, dass er in FP2 infolgedessen schneller sein würde: “Aber ich habe mich nicht verbessert. Tatsächlich ging es in die andere Richtung. Ich wurde langsamer, obwohl sich das Auto richtig, richtig gut anfühlte.”
“In Sachen Auto-Charakteristik muss ich denke ich einfach mit ein bisschen Schwierigkeit leben”, akzeptiert Tsunoda da schon. Daher kam er zurück in Richtung Verstappen, aber nicht auf das reine Verstappen-Basis-Setup. Mit dem fuhr er inzwischen zumindest schon im Simulator: “Damit spüre ich definitiv die Schwierigkeit am Heck. Es ist unglaublich, wie er mit so einem Setup umgehen kann. Schon im Simulator spüre ich, dass das kein einfaches Auto ist.”
So scheint das erste Fazit nach Japan für Tsunoda: Mehr als erwartet in Richtung Verstappen, aber nicht reines Verstappen-Setup. Das letzte Wochenende verdeutlichte aber auch mit Tsunoda im Auto erneut, dass Red Bull ein generelles Problem mit dem Auto hat. “Als Team wissen wir, dass das nicht die Richtung für den Rest des Jahres sein sollte”, so Tsunoda.
Tsunoda & Verstappen biegen falsch ab: Hat Red-Bull-Simulator nicht gesagt
Denn was in Japan besonders hervortrat, ist ein Fahrverhalten, das nicht mit dem Simulator zusammenpassen will. Nicht zuletzt auch deshalb landete Tsunoda in FP2 auf dem Holzweg. Je länger ein Stint, je mehr äußere Einflüsse wie Wind, desto unberechenbarer wird das Auto: “Max hat das auch erwähnt. Es ist anders als das, was er immer im Simulator fühlt.”
“Suzuka war wohl außerdem der größte Unterschied”, meint Tsunoda. Das bestätigt kurz darauf Verstappen selbst: “An manchen Wochenenden ist es besser, an manchen schlechter. Das Layout von Suzuka hilft da nicht. Im Simulator kannst du ein bisschen stärker rutschen. Wenn das dann in der Realität nicht geht, bist du stärker eingeschränkt.”
Bislang, so Verstappen, ist der RB21 kein bisschen leichter abzustimmen als sein ebenso unberechenbarer Vorgänger von 2024: “Es ist einfach super sensibel auf alle Änderungen, die wir machen.” Was dem Neuling Tsunoda kaum entgegenkommt. Bahrain aber sollte in Sachen Abstimmung weniger Probleme machen. Die Strecke ist simpler als Japan, und man fuhr hier schon beim Test. Nachteil: Der Reifenverschleiß ist hoch. “Es ist heiß, der Asphalt ist aggressiv. Auf dem Papier nicht ideal für uns”, hält Verstappen den Ball wieder flach.
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