Er war’s! Pierre Gasly und Yuki Tsunoda schieben sich nach ihrem Crash beim Monaco-GP gegenseitig die Schuld zu. Einen Fehler will keiner der beiden Formel-1-Piloten eingestehen. Doch die Stewards haben ein klares Urteil gefällt. Wer ist nun der Übeltäter?

Der Unfall ereignete sich in der Anfangsphase des Rennens. Gasly fand sich hinter dem Red Bull von Tsunoda wieder, nachdem beide unter dem Virtuellen Safety Car schon einen von zwei Pflichtboxenstopps absolviert hatten. Nach dem Tunnel hinzu Kurve 10 versuchte der Alpine-Pilot sein Glück und wollte am Japaner vorbeigehen.

“Yuki hat vor dem Tunnel einen Fehler gemacht, so dass ich sehr dicht an ihm dran war”, schildert Gasly. “Jede Runde bremste er auf der Rennlinie rechts. In dieser Runde war ich sehr nah dran, also entschied ich mich, links zu bleiben, und er begann, links zu bremsen. Ich fuhr also nach rechts, aber dann kam er zurück auf die Rennlinie. Ich hatte mich bereits dazu entschieden, später als er zu bremsen, und konnte nirgendswo mehr hin.”

Im TV wurde nach dem Crash in Monaco ein Funkspruch von Gasly eingeblendet, indem der Franzose von defekten Bremsen berichtet. Dies war jedoch nicht die Ursache für den Kontakt mit Yuki Tsunoda, sondern lediglich die Folge. Ohne Bremsen kam es nur knapp nicht zu einer weiteren Berührung mit Teamkollege Franco Colapinto. Gasly schleppte sich in die Box, das Rennen war für ihn gelaufen. Tsunoda hingegen konnte, ohne einen bemerkbaren Schaden zu haben, weiterfahren.

Yuki Tsunoda flucht: Ist er ein Idiot?

Den Fehler sieht Gasly nicht bei sich selbst, sondern beim Red-Bull-Piloten. “Für mich ist es nur so, dass man hier auf seiner Linie bleiben muss”, meint der Franzose. “Man hat ohnehin schon keinen Platz, um zwei Autos nebeneinander zu stellen.” In seinen Augen habe sich Tsunoda beim Bremsen noch bewegt. “Man kann die Position verteidigen, aber nicht links und dann rechts fahren”, beschwert sich der Alpine-Pilot. “Es ist eine Strecke, auf der es schon schwer genug ist. Ich dachte nur, dass er den Platz lassen würde.”

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Yuki Tsunoda, der den Grand Prix auf P17 zumindest beenden konnte, ist sich keiner Schuld bewusst. Gleich nach dem Unfall funkte er zornig an sein Team ‘Ist er ein Idiot?’. Angesprochen auf Gasly Anschuldigungen, versteht der Japaner die Welt nicht mehr.

“Der Zwischenfall war ein bisschen rätselhaft. Ich habe nichts Dummes gemacht, mich beim Bremsen nicht bewegt”, verteidigt sich Tsunoda. “Ich weiß nicht, was passiert ist, um ehrlich zu sein. Aus meiner Sicht ist er einfach in mich reingefahren. Ich glaube nicht, dass ich etwas falsch gemacht habe. Gäbe es die Situation nach einmal, würde ich wieder dasselbe tun.”

Pierre Gasly: Wir werden darüber reden

Gasly und Tsunoda waren beim Red-Bull-Zweitteam einst Teamkollegen und die beiden verbindet eigentlich ein freundschaftliches Verhältnis. Für den Idioten-Sager am Funk zeigt der Franzose Verständnis. “Es ist in Ordnung”, sagt Gasly. “Ich weiß, dass die Aussage im Eifer des Gefechts getätigt wurde.”

Gasly und Tsunoda verbindet eigentlich ein gutes Verhältnis, Foto: Red Bull Content Pool
Gasly und Tsunoda verbindet eigentlich ein gutes Verhältnis, Foto: Red Bull Content Pool

Beim sportlichen Aspekt auf der Strecke ist der Alpine-Pilot weniger nachsichtig. “Das verstehe ich nicht ganz. In einer Bremszone auf einer normalen Strecke bewegen wir uns nicht”, ärgert sich Gasly. “Ich bin sicher, dass wir darüber reden werden. Ich glaube nicht, dass es Yukis beste Aktion war.”

Stewards entscheiden: Kein Fehlverhalten von Yuki Tsunoda

Das Urteil der Stewards könnte an Gaslys Kritik jedoch noch etwas ändern. Nach dem Grand Prix in Monte Carlo mussten beide Piloten vor den Renn-Kommissaren aussagen. Dort brachte der Franzose erneut seine Anschuldigungen gegen Tsunoda vor. Nach dem Analysieren der Szene und der vorherigen Runden des Red-Bull-Pilots konnten die Stewards jedoch kein Fehlverhalten identifizieren.

Im FIA-Dokument heißt es: “Wir haben uns die Linie angesehen, die der Fahrer von Auto 22 in den vergangenen Runden gefahren ist. Abgesehen von marginalen Unterschieden war die Linie ähnlich wie in den vorherigen Runden. Er hat also nicht eine Position „abseits der Linie“ verteidigt, wie es für einen Verstoß gegen Anhang L erforderlich ist. Die Anforderung, dass er mindestens eine Wagenbreite Abstand halten muss, galt nicht. Zweitens haben wir nicht festgestellt, dass er sich beim Bremsen bewegte, um sich in einer Kurve zu verteidigen, sondern seine normale Rennlinie auf dem Teil der Strecke fuhr, die von links nach rechts verläuft.”

Die Stewards kamen daher zu dem Schluss, dass Gasly “gänzlich oder überwiegend” verantwortlich für den Unfall war und beim versuchten Überholmanöver mehr Vorsicht hätte walten lassen sollen. Für das Vergehen kassiert der Franzose jedoch nur eine Verwarnung und keine Strafe. Bei der Entscheidung wurde berücksichtigt, dass Gasly sein Auto durch den Crash schwer beschädigte, während Tsunoda keine sportlichen Konsequenzen dadurch erfuhr.

Wie lief es beim Monaco-GP für die anderen F1-Piloten? Hier geht es zu den Gewinnern & Verlierern von Monte Carlo: