Isabelle Grasser
Formel 1 Ressort
Isabelle ist Teil unserer Formel-1-Redaktion. Sie erhört aber auch die Rufe anderer Serien, zum Beispiel der F1 Academy.MEHR
Unterhosen, Schmuck, Schimpfwörter. Formel-1-Fahrer haben sich mit der FIA schon über zahlreiche Themen gestritten. Beim vergangenen Singapur-Wochenende sorgte zuletzt ein Verbot von Kraftausdrücken für großes Aufsehen. Max Verstappen kassierte vom Dachverband eine umstrittene Fluch-Strafe und antwortete prompt mit einem Boykott. Aus diesem Anlass wirft Motorsport-Magazin.com einen Blick in die Vergangenheit und erinnert an fünf berühmte Streitfälle.
Protz-Protest gegen Schmuck-Verbot
Wer erinnert sich nicht an die glitzernde Schmuckdebatte in der F1-Saison 2022? Eigentlich war eine Regel gegen Schmuck im Rennauto längst im Internationalen Sportkodex verankert, diese kam jedoch nie zur wirklichen Anwendung. Die Fahrer trugen während den Rennen Eheringe, Halsketten und Piercings ohne Konsequenzen. Bis der neue Rennleiter Niels Wittich 2022 plötzlich auf die Umsetzung des Paragraphs bestand und mit Geldstrafen bis zu 250.000 Euro drohte. Kaum überraschend stoß er damit auf große Unmut bei mehreren Piloten. Im Zentrum des Streits mit der FIA stand jedoch Lewis Hamilton.
Der Mercedes-Pilot weigerte sich vehement seine Schmuckstücke, wie etwa Piercings, während des Rennens abzunehmen. Ihren Höhepunkt erreichte die Debatte beim Miami-GP 2022. Hamilton erschien zur Presserunde im Protz-Look. Drei Uhren, Ringe an jedem Finger und eine dicke Halskette untermauerten seinen Protest. Die Thematik zog sich über mehrere Rennen und Aufschübe, bis schlussendlich kein Drama mehr aus Schmuck im Auto gemacht wurde.
In Unterhose gegen die FIA
Diesen Anblick hat wohl niemand so schnell vergessen. Sebastian Vettel mit der Unterhose über dem Rennanzug. Die absurde Aktion gab es ebenfalls beim Miami-GP 2022 zu sehen. Neben der Schmuck-Debatte bestanden die FIA-Regelhüter damals auch darauf, gegen das Tragen von eigenen (nicht feuerfesten) Unterhosen während der Fahrt vorzugehen. Vettel sah die Kontrolle der Unterhosen als einen Eingriff in die persönliche Freiheit der Piloten und marschierte als Protest mit sichtbarer Unterwäsche durch das Fahrerlarger.
Niki Laudas Fahrerstreik 1982
Es ist wohl der dramatischte Streit mit der FIA in der gesamten Formel-1-Geschichte: Der Fahrer-Streik 1982 angeführt von Niki Lauda. Im Zentrum stand damals die geplante Einführung einer Superlizenz, die eine neue Exklusivitätsklausel beinhaltete. Vom Fahrer angestoßene Team-Wechsel wären damit Geschichte gewesen. Beim Südafrika-GP 1982 vereinte Lauda daher das gesamte F1-Feld zu einem Streik.
Die Piloten verschanzten sich am ersten Trainingstag im Konferenzraum des Sunnyside Park Hotels in Johannesburg. Didier Pironi, der damalige Präsident der Fahrergewerkschaft, nahm die Verhandlungen auf. Das Rennen stand vor der Absage. Den Piloten wurden mit Sperren gedroht. Aber auch über Nacht gaben die Piloten ihren Streik nicht auf. Erst am nächsten Tag wurde mit einem Anruf bei Lauda der Waffenstillstand ausgerufen. Sogar das Rennen konnte noch stattfinden.
Sturm aus dem Fahrer-Meeting
2022 war eine ereignisreiche Saison für die Rubrik ‘Fahrer vs. FIA’. Mit einem weiterem Vorfall sorgte Sebastian Vettel damals für Aufsehen. Nach Debatten über Schmuck und Unterhosen war die Stimmung im Fahrerlager gegenüber der Regelhüter im Keller. Zudem führten mangelnde Konstanz bei Strafauslegungen und ewige Diskussion zu Unmut unter den Piloten. Beim Österreich-GP 2022 war es in einer Fahrerbesprechung erneut zu einem zähen Hin und Her beim Thema Boxeneinfahrt und Track Limits gekommen. Vettel hatte davon die Nase voll und stürmte verärgert aus dem Meeting, was gegen die Anwesenheitspflicht verstoß. Dem Deutschen wurde von der FIA Fehlverhalten vorgeworfen und eine Geldstrafe in Höhe von 25 000 Euro auf Bewährung ausgesprochen. Mehrere Fahrer unterstützten in Folge Vettels Ausbruch und äußerten ebenfalls Kritik an der Rennleitung.
Maulkorb? Nein, danke
Als Ende 2022 ein neuer Artikel im Internationalen Sportkodex den F1-Fahrern politische, religiöse und persönliche Äußerungen ohne Genehmigung der FIA verbot, stoß der Dachverband auf Gegenwehr bei einigen Fahrern. Neben Lewis Hamilton äußerten sich etwa George Russell und Lando Norris ablehnend zum ‘Maulkorb’ des Dachverbands. Der siebenfache Weltmeister stellte sofort klar, dass er trotz des Verbots seine Meinung nicht zurückhalten würde. Noch vor dem ersten Rennen der Saison 2023 entschärfte F1-Boss Stefano Domenicali die Situation. Er würde Diskussionen und das Nutzen der eigenen Plattform unterstützen, hieß es. Die FIA erlaubte es den Fahrern schließlich, ihre Ansichten in ihrem eigenen Bereich zu äußern.
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