Es ist Herbst, das bedeutet: Die Formel 1 kann das WM-Ergebnis des Vorjahres endlich offiziell machen. Denn so lange dauert es üblicherweise, bis die Regelhüter des Automobil-Weltverbandes auch ihre Buchprüfungen abgeschlossen haben. Seit 2021 dürfen schließlich die jährlichen Ausgaben der Teams ein im sogenannten Finanziellen Reglement gesetztes Limit nicht überschreiten.

2023 hat die FIA diesbezüglich noch ein zweites Regelbuch eingeführt: Das Finanzielle Reglement für Power Units, mit dem die Kosten der ab 2026 kommenden Motoren kontrolliert werden sollen. Davor waren Motorabteilungen nicht eingeschränkt gewesen. Während alle zehn Rennteams im dritten Jahr der Anwendung alle Regeln korrekt befolgten, kann das von den Motorherstellern in ihrem ersten Jahr nicht behauptet werden.

Klarer Fall ist es für die zehn Einsatzteams. Alle haben ihre Einreichungen korrekt abgeleistet, wurden fünf Monate lang von den Buchprüfern der FIA durchleuchtet, und blieben unter der Grenze. Diese betrug 2023 in Summe 140,4 Millionen US-Dollar plus inflationsbedingter Indexierung. Damit bleibt Red Bulls 2021-Verstoß weiterhin die einzige Übertretung.

Formel-1-Abteilungen von Honda und Alpine patzen bei Motor-Kosten

Der neu für die Motoren eingeführte separate Kostendeckel sorgt allerdings für Probleme. Nicht für tatsächliche Übertretungen, sei angemerkt. Sechs Hersteller (Mercedes, Ferrari, Red Bull Ford, Audi, Honda und Alpine-Renault) sind für 2026 eingeschrieben. Alle blieben unter dem vorgegebenen Limit von 95 Millionen US-Dollar plus inflationsbedingter Indexierung.

Doch Honda und Alpine patzten bei der Einreichung – ein sogenannter “Procedural Breach”, also ein Verfahrens-Verstoß. Die Details übermittelt die FIA noch nicht, unterstreicht aber, dass beide Teams “stets in gutem Glauben gehandelt haben und gegenwärtig mit der [Cost Cap Administration] zusammenarbeiten, um die Angelegenheit abzuschließen.”

“Im Angesicht der Natur der Verstöße, der Komplexitäten der neuen Finanziellen Regeln für PU-Hersteller und den Herausforderungen im ersten Jahr der Anwendung ist es die Absicht der [Cost Cap Administration], diesen beiden Herstellern anzubieten, ihre respektiven Verstöße mittels eines Accepted Breach Agreements (ABA) beizulegen”, heißt es weiter von der FIA.

Was sind die Folgen für Alpine und Honda?

Ein Accepted Breach Agreement bedeutet nichts anderes, als dass die Cost Cap Administration – jener FIA-Körper, welcher die Kostengrenzen überwacht – dem Beschuldigten basierend auf dem Verstoß Sanktionen vorschlägt, und der Beschuldigte den Verstoß einräumt und sich schuldig bekennt. In dem Fall verzichtet der Beschuldigte auf sein Recht auf Einspruch, entgeht aber den Ermittlungen des sogenannten Cost Cap Adjudication Panels.

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So eine Vereinbarung beinhaltet üblicherweise für das nächste Jahr verschärfte Beobachtungen, zusätzliche Vorschreibungen, und Strafzahlungen. Kleine sportliche Strafen wären möglich, sind aber in diesem Fall unwahrscheinlich. Da wie von der FIA festgehalten es von Alpine und Honda keine Übertretungen gab und es ohnehin das erste Jahr für Motorhersteller war, darf wohl mit mildernden Umständen gerechnet werden.

Dass das erste Jahr schwierig ist, zeigte schon 2021. Damals hatte es auch unter den F1-Teams mehrere Verfahrensverstöße gegeben. Williams hatte eine Deadline verpasst und 25.000 Dollar zahlen müssen. Aston Martin hatte Kosten in der Einreichung falsch gruppiert, das kostete 45.000 Dollar. Auch Red Bull, damals mit einer tatsächlichen Übertretung erwischt, hatte zusätzlich Verfahrensfehler begangen. Einige Teams stockten in den ersten Monaten als Reaktion auf die Herausforderungen ihre Finanzabteilungen massiv auf.

Sobald Alpine und Honda ihre respektiven ABAs akzeptieren, werden Zusammenfassungen dieser auch von der FIA veröffentlicht werden. Der Alpine-Verstoß hat einen Beigeschmack: Renault plant aktuell nach wie vor, das 2026er-Programm einzustampfen und Alpine zum Kundenteam zu machen. Eine Entscheidung wird hier im Herbst erwartet.