Im hart umkämpften Spitzenfeld der Formel 1 muss Max Verstappen inzwischen Federn lassen. Nur knapp rettet er als drittbester Fahrer im Ranking von Motorsport-Magazin.com noch ein Podium. Zandvoort artet stattdessen zur großen Leclerc-Party aus. Der Ferrari-Pilot fordert sogar den dominanten Rennsieger Lando Norris.

Norris ließ sich in Zandvoort genau eines zuschulden kommen lassen – er blieb einmal mehr beim Start hängen. Der unantastbare McLaren gepaart mit seiner souveränen Leistung machte den Rennsieg trotzdem zu einer lockeren Angelegenheit. Nicht aber den Ranking-Sieg, wo dieser eine Fehler die Tür für die Verfolger öffnet.

Dieser Verfolger hat einen Namen, nämlich Charles Leclerc. Der hatte mit neun Zehnteln Rückstand im Qualifying schon alle Hoffnung aufgegeben, doch im Rennen folgte eine Wiederauferstehung sondergleichen. Sergio Perez holte er am Start, George Russell und Oscar Piastri mit perfekt umgesetzter Strategie, und dann hielt er Piastris vermeintlich überlegenen McLaren bis ins Ziel auf Abstand.

Gasly fängt in Zandvoort fast Verstappen ab

Das alles reicht trotzdem nicht, um Norris den Ranking-Sieg streitig zu machen. Mit 1,20 rettet Norris sich vor Leclerc (1,25) über die Ziellinie. Beide erhielten von allen drei Redakteuren eine glatte Eins. Minimale Unterschiede bei der Leserbewertung geben den Ausschlag.

Podium mit Max Verstappen (Red Bull), Sieger Lando Norris (McLaren) und Charles Leclerc (Ferrari)
Verstappen, Norris und Leclerc: Auf dem Ranking-Podest neu geordnet, Foto: LAT Images

Verstappen holt mit 1,51 den dritten Platz. Beinahe fing der an diesem Wochenende richtig starke Zandvoort-Könner Pierre Gasly (1,59) ihn noch ab. Die Top-5 rundet Carlos Sainz ab. Der lieferte ein starkes Rennen, obwohl er am Freitag defekt- und wetterbdingt kaum gefahren war und im Qualifying ohne Erfahrung auf dem Soft-Reifen antreten hatte müssen. Dafür war die Leistung wirklich respektabel.

Droht dem falschen Formel-1-Fahrer in Monza der Cockpit-Verlust?

Dass Logan Sargeant für sein Zandvoort-Wochenende Kritik ausfassen würde, war nach einem unnötigen Crash in FP3 klar. Jetzt sieht sich sein Team sogar nach einem kurzfristigen Ersatz um, will ihn noch vor Jahresende loswerden. Trotzdem schafft es Sargeant, dem letzten Platz im MSM-Ranking zu umgehen. Den hat inzwischen einer gepachtet, der noch berechenbarer schwächelt.

Zhou Guanyu befindet sich in diesem Sommer in einer Abwärtsspirale. In Ungarn, Belgien und jetzt auch in den Niederlanden belegte er den letzten Ranking-Platz. Diesmal durchbricht er mit 5,05 sogar den gefürchteten Fünfer-Schnitt. Kein Fahrer zeigt im Ranking eine schlechtere Formkurve.

Formel 1 Zandvoort: Dominanz auch ohne Verstappen öde

Positiv an Zandvoort: Diverse Mittelfeld-Action, 18 Runden Spannung an der Spitze, Leclercs Verteidigung gegen Piastri. Nichts davon war aber ausreichend, um das Rennen zu einem echten Kracher zu machen.

  • Lesernote Rennen: 2,83
  • MSM-Note Rennen: 3,33
  • Gesamtnote Rennen: 3,08

Fahrerranking 2024: Die MSM-Noten

P. Fahrer Menath Niedermair Steinrisser
1 Norris 1 1 1
2 Verstappen 1 1 1
3 Leclerc 1 1 1
4 Piastri 3 4 3
5 Sainz 2 2 2
6 Perez 3 3 3
7 Russell 3 3 3
8 Hamilton 3 3 3
9 Gasly 1 1 1
10 Alonso 2 1 2
11 Hülkenberg 2 2 2
12 Ricciardo 3 3 3
13 Stroll 3 3 3
14 Albon 2 2 1
15 Ocon 5 4 4
16 Sargeant 5 5 5
17 Tsunoda 3 3 3
18 Magnussen 4 4 4
19 Bottas 3 2 3
20 Zhou 5 5 6
Rennen 3 4 3

F1-Fahrerranking Zandvoort 2024: Härtefälle der Redaktion

Christian Menath
Positiver Härtefall: Lando Norris
Negativer Härtefall: Esteban Ocon
Eigentlich würde ich Lando Norris eine Note abziehen, weil er den Start wieder einmal nicht hinbekommen hat. Ich hielt den Start für wegweisend für den weiteren Verlauf seiner Karriere. Wenn er es wieder nicht schaffen würde, würde sich das in seinem Kopf endgültig festsetzen. Aber Norris blieb ruhig und vor allem schnell. Er hat nichts überstürzt, sondern auf seine Chance gewartet – und die dann eiskalt ausgenutzt. Seine Pace an diesem Wochenende war fabelhaft.

Norris watscht Verstappen ab! Verliert Red Bull beide F1-Titel? (09:56 Min.)

Das kann man bei Esteban Ocon nicht behaupten. Teamkollege Pierre Gasly ist ein absoluter Zandvoort-Spezialist, aber so darf er sich nicht abhängen lasen. Warum Ocon sogar so schlecht bewertet wird wie Sargeant? Der Williams-Pilot hatte zumindest eine anständige Pace, die er aus bekannten Gründen nicht zeigen konnte. Was auf Esteban Ocon zutrifft, ist übrigens bei Zhou Guanyu ebenfalls der Fall. Nur der Chinese zeigt diese (Nicht-)Leistungen inzwischen regelmäßig.

Florian Niedermair
Positiver Härtefall: Pierre Gasly
Negativer Härtefall: Logan Sargeant
Aus irgendeinem Grund scheint Pierre Gasly Zandvoort einfach zu liegen. Während Teamkollege Esteban Ocon über das Handling seines Alpine motzte und in Q1 schon ausschied, zeigte Gasly wie es geht. Ein Q3-Einzug in diesem Auto ist alles andere als selbstverständlich. Dass er dann im Rennen auch noch die Aston Martins ausstechen konnte ebenfalls nicht. Womöglich sein bestes Wochenende in diesem Jahr. Schade, dass er dafür nur zwei Punkte bekommt. Zwei Punkte, so viele hat Logan Sargeant in seiner gesamten Formel-1-Karriere nicht und dabei könnte es auch bleiben. Der US-Amerikaner hat sich am Wochenende mit dem vollkommen unnötigen Abflug in FP3 einen Bärendienst erwiesen und damit möglicherweise den Prozess seines Rauswurfs nochmal beschleunigt. In Monza könnte schon Liam Lawson oder Mick Schumacher im Auto sitzen. Falls das so kommt, wird Sargeant fahrerisch in der Formel 1 wohl kaum vermisst werden.

Markus Steinrisser
Positiver Härtefall: Charles Leclerc
Negativer Härtefall: Zhou Guanyu
Was für eine absolut jenseitige Vorstellung war das eigentlich? Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie 1,093 Sekunden auf den Teamkollegen in Zandvoort verloren gehen können. Die Gelegenheit, es im Rennen als einen Ausreißer darzustellen, ergriff Zhou nicht. Stattdessen kam er 32,771 Sekunden hinter Valtteri Bottas ins Ziel. Da kann ich auch gleich Logan Sargeant reinsetzen, wenn er bei Williams wirklich gefeuert wird. Absolut souverän war die Leistung von Charles Leclerc, der in Zandvoort erneut bewies, wie stark er 2024 inzwischen im Renn-Trimm ist.

Die Top-5 im MSM-Saisonranking 2024 nach Zandvoort

Seit fünf Rennen ist Verstappen auch hier sieglos, und das schlägt sich im Ranking nieder. Norris kommt hier in größeren Schritten näher. 48 Punkte fehlen ihm noch. Im Schnitt ist er bereits dicht dran – so spät in der Saison wurde Verstappen schon lange nicht mehr gefordert. Leclerc setzt sich weiter von Hülkenberg ab. Sargeant bleibt Letzter in beiden Wertungen.

So funktioniert das MSM-Fahrerranking

Langjährige MSM-Leser kennen das Ranking bereits, das inzwischen bewährte System der Vorjahre geht 2024 bereits in sein sechstes Jahr. Direkt nach dem Zieleinlauf jedes Grand Prix rufen wir euch in unserem Formel-1-Liveticker zum Rennen und hier im Artikel zur Benotung aller 20 Piloten auf. Bis zum nächsten Mittag (bei abendlichen Übersee-Rennen auch länger) könnt ihr bewerten, was das Zeug hält.

Aus dem Mittelwert eurer Noten ergibt sich für jeden Fahrer eine Lesernote. Parallel zu euch benoten auch wir, die MSM-F1-Crew rund um Christian Menath, Florian Niedermair und Markus Steinrisser, ebenfalls die Leistungen aller Fahrer an dem betreffenden Wochenende. Auch aus unseren Urteilen bilden wir einen Mittelwert – die MSM-Note. Die Gesamtnote entsteht im letzten Schritt durch den Mittelwert aus User- und MSM-Note zu gleichen Teilen. Bei Gleichstand im finalen Ranking entscheidet die beste Einzelnote.

Als kleines Extra liefert jeder Redakteur seine persönlichen Härtefälle des Wochenendes, indem er wählt und erklärt, welcher Fahrer ihm besonders aufgefallen ist. Einmal im positiven und einmal im negativen Sinn. Online geht das Gesamtergebnis immer um 18:00 Uhr am Tag nach dem Rennen.