Am Donnerstag noch wurde in der Formel 1 eine Debatte über Fluch-Tiraden am Funk losgetreten. Keine 24 Stunden später hat die WM einen bestraften Weltmeister wegen eines einzelnen Schimpfwortes in der Pressekonferenz. Max Verstappen wird von den FIA-Stewards zu Öffentlichkeitsarbeit verdonnert.

Hier sei zuerst einmal festzuhalten: Die Funk-Debatte und dieser Strafdienst haben nichts miteinander zu tun. Bei Verstappen greift eine Regel, die bereits vor einigen Monaten angewandt wurde. Artikel 12.2.1.k des Internationalen Sportkodex, jenem Regelbuch, das für alle vom Automobil-Weltverband FIA sanktionierten Rennserien gilt.

12.2.1.k besagt, dass die Stewards “jegliches Fehlverhalten” bestrafen können. “Fehlverhalten” wird später definiert als “allgemeine Nutzung von Wort oder Schrift, Gestik oder Zeichen, welche anstößig, beleidigend, derb, unhöflich oder missbrauchend ist und von der man erwarten oder die man als derb oder unhöflich wahrnehmen kann, oder die als Beleidigung oder Kränkung aufgefasst werden kann, oder als unangemessen.”

FIA bleibt dabei: Schimpfwörter in Formel-1-Pressekonferenzen unangemessen

Schon vor mehreren Monaten ließen die FIA-Stewards beim Las-Vegas-GP durchblicken, dass Schimpfwörter in der offiziellen Pressekonferenz nicht zu dulden sind. Damals erhielten die Teamchefs Toto Wolff und Fred Vasseur für verbale Entgleisungen beide eine offizielle Warnung. Damals ging es um das englische Wort “fuck”, und das ist auch in Singapur bei Max Verstappen Quell allen Übels.

Verstappen hatte in der Pressekonferenz am Donnerstag bei einem Rückblick auf Baku festgehalten: “Sobald ich ins Qualifying startete, wusste ich, dass das Auto am Arsch war.” (Original: “I knew the car was fucked.”) Die FIA-Stewards luden ihn daraufhin in der Pause zwischen den Trainings am Freitag vor. Für sie war der Fall klar.

Wichtiger Aspekt: Die offizielle Pressekonferenz wird auch von TV-Stationen ausgestrahlt. “Es ist die Absicht der FIA, sicherzustellen, dass die in öffentlichen Foren wie in Pressekonferenzen verwendeten Worte die generell akzeptierten Standards für alle Zuseher und für jedes Publikum einhalten”, heißt es von den Stewards. Hier sei angemerkt: In vielen Ländern, wie etwa Großbritannien, ist die Nutzung von Schimpfwörtern im Fernsehen reguliert.

Die Stewards ergänzen: “Es ist besonders der Fall bei Aussagen, die von Teilnehmern von Weltmeisterschaften gemacht werden, denn diese sind Vorbilder im Sport und außerhalb davon. Das geht eindeutig aus den Regeln der FIA hervor und wurde durch vorangegangene Fälle in der Formel 1 unterstrichen, etwa 2023 in Las Vegas.” Auf nicht öffentliche, von den Teams nur für Journalisten abgehaltenen Medienrunden würde diese Argumentation aber wohl nicht zutreffen. In diesen treten Flüche immer wieder auf.

Max Verstappen: Zum zweiten Mal in Formel-1-Karriere gemeinnützige Arbeit

Verstappen zeigte gegenüber den Stewards eingeschränkt Reue. Das verwendete Wort sei in der von ihm erlernten Sprache gewöhnlich in Verwendung, und Englisch sei nicht seine Muttersprache. Als Entschuldigung lässt man ihm das nicht gelten: “Besonders, wenn man nicht unter besonderem Druck steht.” Dennoch entschuldigte sich Verstappen gegenüber den Stewards für sein Verhalten.

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Nachdem Verstappen das Wort nicht gegen eine bestimmte Person oder Gruppe richtete, sieht man davon ab, ihm eine Geldstrafe aufzubrummen. Davon kommt er aber nicht, denn nachdem das Thema bereits gut bekannt ist, möchten die Stewards das Strafmaß relativ zu Las Vegas 2023 erhöhen. Verstappen wird also zu gemeinnütziger Arbeit verdonnert.

Der Umfang ist noch nicht bekannt, wird mit dem Generalsekretär für Sport der FIA koordiniert werden müssen. Es ist das zweite Mal in Verstappens F1-Karriere, dass er Strafdienst kassiert. 2018 passierte ihm das, nachdem er infolge eines Unfalles im Brasilien-GP in der FIA-Garage Esteban Ocon schubste.

Der Fall folgt auf dem Fuß einer Debatte um Schimpfwörter am Funk. Mit dem Verstappen-Fall hat das nichts zu tun – Team-Funk ist nach aktuellem Stand überwiegend unreguliert. Überwiegend, weil zwar gegen allgemeine Flüche nicht vorgegangen wird. Aber sehr wohl erhielt Yuki Tsunoda 20.000 Euro Geldstrafe dafür, dass er Konkurrenten als “behindert” bezeichnete. Das war für die Stewards unverhältnismäßig. Von Fahrerseite ist der Frust über die Funk-Diskussion groß. Die F1-Regie könnte den Funk schließlich auch einfach nicht nutzen: