So einfach wie im tatsächlichen Qualifying und Rennen von Singapur macht es die Formel 1 Lando Norris im Fahrer-Ranking von Motorsport-Magazin.com nicht. Es wird ein Zittersieg für Norris, dem zwei Fahrer mächtig einheizen. Das Spitzentrio setzt sich dabei aus ehemaligen Teamkollegen von Daniel Ricciardo zusammen. Der bekommt zumindest hier wenig Mitleid.

Im offiziellen Voting zum “Driver of the Day” der Formel 1 gewann Ricciardo mit 20 Prozent. Im MSM-Voting gab es durchaus auch Mitleid für den beliebten Australier, nachdem inzwischen eigentlich alle im Fahrerlager (und außerhalb) davon ausgehen, dass er ab Austin nicht mehr im Racing Bull sitzen wird. Und dass Singapur damit der Schlusspunkt seiner F1-Karriere war.

17 Prozent der MSM-Leser gestanden Ricciardo im Angesicht des drohenden Endes noch einmal ein Sehr Gut zu. Die Mehrheit, und auch die drei MSM-Redakteure, brachten jedoch für ein letztes schwaches Wochenende kein Mitleid auf. Mit einem Notenschnitt von 3,74 versinkt Ricciardo auf dem 14. Gesamtrang. Es wäre ein bitteres Ende für einen Fahrer, der 2020 nach Punkten sogar den dritten Ranking-Gesamtrang hinter Max Verstappen und Lewis Hamilton geholt hatte.

Ex-Ricciardo-Kollegen fechten Ranking-Sieg in Singapur aus

Alle fünf von Ricciardos noch in der Formel 1 aktiven Teamkollegen landen im Ranking von Singapur vor ihm. Yuki Tsunoda (2,99 – 12.) und Esteban Ocon (2,70 – 10.) nicht allzu weit. Aber die drei anderen, namentlich Lando Norris, Max Verstappen und Nico Hülkenberg, kämpfen auf den ersten drei Plätzen einen engen Sieg untereinander aus.

Alle drei erhielten dreimal Sehr Gut aus der Redaktion, wodurch das Leservoting entschied. Norris gewinnt überraschend knapp. In einem Schnitt von 1,24 wird augenscheinlich reflektiert, dass er das Rennen gleich zwei Mal trotz gigantischem Vorsprung beinahe in Karbonsalat verwandelte. Doch es reicht. Hülkenberg (1,30) und Verstappen (1,37) maximierten fahrerisch wohl ihre Autos.

Fernando Alonso fuhr kontrolliert einen weiteren Mittelfeld-“Sieg” ein und damit auf P4 im Ranking. Das böse Rookie-Erwachen von Franco Colapinto lässt weiter auf sich warten, stattdessen glänzte er mit mutigem Start und wird mit 1,85 und einem fünften Platz belohnt. Die Leser hätten ihn sogar vor Alonso gesehen. Die Redaktion hielt ihn zurück.

Den zweiten Super-Ersatz-Rookie Ollie Bearman hätte man in dem Rennen wohl generell gerne gesehen. Kevin Magnussen machte beim Comeback nach der Rennsperre seine Ansage wahr, er sei bereit, Scheiße (oh nein, FIA!) zu bauen, tat das aber diesmal allein. Mit 4,66 ist er zum zweiten Mal in diesem Jahr Ranking-Letzter. Auch Sergio Perez findet zurück in den Rhythmus. 4,18 bedeutet einen 18. Gesamtrang.

Formel-1-Rennen in Singapur: Könnte schlimmer sein

Aber nicht viel schlimmer. Es war eine langweilige Vorstellung unter Flutlicht. Trotzdem – Oscar Piastri und Charles Leclerc sorgten sogar an der Spitze für Überholmanöver. In Singapur schon fast unerhört. Das reicht, um immerhin drei Rennen (Bahrain, Saudi-Arabien, Monaco) in der Jahreswertung hinter sich zu lassen.

• Lesernote Rennen: 3,36
• MSM-Note Rennen: 4
• Gesamtnote Rennen: 3,68

Fahrerranking Singapur 2024: Die MSM-Noten

F1-Fahrerranking Singapur 2024: Härtefälle der Redaktion

Christian Menath
Positiver Härtefall: Nico Hülkenberg
Negativer Härtefall: Lance Stroll
From Hero to Zero und umgekehrt, so ist er der Sport. Letzte Woche war Nico Hülkenberg noch mein negativer Härtefall, in Singapur hat er mich wieder überzeugt. Mit einer etwas besseren Strategie hätte er sogar Platz 8 holen können. Baku einmal ausgenommen, ist die Konstanz beeindruckend, mit der Hülkenberg die bestmöglichen Ergebnisse für Haas einfährt. Im Gegensatz zu Fernando Alonso muss er sich dafür nicht selbst bei jeder Gelegenheit über den Schellenkönig loben.

Dabei trägt Hülkenberg sein Team genauso allein wie Alonso. 24 der 31 Haas-Punkte gehen auf sein Konto. Damit ist er am Wochenende sogar an Lance Stroll vorbeigezogen. Der Kanadier zeigt mit dem schwächelnden Aston Martin derzeit eindrucksvoll, dass er kein Großer ist. Fünf Rennen in Folge ist er nun ohne Punkte, Alonso holte in der Zeit 17 Zähler. In Singapur war Stroll das ganze Wochenende meilenweit weg. Immerhin hat er – im Gegensatz zum Vorjahr – das Auto nicht komplett zerstört.

Florian Niedermair:
Positiver Härtefall: Max Verstappen
Negativer Härtefall: Kevin Magnussen
Auf der Strecke war das wieder ein Verstappen-Wochenende, wie man es gewohnt ist. Top-Qualifying, Top-Rennen und für den Teamkollegen maximal mit dem Fernglas in Sichtweite. Dass Lando Norris im McLaren schneller war, schmälert die Leistung des WM-Leaders nicht. Neben der Strecke fand er mit seinem PK-Boykott die richtige Antwort auf seine lächerliche Strafe und vergaß dabei auf die Medien und die Fans nicht: Nach der Pressekonferenz stand er wieder ganz normal Rede und Antwort. Ob die FIA immer noch der Meinung ist, dass ein einziges F-Wort für eine Strafe ausreicht? Apropos Strafen: Kevin Magnussen scheint seine Zwangspause nicht gutgetan zu haben. Gegen Nico Hülkenberg hatte er keine Chance, dann noch ein Plattfuß nach einem unerzwungenen Mauerkontakt. Sogar das Trostpflaster einer schnellsten Runde verbaute er sich selbst. Bessere Bearman-Werbung kann der Däne nicht betreiben.

Markus Steinrisser
Positiver Härtefall: Fernando Alonso
Negativer Härtefall: Sergio Perez
Den Norris als Härtefall spüre ich einfach nicht. Klar, er ist ewig weit davongefahren, ein Sehr Gut ist verdient, aber in Runde 29 war er schon verdammt nah an einer Katastrophe dran. Fernando Alonso musste härter arbeiten, setzte die Angriffs-Strategie gegen Haas gut um und fuhr sonst ein kontrolliertes Rennen. Sergio Perez steckte mit Alonso und Hülkenberg im Zug, weil er das Rennen schon im Qualifying mit neun (hui) Zehnteln Rückstand auf Verstappen in Q2 in den Sand gesetzt hatte. Den schwachen Daniel Ricciardo hatte ich auch auf dem Zettel, aber lassen wir ihn vom Haken. Was in gewisser Weise auch bezeichnend ist für das sich andeutende Ende dieses ultimativ wertlosen Comeback-Versuchs. Blass bis ganz zum Schluss. Schade. Mich hätte nichts mehr gefreut, als den alten Ricciardo zurückzubekommen. Aber sind wir ehrlich: Es wird nicht mehr passieren.

Die Top-5 im MSM-Saisonranking 2024 nach Singapur

Nach dieser Vorstellung wird es tatsächlich immer realistischer, dass Lando Norris als erster Fahrer in der Geschichte des MSM-Rankings Max Verstappen in beiden Wertungen schlagen könnte. 30 Punkte sind bei weitem nicht unüberwindbar. Und nach Notenschnitt hat er seine Führung ausgebaut. Aber im MSM-Ranking kann sich das Blatt viel schneller wenden als in der echten WM. Hinten hat Franco Colapinto nach drei Rennen bereits mehr Punkte als Sergio Perez.

So funktioniert das MSM-Fahrerranking

Langjährige MSM-Leser kennen das Ranking bereits, das inzwischen bewährte System der Vorjahre geht 2024 bereits in sein sechstes Jahr. Direkt nach dem Zieleinlauf jedes Grand Prix rufen wir euch in unserem Formel-1-Liveticker zum Rennen und hier im Artikel zur Benotung aller 20 Piloten auf. Bis zum nächsten Mittag (bei abendlichen Übersee-Rennen auch länger) könnt ihr bewerten, was das Zeug hält.

Aus dem Mittelwert eurer Noten ergibt sich für jeden Fahrer eine Lesernote. Parallel zu euch benoten auch wir, die MSM-F1-Crew rund um Christian Menath, Florian Niedermair und Markus Steinrisser, ebenfalls die Leistungen aller Fahrer an dem betreffenden Wochenende. Auch aus unseren Urteilen bilden wir einen Mittelwert – die MSM-Note. Die Gesamtnote entsteht im letzten Schritt durch den Mittelwert aus User- und MSM-Note zu gleichen Teilen. Bei Gleichstand im finalen Ranking entscheidet die beste Einzelnote.

Als kleines Extra liefert jeder Redakteur seine persönlichen Härtefälle des Wochenendes, indem er wählt und erklärt, welcher Fahrer ihm besonders aufgefallen ist. Einmal im positiven und einmal im negativen Sinn. Online geht das Gesamtergebnis immer um 18:00 Uhr am Tag nach dem Rennen.