Vier rennfreie Wochen liegen seit dem letzten Formel-1-Wochenende zurück. In einem Zeitalter, in dem Back-to-Back-Rennen beinahe schon Standard sind, ist das eine verdammt lange Zeit. Noch dazu eine Zeit, in der die Belegschaft in den Fabriken der Teams – im Gegensatz zur Sommerpause – keine Arbeitspause einlegen musste, sondern permanent entwickelte. Wenn die Formel 1 am Wochenende also wieder nach Austin kommt, dann tut sie das mit vielen neuen Teilen im Gepäck und sogar mit einem neuen Fahrer.

1. Formel-1-Brennpunkt in Austin: Red Bull führt großes Update-Fest an

Fertig ist mit der Entwicklung seiner Formel-1-Boliden für 2024 kaum ein Team. Nur Williams hat schon bekanntgegeben, dass in diesem Jahr keine großen Anpassungen mehr kommen werden. Sie haben ihr Pulver schon verschossen. McLaren sieht sich mit einem Luxusproblem konfrontiert. Ihr derzeitiges Auto war vor der Herbstpause der Formel 1 schon das Nonplusultra. Modifikationen stehen zwar bereit, aber die Konkurrenz beweist, dass es mit Updates, die nicht einschlagen, schnell nach hinten gehen kann. Stillstand ist also keine Option, Veränderung vor allem aus der komfortablen Lage des schnellsten Autos heraus aber ein großes Risiko.

Die meisten Augen sind wohl auf Red Bull gerichtet. Die Bullen kündigten bereits an, dass sie ihre Lehren aus den schwachen Leistungen der jüngeren Vergangenheit gezogen haben, vor allem aus Monza. Motorsportberater Dr. Helmut Marko kündigte große Upgrades für das USA-Wochenende an. Bereits in Singapur fand Red Bull einen Schritt zurück in die richtige Richtung. Ihr Ziel für Austin: Das Arbeitsfenster des RB20 wieder verbreitern und die Handling-Probleme abstellen. 52 Punkte liegt Max Verstappen in der Fahrer-WM noch vorne. Falls das Update danebengeht, brennen seine WM-Aussichten lichterloh.

Mercedes kündigte auch bereits ein neues Unterboden-Paket an, nachdem die Mannschaft aus Brackley in den letzten Rennen vorsichtig ihr misslungenes Update des Spa-Wochenendes wieder beiseitegeschoben hat. Ferrari hingegen wird wohl auch Anpassungen bringen, allerdings besitzt für sie Austin eine Doppel-Funktion.

Die Scuderia brachte schon vor Monza einen erneuerten Unterboden, der bislang gute Resultate erzielte. Allerdings mit der veritablen Einschränkung versehen, dass seitdem keine klassische Rennstrecke mehr im Kalender stand, die die größte Schwachstelle des SF-24 auf den Prüfstand gestellt hätte. Diese war nämlich die Rückkehr des Bouncings in den Sommermonaten. Die langen Kurven von Austin werden die rote Göttin auf Herz und Nieren testen.

Red Bull Absturz! Wie konnte das passieren? Dr. Helmut Marko (39:31 Min.)

2. Formel-1-Brennpunkt in Austin: Zahlt sich das Mercedes-Opfer aus?

Nur wenige Strecken können die Silberpfeile in der derzeitigen Regel-Generation der Formel 1 als Steckenpferd für sich deklarieren. Austin ist mit Sicherheit eine davon. In den letzten beiden Jahren funktionierte der Mercedes auf dem Kurs, der in der Vergangenheit zu einer der Paradestrecken von Lewis Hamilton zählte, immer besonders gut.

2022 schien der Brite auf den Circuit of the Americas wieder auf die Siegerstraße zurückzukehren, doch da sein Team für das Rennen die falsche Reifenwahl aufgespart hatte (2 Hard statt 2 Medium), unterlag er auf dem finalen Run Max Verstappen. 2023 fuhr Hamilton nach einer späten Aufholjagd erneut auf P2, wurde anschließend allerdings disqualifiziert.

Mercedes rechnet sich für Austin 2024 einiges aus. Mit dem Kalkül, dass man sich durch einen Motorwechsel beim USA-GP nicht selbst Chancen kosten wollte, tauschte Mercedes schon in Baku die Antriebseinheit am Boliden von Hamilton und opferte damit dort seine Chance auf ein gutes Resultat. Ob dieses Opfer Früchte trägt, das wird das USA-Wochenende zeigen. Genauso, wie der ‘neue neue’ Unterboden seine Feuertaufe hinlegen soll.

3. Formel-1-Brennpunkt in Austin: Liam Lawson ist wieder da

Der Singapur-GP und damit verbunden der wohl letzte Rennstart von Daniel Ricciardo in der Formel 1 liegen schon gefühlt weit in der Vergangenheit. Die Rückkehr von Liam Lawson ins Cockpit bei den Racing Bulls damit auch. Da könnte man beinahe vergessen, dass der Neuseeländer auf dem Circuit of the Americas erst sein Comeback feiert.

Für ihn ist die Formel-1-Rückkehr ein zweischneidiges Schwert: Dass Ricciardo für ihn Platz machen musste, zeigt das hohe Ansehen, das er sich bei den Bullen erarbeitet hat. Gleichzeitig gehen damit aber umso mehr Erwartungen einher. Mit fünf Formel-1-Starts im Vorjahr und viel Zeit auf der Ersatzbank und damit einhergehenden laufenden Testfahrten wird von ihm von Anfang an Leistung verlangt.

Für 2025 ist er noch nirgends als Fahrer bestätigt, dafür hat Red Bull mit Junior Isack Hadjar aber ein weiteres heißes Eisen im Feuer. Austin ist Lawsons erste Gelegenheit, sich in das Cockpit für das kommende Jahr zu fahren, aber auch seine erste Gelegenheit, dieses aus der Hand zu geben. Zunächst muss er dort aber ein kleines “Geschenk” von Daniel Ricciardo absitzen. In Austin wird sein VCARB-01 nämlich eine Motorenstrafe erhalten.

4. Formel-1-Brennpunkt in Austin: Es wird wieder gesprintet

Der Formel-1-Kalender 2024 besitzt nicht nur die Eigenheit, dass er diese äußerst eigentümliche vierwöchige Herbstpause mit sich bringt. Gefolgt übrigens von einer weiteren Pause von zwei Wochenenden nach diesem und vor dem letzten Tripleheader. Er ist auch deshalb bemerkenswert, dass sich viele Sprints in den Saison-Endspurt konzentrieren. Drei sind erst gefahren, drei weitere gibt es in den letzten sechs Grands Prix.

Den ersten davon an diesem Wochenende in Austin. Eine Strecke, auf der es schon in der Vergangenheit notorisch schwierig war, die Abstimmung innerhalb eines Trainings hinzubekommen. Der wellige Untergrund war nicht nur im Vorjahr maßgeblich für die Disqualifikationen von Lewis Hamilton und Charles Leclerc verantwortlich (Mercedes und Ferrari hatten das Ausmaß der Bodenplanken-Abnutzung unterschätzt), sondern führte auch dazu, dass sich Aston Martin im selben Rennen gezwungen sah, aus der Boxengasse zu starten.

Zumindest ganz so krass sollten die Auswirkungen in diesem Jahr nicht sein, da sich Parc Ferme nach dem Sprint nochmal öffnet. Aber mit den zahlreichen Updates in nur einem Training die richtige Abstimmung zu finden, bildet nichtsdestotrotz eine große Herausforderung, an der viele Teams zu knabbern haben werden. Dass die Strecke seit letztem Jahr zum wiederholten Mal neu asphaltiert wurde, sollte bei dem Bodenwellen-Problem zumindest etwas Abhilfe verschaffen.

5. Formel-1-Brennpunkt in Austin: Sauber lässt den Fahrermarkt warten

Sauber-Teamrepräsentant Alessandro Alunni Bravi hatte nach dem letzten Formel-1-Wochenende in Singapur angekündigt, dass eine Entscheidung der noch offenen Fahrerfrage bei Sauber kurz bevorstehe. Nur, das ist schon beinahe einen Monat her, und noch immer ließ das Schweizer Team nichts von sich hören, wer denn nun das zweite Fahrer-Cockpit neben jenem von Nico Hülkenberg übernehmen wird.

Eine Verlängerung von Valtteri Bottas schien zuletzt die wahrscheinlichste Option zu sein, wobei sich allerdings einige Jungspunde, wie etwa Franco Colapinto oder Gabriel Bortoleto, Hoffnungen auf das letzte verbleibende Formel-1-Cockpit außerhalb des Red-Bull-Kosmos machen dürfen. Bottas gab sich bei den letzten Rennen zuversichtlich, dass er seinen Platz in der Königsklasse behalten wird, aber dass noch immer nichts fix ist, nährt Zweifel. Ob es in den USA Neuigkeiten dazu gibt? Wenn nicht, dann dreht sich zumindest die Gerüchteküche dort mit Sicherheit weiter.