Der Formel-1-Sprint von Miami hatte zahlreiche Kontroversen zu bieten. Die Startkollision mit mehreren beteiligten Autos sowie zahlreiche Situationen im Laufe der 19 Rennrunden hielten die Stewards vielbeschäftigt. Abseits des Strafen-Trubels gesellte sich jedoch Stunden später ein weiterer Konflikt hinzu. Carlos Sainz warf Racing-Bulls-Pilot Daniel Ricciardo in der Top-3-Pressekonferenz nach dem Qualifying vor, im Zweikampf nicht alle Fahrer gleich zu behandeln.

Hintergrund ist der rundenlange Zweikampf zwischen Sainz und Ricciardo im Sprint, bei dem Ersterer trotz mehrerer Anläufe nicht am Racing Bull vorbeikam. Doch Sainz störte sich nicht am Zweikampfverhalten Ricciardos ihm gegenüber, sondern hatte stattdessen einen schnippischen Kommentar für das Duell des Australiers mit Sergio Perez (Red Bull) übrig.

Sainz: Racing Bulls freundlicher zu Red Bull

“Offensichtlich sind sie (Racing Bulls; d. Red.) auch etwas freundlicher zu den Red Bulls als zu den Ferraris, aufgrund von offensichtlichen Gründen”, kritisierte Sainz. Worauf der Spanier anspielt, ist eindeutig: Sowohl die Racing Bulls als auch Red Bull befinden sich beide im Besitz des bekannten Brauseherstellers.

Zu dem Duell zwischen Perez und Ricciardo war es überhaupt erst nach einem Fehler Perez’ am Start gekommen. Der Mexikaner verbremste sich in Kurve 1, wodurch der von Platz vier gestartete Ricciardo auf der Innenseite vorbeigehen konnte. Doch die Platzierung des Australiers unter den Top-3 hielt nicht lange: In Runde fünf überholte Perez Ricciardo in Kurve 11. Danach biss sich Sainz bis ins Ziel vergeblich am Racing Bull die Zähne aus, den Perez auf fast zehn Sekunden distanzierte.

Daniel Ricciardo (Racing Bulls) und Carlos Sainz Jr. (Ferrari) im Zweikampf
Sainz und Ricciardo duellierten sich hart, aber fair, Foto: LAT Images

Red Bull: Rückkehr der Kooperations-Debatte?

Der Kommentar von Sainz ist nicht die erste verbale Attacke gegen das Verhältnis von Racing Bulls und Red Bull in diesem Jahr. Besonders vor Saisonstart mehrten sich kritische Stimmen, nachdem die Racing Bulls 2023 angekündigt hatten, vermehrt Synergien mit dem Schwesterteam nutzen zu wollen. In diesem Zuge zieht derzeit auch das Aerodynamiker-Team der Racing Bulls vom langjährigen Standort im britischen Bicester in ein neues Zentrum direkt neben dem Red-Bull-Racing-Campus in Milton Keynes um.

Besonders McLaren-CEO Zak Brown hatte sich immer wieder kritisch über die enge Beziehung der beiden Teams geäußert, während Red-Bull-Teamchef Christian Horner und die Racing-Bulls-Führung Vorwürfe einer zu engen Kooperation zurückwiesen. Nachdem sich der VCARB-01 anders als von manchen Beobachtern erwartet nicht als Konkurrenz zu den Top-5-Teams entpuppte, wurde es medial zunehmend still um die Thematik. Der verkappte Sainz-Vorwurf dürfte nun jedoch mit Sicherheit erneut für Gesprächsstoff sorgen.

Schwierige Überholbedingungen in Miami: Sainz erwartet keine Besserung

Wird die politische Ebene der Duelle im Miami-Sprint außen vor gelassen, bleiben frustrierende 19 Runden für Sainz zurück. Die Verantwortung dafür suchte der Spanier bei sich selbst: “Das Einzige, was gefehlt hat, war der Fehler im Sprint-Qualifying gestern, durch den ich hinter Daniel gestartet bin.”

Ferrari-Fahrer Carlos Sainz Jr. in der Box
Carlos Sainz vermutet auf Seiten Ricciardos eine Ungleichbehandlung, Foto: LAT Images

Aus den schwierigen Überholbedingungen leitet sich die Frage ab, inwiefern am Sonntag ähnliche Verhältnisse zu erwarten sind. Immerhin erlauben die neuen Sprintregeln, das Setup zwischen Sprint und Qualifying noch einmal zu verändern. Können die Erfahrungen des Sprints dabei helfen, das Auto so abzustimmen, dass besser überholt werden kann? “Nein, leider nicht”, winkte Sainz ab. “Es geht um den Kompromiss, für den man sich zwischen Abtrieb, den Power-Unit-Einstellungen, et cetera entscheidet. Und wenn du diese Kompromisse eingehst, erwartest du nicht hinter einem RB zu starten.”

Sainz scheitert an Honda-Beschleunigung

Zu schaffen machte Ferrari Sainz zufolge vor allem der Honda-Motor im Racing Bull von Ricciardo: “Daniel und Honda scheinen an diesem Wochenende eine Menge Beschleunigung aus langsamen Kurven heraus zu haben, was sie sehr schwierig zu überholen gemacht hat.”

Hinter einem Racing Bull sollte sich Sainz im Grand Prix am Sonntag im Idealfall jedoch ohnehin nicht wiederfinden. Der 29-Jährige qualifizierte sich auf Position drei, während Yuki Tsunoda als bester Racing-Bulls-Pilot vom zehnten Rang startet. “Wir starten von einer normaleren Position und werden mit Leuten mit einem ähnlichen Abtriebs-Level und ähnlichen Top-Speed-Levels in Relation zu uns kämpfen”, so Sainz. “Das sollte es besser machen.”

Nicht nur Carlos Sainz hatte im Sprint Probleme mit dem Überholen. Auch Lewis Hamilton steckte einen Großteil des Rennens hinter einem langsameren Auto fest – dem Haas von Kevin Magnussen. Anders als im Duell zwischen Sainz und Ricciardo ging es dabei sportlich jedoch nicht immer sauber zu. Magnussen wurde mehrfach bestraft. Alle Details lest Ihr in diesem Artikel: