Fünf Rennen lang führte Williams zum Start in die aktuelle Formel-1-Saison einen Tanz mit dem Ersatzteil-Teufel auf. Das Team hatte 2024 ohne Ersatz-Chassis begonnen, und jeder Unfall barg daher die Gefahr, dass ein Fahrer eines (oder gar mehrere) Rennen verpassen konnte. In Miami ist dieses Horror-Szenario endlich vom Tisch.

“Es ist aktuell nicht hier, aber es wird hier sein”, kündigt Alex Albon am Donnerstag vor dem sechsten Saisonrennen in Miami an. “Das Team hat viel Arbeit da reingesteckt. Fühlt sich an, als würden wir für den Großteil des Jahres bisher nur mit Aufholen beschäftigt sein.”

Das Problem war, dass Williams im Winter unter dem neuen Teamchef James Vowles das hoffnungslos veraltete Inventar-Management komplett umstellte, und zugleich ankündigte, mit dem neuen Auto bei der Entwicklung aggressiv sein zu wollen. Einiges wurde umgebaut, neu designt – und die Kombination dieser Faktoren warf das Team weiter und weiter hinter den Zeitplan zurück. Und schon startete die Saison.

So musste Williams mit wenig Ersatzteilen und nur zwei Chassis loslegen. Als Albon in Australien eines beschädigte, wurde die Lage ernst. Logan Sargeant musste das Rennen dort aussitzen. In Japan war Albon noch in einen Startcrash verwickelt. Statt an den ersten Update-Teilen zu arbeiten, musste die Fabrik in Grove wiederholt Chassis-Reparaturen und Ersatzteil-Produktion vorschieben.

Williams hat aufgeholt: Ab jetzt Updates statt Ersatzteile

Auch daher dauerte es bis Miami, ehe man endlich ein Ersatz-Chassis an der Strecke hat. Albon sieht die Talsohle damit überstanden: “Grundsätzlich haben wir jetzt alle Teile, und mit dem Chassis fühlt es sich an, als würden sich die Dinge alle einfach ein bisschen beruhigen. Hoffentlich können wir jetzt richtig mit dem Fokus auf Upgrades und generelle Entwicklung loslegen.”

“Dinge sind nicht am Auto, die schon dran sein sollten”, bestätigt Albon diesbezüglich die weitreichenden Folgen. “Ich glaube, wir haben dieses Wochenende schon ein paar Kleinigkeiten. Nächstes Wochenende noch ein paar. Wir beginnen die Aufholjagd, um zurück in den Mittelfeld-Kampf zu kommen.”

Das hat Williams schließlich bitter nötig. “Wenn wir uns die letzten Ergebnisse ansehen, mussten wir mehr oder weniger langsam von Haas und RB abreißen lassen”, mahnt Albon. Diese beiden Teams beendeten bereits drei respektive zwei Rennen in den Punkten. Bei Williams steht wie bei Alpine und Sauber noch die Null in der WM-Tabelle 2024. Und da die Punktechancen hinter den Top-Teams stark begrenzt sind, könnte dieser Durchhänger zu Saisonstart in der WM teure Folgen haben. Mehr zum Punkte-Problem gibt es hier im Video:

WM-Punkte für alle F1-Fahrer! Genial oder eine Schnapsidee? (26:18 Min.)

“Wir müssen bloß zurück in diese Gruppe”, fordert Albon. Obendrauf kann er natürlich jetzt wieder ohne Angst vor Unfallfolgen in Rennen starten – oder? Hier wehrt er ab. Er ist nicht erleichtert, weil er nie die Last des fehlenden Chassis spürte: “Das klingt schlecht, wenn ich das sage, aber nein, ich denke nicht darüber nach. Ich glaube, das habe ich schon einmal gesagt, aber sobald du anfängst, darüber nachzudenken, verlierst du schon. Du darfst nicht zulassen, dass es dein Wochenende beeinträchtigt.”