McLaren überzeugte am Trainingsfreitag der Formel 1 in Silverstone auf ganzer Linie: P1 für Lando Norris und P3 für Oscar Piastri im 1. Freien Training, gekrönt durch eine McLaren-Doppelspitze im 2. Freien Training. Norris umrundete den Silverstone Circuit mit einer Tagesbestzeit von 1:26:549, was bereits zwei Zehntel schneller als Max Verstappens Pole-Runde von letztem Jahr ist. Damit entpuppen sich die Papayaorangenen bei ihrem Heimrennen als Topfavoriten. Wer oder was kann sie aufhalten?

Zuversicht bei McLaren: Haben gute Fortschritte gemacht

Für Norris zählt vor allem die Entwicklung über den Freitag hinweg. Denn noch am Morgen habe sich der Brite nicht so wohl gefühlt, weshalb er den Start in das Großbritannien-Wochenende auch nicht als seinen saubersten ansieht. “Im Laufe der Sessions haben wir aber einige Verbesserungen vorgenommen, die mir geholfen haben, einen guten Rhythmus zu finden. Das ist auf einer Strecke wie dieser, die kurvenreich ist und viele High-Speed-Bereiche hat, sehr wichtig. Wir haben einige gute Fortschritte gemacht”, beschreibt Norris den Aufwärtstrend.

Auch sein Teamkollege Piastri will dem Freitagserfolg noch keine zu große Bedeutung für das gesamte Wochenende beimessen. Er gibt sich ebenso verhalten und sieht noch Verbesserungspotenzial: “Wir hatten eine gute Session. Das Auto fühlte sich ziemlich gut an. Alles in allem war es ein anständiger Tag für das Team, besonders im FP2. Ich muss nur noch ein paar Dinge auf meiner Seite verbessern und wir müssen über Nacht noch ein paar Dinge aussortieren. Aber ich denke, es war ein solider erster Tag in Silverstone.”

Regen als Spielverderber? McLaren-Team bereitet sich auf nasse Bedingungen vor

Zwar seien sie für Samstag in einer vernünftigen Position, so Piastri, aber ein Faktor könnte die Verhältnisse durcheinanderbringen: Wie spielt der britische Wettergott mit? Für den Rest des Wochenendes ist mit weiteren Regenfällen zu rechnen. Da es Samstag voraussichtlich sehr nass werden soll, könnte dies die Dinge verändern, meint der Australier. “Die heutige Pace bei trockenen Bedingungen wird nicht unbedingt wichtig für den Rest des Wochenendes sein.”

“Es wäre mir ehrlich gesagt lieber, wenn es trocken wäre. Denn wir scheinen in einer guten Position zu sein und davon würde ich mich nicht zu weit entfernen wollen”, äußert der Trainingsbeste in Silverstone seinen Wetterwunsch. Denn er befürchtet, dass es schwieriger für McLaren werden könnte, falls Wind und Regen hinzukommen.

In dieser Hinsicht ergänzt Teamchef Andrea Stella: “Die Bedingungen waren heute sehr speziell, sodass wir nicht zu sehr auf die Rundenzeiten selbst schauen. Wir konzentrieren und jetzt auf den morgigen Tag, an dem wir für alle Wetterbedingungen gerüstet sein müssen.” Mit dem Umstand des Wetters haben allerdings alle anderen auch umzugehen. Daher bleibt für die Mannschaft aus Woking zu hoffen, dass es für die anderen F1-Teams ebenso schwierig wird, mit dem Wetter zurechtzukommen.

Silberpfeile und Bullen im Visier: McLaren bleibt in Silverstone wachsam

Fraglich ist auch, was die Konkurrenz noch verbirgt. In FP1 waren die Abstände eher gering. Zwei Zehntel lagen zwischen Norris und Piastri, eine weitere Zehntel fehlte Max Verstappen dahinter, wobei der Niederländer seine Zeit auf Medium-Reifen fuhr, die beiden McLaren-Piloten auf den Soft-Reifen.

In FP2 waren die Abstände dann zwar größer: Drei Zehntel fehlten Piastri auf Norris und weitere dreieinhalb Zehntel fehlten Verstappen, der Position 7 erreichte. Allerdings ist auch in diesem Punkt etwas einzuwenden: Der Red-Bull-Fahrer fuhr seine Zeit viel früher als die beiden McLaren-Fahrer. Demnach hatte er ganz andere Streckenbedingungen. Norris fuhr seine Qualifying-Simulation zu einem vergleichsweise späten Zeitpunkt, etwa eine Viertelstunde nach Verstappen und hatte somit die günstigeren Voraussetzungen. Dem lässt sich wiederum entgegenhalten, dass Sergio Perez noch später mit den Qualifikationsläufen begann und trotzdem hinter den beiden McLarens landete.

Da die Fahrer nie zeitgleich auf gleichen Reifen ihre Runden gedreht haben, lässt sich das Kräfteverhältnis zwischen Red Bull und McLaren nur schwer abschätzen. Deshalb ist sich Piastri der Favoritenrolle auch noch ganz und gar nicht sicher: “Wenn wir diesen Vorsprung bis zum Ende des Wochenendes halten können, wäre das gut. Ich bin mir nicht sicher, ob wir das schaffen.”

Norris bringt außerdem einen weiteren Konkurrenten ins Spiel und fürchtet Gefahr von den Silberpfeilen: “Ich denke, wir sind ziemlich eng beieinander und Mercedes scheint sogar genauso schnell zu sein wie wir. Sie haben nur den Motor nicht so stark aufgedreht und in den letzten Runs nicht so viel gepusht. Wir sind in einer guten Position, aber wir müssen definitiv noch ein bisschen mehr finden.” Trotz vielversprechender Trainingsergebnisse, bleiben die Papayafarbenen also vorsichtig optimistisch und wollen sich in Silverstone noch nicht sicher vorne glauben.

Letzte Woche noch sorgten Lando Norris und Max Verstappen mit ihrem Zweikampf zuerst im Rennen, dann nach dem Rennen für den großen Aufreger des Wochenendes. Fast schien es, als wäre die Freundschaft aus und vorbei. Doch am Medientag in Silverstone scheint der Streit beigelegt zu sein. Alle Brennpunkt-Themen der Formel 1 vor dem Großen Preis von Großbritannien gibt es hier im Video:

F1-Fahrer verteidigen Verstappen, Norris klagt: Dumme Strafe! (09:52 Min.)