Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen beendeten den Österreich Grand Prix mit einem sensationellen Ergebnis: Gemeinsam fügten sie dem WM-Stand von Haas 12 Punkte hinzu. “Das hat uns zurück ins Rennen um Platz 7 in der Weltmeisterschaft gebracht, ich könnte nicht glücklicher sein”, freute sich Magnussen über das beste Team-Ergebnis in der Formel-1-Saison 2024. Haas hatte sich nicht nur an Alpine vorbeigekämpft, sondern den Vorsprung auf die Franzosen auch noch um 10 Punkte ausgebaut. Hülkenberg sicherte sich mit seinem sechsten Platz im Formel-1-Rennen in Spielberg besonders wertvolle Punkte im hart umkämpften hinteren Feld.

Erwartet hatte der Deutsche das ganz und gar nicht, weshalb er über das Ergebnis umso glücklicher ist. Der Ausfall von Lando Norris nach der Kollision mit Max Verstappen sowie der Flügelschaden bei Charles Leclerc, der den Ferrari direkt in der Startrunde ans Ende des Feldes beförderte, trugen zwar ihren Teil dazu bei, dass sich die Punkteausbeute für Haas vergrößerte. Hülkenberg betonte die Wichtigkeit der Chancenverwertung: “Natürlich hat uns der Ausfall von zwei Top-Autos geholfen, aber man muss bereit sein, wenn sich solche Gelegenheiten bieten und wir waren heute mit beiden Autos da.”

Nico Hülkenberg mit beeindruckender Wende beim Österreich GP

Hülkenberg schaffte über das Sprint-Wochenende in Österreich hinweg wohl den größten Turnaround von allen, denn am Freitag hatte er noch große Probleme, den Rhythmus und das Vertrauen im Auto zu finden. Im Sprint-Qualifying hätte er daher das Nachsehen gehabt, so Hülkenberg. Doch ab dem Sprint am Samstagvormittag verbesserte sich sein Gefühl im Auto stetig, sodass er in der Qualifikation schließlich den Rhythmus und das Vertrauen gefunden, die Runde getroffen und sich auf diesem Weg Startplatz 9 für das heutige Rennen geholt hat.

“Es ist einfach wichtig, ein gutes Quali zu haben, vorne zu starten und saubere Luft zu haben. Das erlaubt es dir, flexibel zu sein, ein wenig mit der Strategie zu spielen und die Reifen zu schonen”, so Hülkenberg.

Von P9 aus ging es für Hülkenberg nur in der Startrunde eine Position zurück. Diese holte er sich aber bereits in Runde 2 wieder von Esteban Ocon zurück und visierte dann nur noch den Weg nach vorne an. Sein Rennen beschrieb er als sehr intensiv – insbesondere im Duell mit Red-Bull-Pilot Sergio Perez am Ende. “Ich hätte nicht erwartet, dass ich ihn so lange hinter mir halten kann. Ich wollte es aber ein paar Runden versuchen und sehen, was passiert. Ich dachte, vielleicht würde er sich seine Reifen etwas kaputt fahren. Das hat tatsächlich funktioniert und ich konnte dank unseres guten Straight-Line-Speeds vorne bleiben und mich verteidigen. Am Ende wurde es richtig eng und es ging einfach nur ums Überleben. Ich hätte keine weitere Runde durchgehalten. Es war gutes, hartes und faires Racing”, resümierte Hülkenberg begeistert.

Attacke in der Hitze des Moments: Hülkenberg und Magnussen liefern packendes Haas-Duell

Zur einzig kritischen Situation für das Haas-Team kam es nach den ersten Boxenstopps von Magnussen und Hülkenberg. Beide kamen schon in der frühen Phase des Rennens zum Reifenwechsel von Mediums auf Hards. Magnussen eröffnete die erste Boxenstopp-Phase in Runde 11, Hülkenberg folgte in Runde 12. In der einen Runde, die der Däne früher reinkam, gelang ihm beinahe der Undercut gegen den Teamkollegen und es kam zu einem packenden Duell zwischen den beiden Haas-Piloten auf der Strecke. Zunächst kann Magnussen an seinem Teamkollegen vorbeigehen, in Runde 14 erobert sich Hülkenberg seine Position aber wieder zurück. Er bemängelte im Nachgang des Rennens die fehlenden Anweisungen des Teams in dieser Situation.

Böses Blut gab es zwischen den Haas-Kollegen nach dem Rennen aber nicht. “Es war einfach die Hitze des Moments. Ich habe ihn attackiert, als er aus der Boxengasse kam und dann hat er einen Gegenangriff gesetzt”, erklärte Magnussen den teaminternen Kampf. Nach Hülkenbergs Überholmanöver war die Sache für ihn erledigt. Genauso sieht es der Deutsche: “Wir werden jetzt darüber sprechen und es wird in Ordnung sein.”

Haas überrascht: Auf Augenhöhe mit Red Bull

Nach den zweiten Boxenstopps von Magnussen in Runde 39 und Hülkenberg in Runde 40 für einen frischen harten Reifensatz lagen beide mit einer Runde Rückstand mehrere Runden lang hinter dem Führenden Max Verstappen, der zu diesem Zeitpunkt noch auf alten Reifen fuhr, und konnten seine Pace im Windschatten mitgehen. Beide Haas-Piloten sind sich aber einig darüber, dass der Weltmeister sie in dieser Phase des Rennens weniger mitgezogen als vielmehr behindert habe: “Nico wurde aufgehalten, ich habe ihn eingeholt und somit waren wir beide im Windschatten und unsere Reifen überhitzten”, schilderte Magnussen die Problematik.

Haas-Piloten Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen jagen Max Verstappen im Red Bull
Die beiden Haas jagen das Weltmeister-Auto von Verstappen, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Hülkenberg merkte außerdem an, dass er beim Hinterherfahren etwas Abtrieb verloren habe. “Aber ich glaube nicht, dass es unser Rennen beeinträchtigt hat”, so der Deutsche. Sich selbst zurückzurunden wäre für ihn keine Option gewesen: “Ich hätte so viel pushen und zu viel Reifen investieren müssen. Das wäre uns am Ende teuer zu stehen gekommen.” Außerdem sei die Pace von Haas nur wegen des großen Reifen-Deltas auf Augenhöhe mit Red Bull gewesen, weil Verstappen in der Spätphase seines zweiten Stints bereits stark abgefahrene Reifen hatte, meinte Hülkenberg.

Einen Red Bull hat Haas dennoch auf der Strecke geschlagen. Wenngleich dies nicht ganz ohne Mithilfe von Perez möglich war, der sich im Rennen für zu schnelles Fahren in der Boxengasse eine 5-Sekunden-Strafe einhandelte. Durch den Ausfall von Lando Norris kurz vor Ende des Rennens rutschten beide Haas-Fahrer zudem je einen weiteren Platz auf.

Nichtsdestotrotz ist es ein Achtungserfolg für das US-amerikanische Kundenteam. Denn beide Fahrer fuhren auch ohne die Fehler und Ausfälle der Fahrer vor ihnen das ganze Rennen über in den Punkterängen. “Wir haben an diesem Wochenende bestätigt, dass wir Teil des Mittelfelds sind. Wir sind auf verschiedenen Strecken wettbewerbsfähig”, lobte Hülkenberg die wunderbare Team-Performance. Nachdem sie in den ersten zehn Rennen fünf Mal auf Platz 11 knapp an den Punkten vorbeigeschrammt sind, sieht er Haas von nun an öfter weiter vorne mit um die Punkte kämpfen.

Etwas vorsichtiger blickt sein Teamkollege Magnussen auf den weiteren Saisonverlauf: “Ich denke nicht, dass es ein Durchbruch ist, Es ist einfach ein gutes Wochenende. Wir haben noch viel Arbeit vor uns, aber das war eine gute Punkteausbeute.” Der Däne zeigte bereits im Sprintrennen am Samstag, dass er mit Alpine und Perez auf Augenhöhe fahren kann.

Bei Haas gab schon das Sprintrennen die ersten Anzeichen für ihre starke Performance an diesem Wochenende. Dahingegen ärgerte sich Lando Norris über den erneut verpassten Sieg. Die Highlights des Samstag gibt es hier im Video:

Wieder F1-Sieg vergeigt! Frust bei Norris: Wie dumm bin ich? (09:41 Min.)