Formel-1-Autos von Ferrari sind Rot. Punkt. Wenn es eine Konstante in 75 Jahren Formel 1 gibt, dann die. Der erste deutsche Ferrari-Held Wolfgang Graf Berghe von Trips verunglückte 1961 in einem roten Ferrari. Niki Laudas Ferrari waren rot. Ebenso die von Michael Schumacher. Und eigentlich fast alle in den 1079 WM-Rennen, die Ferrari bisher bestritten hat.

Doch für Miami hat Ferrari jetzt eine einmalige Sonderlackierung angekündigt – in Blau! Genauer: Azzurro La Plata (ein helles Blau oder Miami-Blau) und Azzurro Dino (ein dunkleres Blau). Grund: Die Italiener wollen damit 70 Jahre Ferrari in Amerika feiern. Die beiden Farbtöne wählte Ferrari, weil viele Ferrari-Piloten Overalls und Rennanzüge (oder im Fall von Alberto Ascari in den 1950er-Jahren noch einfache Hemden) in entsprechenden Blautönen hatten – Niki Lauda zum Beispiel.

Ob die Autos vollständig blau sein werden oder doch nur Akzente erhalten, hält Ferrari noch geheim.

Ein WM-Titel im blauen Ferrari

Blaue Ferrari – da klingelt doch was? Tatsache ist: Bisher waren 2341 Ferrari in der Formel-1-WM am Start. Und die meisten waren in der Tat rot. Aber eben nicht alle.

John Surtees hat 1964 seinen WM-Titel sogar in einem blau-weißen Ferrari geholt. Hintergrund: Ferrari zerstritt sich damals mit dem Automobilweltverband ACI (heute FIA). Der Verband verweigerte der Scuderia die Homologation des Ferrari 250 LM für die 24h von Le Mans, weil Ferrari die im Reglement vorgeschriebenen 100 Fahrzeuge nicht gebaut hat.

Formel 1 Ferrari

Die rote Göttin bekommt blaue Elemente in Miami verpasst.

Bild: Ferrari

Enzo Ferrari reagierte: Nie wieder werde Ferrari in ROT fahren! Das war damals per Reglement aber Pflicht. Schon seit 1903 waren den Nationen entsprechende Farben zugeordnet. Alle deutschen Autos mussten zum Beispiel weiß sein, alle französischen gelb, alle britischen grün – und alle italienischen eben rot. Erst 1968 wurde diese Regel für die Formel 1 aufgehoben.

Es war daher ein Eklat, als die Italiener ihre beiden roten Ferrari blau-weiß lackierten und so nach Mexiko und in die USA schickten – für die letzten beiden Saisonrennen 1964. Damit alles seine Richtigkeit hatte, wurden die beiden Autos offiziell nicht von der Scuderia Ferrari genannt, sondern von NART, dem US-Team von Ferrari-Importeur Luigi Chinetti. Chinetti war nicht nur Geschäftspartner von Enzo Ferrari, sondern auch ein enger Freund, der für Ferrari auch die ersten Erfolge holte – wie den Sieg 1949 bei den 24h von Le Mans, wo er damals mehr als 23 Stunden lang selbst am Steuer saß!

Ferrari-Kundenautos in Blau, Gelb und Grün

1965 tauchte NART übrigens wieder beim USA-GP auf – mit dem US-Amerikaner Bob Bondurant am Steuer. Aber dieses Mal war der Ferrari rot lackiert und hatte lediglich blau-weiße Streifen. Phil Hill, 1961 mit Ferrari Weltmeister, war 1959 bei seinem Heimrennen in den USA mit einem blau-weißen Ferrari unterwegs.

Und dann gibt es auch noch die vollständig blau lackierten Ferrari der Ecurie Rosier. Louis Rosier war nicht der schnellste Formel-1-Fahrer, aber einer der mutigsten – und vor allem ausdauerndsten. 1950 gewann er gemeinsam mit seinem Sohn die 24h von Le Mans und fuhr dabei bis auf zwei Runden alle selbst (mehr als 23 Stunden!). Rosier bestritt zwischen 1952 und 1954 17 WM-Rennen mit einem Kunden-Ferrari, beim Argentinien-GP meldete er einen zweiten blauen Ferrari für seinen französischen Landsmann Maurice Trintignant. Blau war die Rennfarbe für Frankreich – und das Team war eben Französisch.

Formel 1 Ferrari

Auch die Overalls hat Ferrari für den GP Miami neu designt.

Bild: Ferrari

Die Jahre 1952 bis 1954 waren für die Traditionsmannschaft aus Maranello eine bunte Ära. Denn auch gelbe Ferrari waren damals bei acht WM-Rennen am Start – eingesetzt vom Ferrari-Kundenteam Ecurie Francorchamps. Der Rennstall von Jacques Swaters startete für Belgien in Gelb. Einzelne gelbe Ferrari kamen aber auch später noch zum Einsatz, das letzte Mal durch Olivier Gendebien 1961 beim Belgien-GP. Der Belgier war zwar für Ferrari gemeldet, bezahlt hatte den Einsatz aber Swaters.

Dann wären da noch die grünen Ferrari, die 1951 bei vier WM-Rennen dabei waren. Eingesetzt wurden sie vom Vanwall-Team, später selbst Rennwagenkonstrukteur und 1958 sogar erster Konstrukteurs-Weltmeister der Formel-1-Geschichte. Aber die ersten Gehversuche machte das Team mit Kundenautos von Ferrari – oft in die Jahre gekommen, aber von Vanwall überarbeitet. Und eben in die britischen Rennfarbe Grün lackiert.

Der erste Formel-1-Brasilianer Chico Landi bestritt 1951 den Italien-GP (und viele Rennen außerhalb der WM) mit einem gekauften Ferrari – in den brasilianischen Farben Gelb-Grün.