Streckenlimits sind in der Formel 1 ein leidiges Thema. Der Österreich-GP 2023 mit einem Strafenhagel nach Rennende trieb das Problem auf die Spitze. Besonders die Kurven 9 und 10 bereiteten den Piloten Kopfzerbrechen. Die FIA und der Red Bull Ring haben vor dem diesjährigen Grand Prix reagiert und hoffen mithilfe temporärer Kiesbettstreifen in den Problemkurven auf eine Lösung des Ärgernisses.

“Was letztes Jahr passiert ist, war wirklich schlecht für den Sport”, begrüßte Sergio Perez den Versuch einer Lösung. Doch ist diese auch erfolgversprechend? Zumindest bei den Formel-1-Piloten treffen die Änderungen vor dem Rennwochenende auf ein positives Echo, wenngleich viele Fahrer mit einem finalen Urteil noch auf die Fahrerfahrung auf der Strecke warten wollen.

2023 sorgten die Track Limits für reichlich Diskussionen, Foto: LAT Images
2023 sorgten die Track Limits für reichlich Diskussionen, Foto: LAT Images

Albon: Genau das Abschreckungsmittel, das wir brauchen

“Es ist eine großartige Sache”, lobt etwa Alexander Albon. “Es ist etwas, für das sich alle Fahrer sehr stark gemacht haben, weil es einfach genau dieses natürliche Abschreckungsmittel ist, das wir brauchen. Wir wollen keine Kameras haben, die sich auf eine Haaresbreite fokussieren. Und diese Dinge werden es einfach simpler für uns machen. Ich bin sehr zufrieden damit, wie sie das Problem handhaben.”

Neben den Kurven 9 und 10 wurden auch noch weitere Stellen am Red Bull Ring nachgebessert. Wie genau die Änderungen an der Strecke im Detail aussehen erfahrt Ihr hier:

Charles Leclerc stimmt mit ein und erwartet eine verschärfte Herausforderung durch die Kiesstreifen: “Diese zwei Kurven waren schon vor den Kiesbetten knifflig, die wir jetzt haben. Aber ich nehme an, dass es jetzt ziemlich klar ist, wo die Track Limits sind. Und wir werden nicht mehr diese Art von Problemen haben, was eine gute Sache ist.”

Ocon: Hatte die Liebe für den Red Bull Ring verloren

“Zuvor haben wir unsere Runde absolviert und gebetet, dass die Runde innerhalb der Track Limits war als wir an die Garage zurückgekommen sind. Das ist nicht das Racing, wie wir es mögen”, freuen auch Esteban Ocon die Bemühungen der FIA und des Red Bull Rings. “Ich bin immer so Rennen gefahren, dass du, wenn du von der Strecke gehst, Zeit verlierst. Und so sollte es sein.”

“Ich hoffe, die Track-Limit-Probleme sollten jetzt gelöst sein, weil es eine großartige Strecke ist, die viel Spaß macht und viel Charakter hat”, so Ocon weiter. “Ehrlich gesagt war es deswegen vorher sehr langweilig. Ich habe in gewisser Weise die Liebe für die Strecke verloren. Aber ich habe gute Hoffnungen, dass diese jetzt zurückkommen und es alles geklärt sein wird.”

Alpine-Fahrer Esteban Ocon im Paddock
Hat die Liebe zum Red Bull Ring verloren: Esteban Ocon, Foto: LAT Images

In die selbe Kerbe wie Ocon schlug auch Weltmeister Max Verstappen. “Generell ist es natürlich eine tolle Strecke zum Fahren. Ich genieße es immer sehr, besonders die High-Speed-Kurven machen viel Spaß. Aber durch das Layout und die Auslaufzonen, die wir hier haben, reden wir immer über Track Limits”, so der Niederländer, der ebenso auf eine Verbesserung hofft. Auch auf die Herangehensweise beim Fahren könnten sich die Kiesbetten Verstappen zufolge auswirken: “Du musst natürlich ein bisschen vorsichtiger und präziser sein.”

Sargeant zweifelt: Konnte in Imola auch gegen Track Limits verstoßen

Zumindest an der Tatsache, dass die Kiesbetten eine gewisse Abschreckungswirkung entfalten dürften, herrscht unter den Formel-1-Fahrern kein Zweifel. “Du willst davon fernbleiben. Wenn du mit einem Rad dort hinein kommst, kann das ein großer Moment werden”, warnt Kevin Magnussen, der jedoch hinterherschiebt: “Zumindest ist es das, was ich hoffe.”

Doch unter all die positiven Rückmeldungen der Fahrer mischen sich auch Zweifel, dass die Problematik in den Kurven durch die temporären Kiesbetten tatsächlich vollständig gelöst werden kann. So unter anderem von Logan Sargeant: “Ich habe es geschafft, in Kurve 9 in Imola gegen die Track Limits zu verstoßen, was fast unmöglich ist. Wenn ich es also dort schaffen gehen, wird es auch hier noch möglich sein. Und ich würde in Zukunft gerne einen Weg sehen, wie es durch das Design der Strecke komplett eliminiert werden kann.”

Hinzu kommt die Sorge davor, dass der Kies in diesen Kurven in Massen auf die Strecke zurückgeschleudert werden könnte. “Es ist eine gute Modifikation, aber hoffentlich ist es nicht wie in der zweiten Schikane in Monza, wo all der Kies zurück auf die Strecke kommt und die Chance auf einen Reifenschaden vergrößert”, meint etwa Yuki Tsunoda.

Kies ein Problem im Österreich-Qualifying?

Auch im Qualifying könnte die neue Lösung in Spielberg einen Einfluss haben. Tsunoda zufolge vor allem dann, wenn das vorausfahrende Auto einen Ausflug in den Kies unternimmt: “Wenn jemand in den Kies fährt und der Kies zurück auf die Strecke kommt, kompromittiert das sicherlich die letzte Kurve, die immer noch eine High-Speed-Kurve ist, wo du immer noch guten Grip an der Hinterachse brauchst.”

Trotz all der Bemühungen werden sich die Diskussionen um den Umgang mit Track Limits und eine voraussichtliche Entschärfung des Problems wohl nicht in Gänze in Luft auflösen. “Ich glaube niemand hat eine klare Lösung, was im Moment das Beste ist”, meint Max Verstappen. “Wir müssen die Strecke natürlich zum Beispiel mit der MotoGP teilen und anderen Kategorien. Es ist im Moment ein bisschen schwierig, hier auf die beste Lösung zu kommen.”

Während die erste Formel-1-Action auf dem Red Bull Ring erst morgen stattfindet, ging es am Medientag in Österreich bereits heiß her. Neben den Vertragsverlängerungen von Pierre Gasly und Lance Stroll stand einmal mehr Carlos Sainz im Mittelpunkt. Wie es bei der Suche nach einer neuen Formel-1-Heimat für den Spanier aussieht, lest Ihr hier: