Viel wurde vor dem Österreich-GP über die neuen Kiesbetten und Track-Limit-Lösungen der Formel 1 gesprochen. Und doch kommt es nach dem Qualifying in Spielberg am Samstagabend zu einer neuen Krise. Nachdem Oscar Piastris Rundenzeit in Q3 gestrichen wurde und er dadurch von Platz drei auf sieben zurückgeworfen wurde, legt sein Team McLaren Protest ein.

Zuerst marschierten Teamvertreter rund um Teamchef Andrea Stella nach dem Qualifying direkt zur Rennleitung. “Wir wollten Klarstellungen besonders im Hinblick auf die Beweise, ob das Auto ohne Zweifel die Track Limits übertreten hatte”, erklärt Stella danach. “Ich kann nicht sagen, dass das zufriedenstellend geklärt wurde.”

Daraufhin deponierte McLaren einen offiziellen Protest. Um “die Konversation fortzuführen”, wie Stella meint. Er stößt sich an den Beweisen, welche die Stewards für die Streichung ins Feld führten. Piastri überfuhr die Limits nämlich nicht an einer der neuralgischen Punkte am Ende der Runde, sondern in Kurve sechs im Mittelsektor. Dort ist ausgangs sowieso ein Kiesbett. Aber der davor liegende Doppelkerb ist gerade breit genug, dass ein Formel-1-Auto draufpasst und das Kiesbett höchstens ohne große Auswirkungen auf die Zeit touchiert.

McLaren fordert klare Maßstäbe bei Strafen von der FIA

“Was verwendet wurde, waren fixe Kameras und die Helikopter-Perspektive”, sagt Stella. “In beiden Fällen – und ich möchte sagen, dass ich die immensen Bemühungen bei der Durchsetzung schätze – denke ich nicht, dass die Auflösung adäquat ist.”

“Letztes Jahr hatten wir in Katar einen klaren Fall, wo Lando [Norris] aus der Helikopter-Kamera weit abseits der Track Limits gesehen wurde. Das ist eine klare Auflösung, mit Genauigkeit, das Auto ist draußen”, vergleicht Stella. Anders im vorliegenden Piastri-Fall: “Hier ist alles verworren, von den Schatten beeinflusst.”

“Es gibt zwei Prinzipien: Das System braucht eine adequate Auflösung, und die Methodologie für ein Auto muss für alle Autos anwendbar sein”, erinnert Stella. “So müsste die Helikopter-Kamera für alle Autos anwendbar sein.”

Protest zum Wohl der Formel 1: Das erhofft sich McLaren in Österreich

“Hier steckt viel Arbeit drin, hier herzukommen, Quali-Runden zusammenzubekommen, und wenn die Strafe so schwerwiegend ist wie das Streichen einer Runde, dann müssen wir sicherstellen, dass die Strafen absolut über jeden Zweifel erhaben ist”, fordert Stella. “Unser Ansatz ist, dass wir nichts wollen, was wir nicht verdienen. Aber wenn die Strafe so schwerwiegend ist, dann ist es im Interesse des Sports, dass da klare Beweise vorhanden sind.”

Um 19:35 Uhr wurden daraufhin McLaren-Vertreter für eine nun offizielle Anhörung von den Stewards vorgeladen. Stella hofft nicht nur auf eine für McLaren vorteilhafte Lösung, sondern auch auf einen Lerneffekt: “Der Fall mit Oscar, und andere Fälle, sollten dafür genutzt werden, um eine Lösung zu finden, die wirklich ein guter Schritt vorwärts ist.”