Vor dem Miami-GP kann das kriselnde Team von Alpine eine prominente Verstärkung präsentieren. David Sanchez kehrt nach Enstone zurück und wird neuer Technischer Direktor des Teams, nachdem Matt Harman diesen Posten angesichts der sportlichen Krise im Februar freiwillig verließ. Die Personalie ist spannend, denn eigentlich war Sanchez für 2024 als Star-Zugang von McLaren verpflichtet worden.

Neue Alpine-Struktur: David Sanchez steht drei Abteilungen als Technikchef vor

Bei McLaren kam es dann aber nach nur drei Monaten zur Trennung. Der Grund war nicht sportlich, sondern persönlich begrünet. Sanchez wurde bei seiner Verpflichtung eine Führungsrolle versprochen, die in der von Andrea Stella neu gestalteten Team-Struktur des Traditionsrennstalls gar nicht mehr existierte. Es folgte die einvernehmliche Trennung.

Alpine-Teamchef Bruno Famin in der Pressekonferenz
Alpine-Boss Bruno Famin gelang eine wichtige Verpflichtung, Foto: LAT Images

Interessanterweise hat Alpine dieses Jahr auch eine Teamstruktur nach McLaren-Vorbild geschaffen, mit den drei Abteilungen der Performance, des Ingenieursbüros und der Aerodynamik. Diesem Abteilungstrio wird nun Sanchez als neuer Technischer Direktor vorstehen. Bisher hatte Alpine-Boss Bruno Famin diese Rolle interimsmäßig ausgefüllt. Nun hat er also seinen Mann für den Job gefunden.

Zurück zu den eigenen Ursprüngen: Sanchez begann Formel-1-Karreire in Enstone

“Dies ist eine wichtige Verpflichtung, um sicherzustellen, dass wir alles, was wir als Team tun, optimieren und uns auf die richtigen Leistungsbereiche konzentrieren. Es ist klar, dass die Leistung des Autos und der Entwicklungsweg im Verhältnis zu unseren Ambitionen als Team nicht schnell genug vorangekommen sind”, erklärte Famin angesichts des Fehlstarts von Alpine mit fünf Rennen ohne Punkte.

Sanchez arbeitete jahrelang für Ferrari, Foto: Sutton
Sanchez arbeitete jahrelang für Ferrari, Foto: Sutton

Für Sanchez ist es eine Rückkehr. Zweimal arbeitete er für McLaren und jahrelang für Ferrari, doch seine Formel-1-Karriere begann er 2005 als Aerodynamiker bei Renault. “Ich bin begeistert von dieser Herausforderung bei Alpine. Ich freue mich darauf, wieder in Enstone zu arbeiten, dem Ort, an dem ich meine Formel-1-Karriere begonnen habe. In diesem Team waren schon immer so viele fantastische Menschen tätig, und es gibt eindeutig so viel Potenzial, das es zu erschließen gilt”, erklärte Sanchez, der seinen Job sofort antritt.

Von McLaren zu Alpine: Persönlicher Aufstieg und sportlicher Abstieg für Sanchez

Bei der Trennung von McLaren wurde keinerlei Sperrfrist festgesetzt. Woking gab selbst zu, Sanchez falsche Versprechungen gemacht zu haben und legte ihm für die weitere Karriere keine Steine in den Weg. Ob es zu diesem Zeitpunkt bereits den Kontakt zu Alpine gab, ist noch nicht bekannt. Für Sanchez ist es ein persönlicher Aufstieg, sportlich hingegen ein weiter Abstieg. Alpine fährt mit der Fehlgeburt A524 gnadenlos den eigenen Ansprüchen hinterher, auch wenn in den letzten Rennen dank einiger Updates leichte Fortschritte zu sehen waren.

Alpine-Fahrer Pierre Gasly
Der A524 von Alpine fährt momentan der Konkurrenz hinterher, Foto: LAT Images

Sanchez ist sich des Berges bewusst, den er und seine Mannschaft erklimmen müssen: “Wir haben eine große Aufgabe vor uns, um die Leistung auf der Rennstrecke zu verbessern, und genau diese Art von Herausforderung motiviert mich. Ich bin bereit, damit anzufangen und freue mich darauf, wieder mit den technischen Teams von Enstone und Viry [die Renault-Motorenabteilung, Anm. d. Red.] zusammenzuarbeiten, mit dem einzigen Ziel, diesem großartigen Team wieder regelmäßige Erfolge zu bescheren.” Diese werden aber wohl frühestens mit der Saison 2025 erfolgen können. Im Jahr 2024 scheint nicht mehr als Schadensbegrenzung möglich.

David Sanchez ist nicht die einzige Personalmeldung in der Formel 1 in diesen Tagen. Gestern wurde der erwartete Abschied von Ingenieurs-Legende Adrian Newey bei Red Bull offiziell. Alle Infos dazu findet ihr hier: