Die Formel 1 rätselt seit Wochen darüber, in welchem Zustand sie den Shanghai International Circuit beim Comeback des China GP vorfinden werde. Das letzte Rennen auf dem Kurs wurde 2019 ausgetragen, seither befand sich die Anlage im Corona-Schlaf. Die auf Sumpfgebiet erbaute Strecke hatte aber schon beim letzten Rennen zahlreiche Bodenwellen, die selbst mit der alten Fahrzeuggeneration unangenehm aufgefallen waren.

Weil die Groundeffekt-Fahrzeug deutlich tiefer und härter abgestimmt werden müssen, um Performance zu generieren, werden kleine Bodenwellen zu harten Schlägen. Deshalb war die Angst vor Shanghai besonders groß. Berichte über eine Neuasphaltierung beruhigten einige Piloten, doch die Berichte waren falsch. Die Strecke wurde nicht neu asphaltiert, wie Motorsport-Magazin.com bereits berichtete.

Erst nach der diesjährigen Ausgabe rücken Walzen an. Aus Zeitmangel war eine komplette Neuverlegung des Asphalts vor dem Grand Prix 2024 nicht mehr möglich. Dabei hatte man durch die lange Pause eigentlich genügend Zeit, doch die Strecke hatte die Instandhaltung verschlafen.

Trotzdem gab es bei der Ankunft des Trosses erneut große Verwirrung. Grund dafür war die extrem dunkle Oberfläche des Asphalts. Einige Piloten glaubten, es sei doch ein neuer Asphalt verlegt worden, andere glaubten, Farbei sei aufgetragen worden. Die Wahrheit ist: Weder noch.

Shanghai International Circuit mit Bitumen-Schicht versiegelt

Um den Asphalt zu schützen, wurde vor einiger Zeit eine Bitumenschicht als Versiegelung aufgetragen. Weil seither keine Rennen auf dem 5,451 Kilometer langen Kurs ausgetragen wurden, sieht die Oberfläche wie neu aus.

Streckenprofil
Dank Bitumenschicht: Asphalt in China sieht neu aus, Foto: LAT Images

Weil man die Autos nicht auf die Buckelpiste loslassen wollte, wurden kurz vor dem Grand Prix noch Bodenwellen entfernt. Vor den Kurven 1 und 8 verläuft unter der Strecke ein Tunnel. Dort waren die Bodenwellen am schlimmsten. Mit einer 3D-Fräse konnte der Asphalt entsprechend bearbeitet werden.

An den abgefrästen Stellen wurde schließlich erneut eine Versiegelungsschicht aufgetragen. Das hat den Vorteil, dass nach den Fräsarbeiten eine Oberfläche mit festerem Verbund entstand. Gleichzeitig sieht die Strecke nun wieder aus, als wäre sie komplett neu asphaltiert worden.

Bei trockenen Bedingungen rechnen Experten damit, dass die Bitumenschicht kein allzu großes Problem darstellen wird. Nach einigen Runden sollte auf der Ideallinie nicht mehr viel von der Versiegelung vorhanden sein. Der Grip soll dadurch nicht beeinträchtigt werden.

Formel 1 droht Rutschpartie im Regen

Anders sieht es im Regen aus. Hier fürchten Fahrer und Experten, dass es zu einer Rutschpartie ähnlich wie in Istanbul im Jahr 2020 kommen könnte. Damals hatten die Verantwortlichen direkt vor dem Rennen einen neuen Asphalt verlegen lassen. Wie wahrscheinlich eine Rutschpartie ist, verrät unser Wetterbericht für den China-GP.

Es gibt aber noch mehr Unbekannte: Ob wirklich alle gröberen Bodenwellen abgetragen wurden, wird sich erst im Fahrbetrieb herausstellen. Minimale Unebenheiten können bei der aktuellen Fahrzeuggeneration schon zu größeren Problemen führen. Auf manchen Strecken können die Bodenwellen teilweise gar nicht gemessen werden, die bei den Fahrern für Unannehmlichkeiten sorgen.

Neben den Wartungsarbeiten gab es noch weitere kleine Anpassungen. So wurden aus Sicherheitsgründen alle Wurst-Kerbs entfernt. Auch der Kunstrasen musste daran glauben. Um die Streckenlimits nicht nur mit gestrichenen Rundenzeiten zu forcieren, wurden dafür in den Kurven 10, 12 und 16 kleine Kiesbettstreifen 1,70 Meter hinter der der Asphalt-Auslaufzone installiert.