Auch im Rennen von China war es Fernando Alonso, der für einen großen Teil der Unterhaltung in der Formel 1 sorgte. Wie prognostiziert war der Aston Martin im Renntrimm nicht ganz auf der Höhe der Konkurrenz – doch eine seltsame Dreistopp-Strategie sorgte für Verwirrung und einen siebten Platz in der Endabrechnung, nach einem Start von P3. Warum musste er noch einmal Reifen wechseln, während alle anderen durchfuhren?

Die seltsam anmutende Strategie war schon beim Safety Car auffällig. Das kam günstig – in Runde 23 von 56 konnte so die Mehrheit des Feldes auf Hard-Reifen wechseln und damit durchfahren. Nur Alonso und Aston Martin tauchten plötzlich mit Soft-Reifen aus der Boxengasse auf. Dass er damit nicht durchkommen und noch einmal stoppen müsste, war natürlich klar.

Aston-Martin-Strategie erklärt: Falsche Reifen für Rennen gespart

Für den Grund muss man bis zum Freitag zurückgehen. Das Reglement verpflichtet die Teams, im Laufe des Wochenendes an definierten Punkten immer wieder Reifen zurückzugeben, die man nicht mehr verwenden darf. Aston Martin fuhr in FP1 einen der zwei Sätze Hard, und gab den danach zurück. Deshalb startete Alonso mit nur mehr einem Hard-Reifensatz in der Hinterhand ins Rennen. Diesen Hard-Reifen zog er bei seinem ersten Boxenstopp in Runde 12 schon auf.

Als das (erst virtuelle, dann volle) Safety Car in Runde 22 ausgerufen wurde, wusste Alonso, dass er geliefert war: “Wir hatten noch Soft und Medium übrig, und 35 Runden vor uns. Unsere Rechnung sagte, dass [Durchfahren] damit nicht machbar wäre.” Lando Norris, Charles Leclerc und Carlos Sainz hatten dank Einstopp-Strategie, George Russell und Oscar Piastri dank Mittelstint auf Medium noch einen Hard für die zweite Rennhälfte übrig.

Die verbleibenden Reifensätze aller Fahrer beim China-GP vor dem Start
Diese Reifensätze hatten alle Fahrer vor dem Start in China, Foto: Pirelli Sport

Sogar das Durchfahren mit dem Hard stand bei ihnen aufgrund des doch recht frühen ersten Safety Cars auf der Kippe, vermutet Alonso. Aber erst dauerten Bergeoperationen lange, und wegen eines Unfalls beim Restart folgte direkt ein zweites Safety Car. Erst in Runde 32 ging es auch tatsächlich weiter. “Das war das Glück, das die Hard-Leute brauchten, um ins Ziel zu kommen”, meint Alonso.

Alonso zieht große Show ab – inklusive Beinahe-Crash

Bis zu dem strategischen Pech hatte Alonso in China eine gute Ausgangsposition gehabt. Am Start hatte er sich sogar außen Platz zwei von Sergio Perez gekrallt – dank eines Blicks auf den Wetterbericht: “Die Windrichtung hatte sich heute am Morgen geändert, also gab es in den Kurven 1 und 2 Gegenwind. Ich wusste, wenn ich parallel war, hate ich die Chance zur Attacke, also war ich sehr aggressiv.”

In den nächsten Runden zeigte sich jedoch schnell, dass der Aston Martin wie schon im Sprint auch im Grand Prix die Pace von Red Bull, McLaren und Ferrari nicht hatte. Sergio Perez und Lando Norris gingen vorbei, und schon in Runde 12 stoppte Alonso zum ersten Mal. Wohl auch war es der frühe Stopp, der Aston Martin bewog, da schon den einzigen Hard-Reifensatz zu verheizen. Als dann die Safety-Car-Sequenz zehn Runden später begann, war Alonsos Schicksal besiegelt.

Beim Restart lag Alonso noch immer auf Platz fünf, jetzt aber mit Soft. Mit diesen sprintete Alonso bis zur 44. Runde, um dann für das Finale Medium aufzuziehen. Immerhin hatte er jetzt einen signifikanten Reifenvorteil gegenüber der Konkurrenz. Doch der Boxenstopp warf ihn bis auf den 12. Rang zurück.

“Es war unsere einzige mögliche Strategie”, urteilt Alonso. Immerhin – mit dem 2024 guten Aston-Martin-DRS und dem Reifenvorteil fuhr er in schneller Abfolge an Alex Albon, Esteban Ocon, Nico Hülkenberg, Lewis Hamilton und Oscar Piastri vorbei. Hinter Hamilton warf er in Runde 48 den AMR24 fast in die Wand, nachdem er in der letzten Kurve das Kiesbett berührt hatte: “Ich habe maximal gepusht!”

Lohn ist schließlich ein siebter Platz sowie der Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde. George Russells sechster Platz war knapp außer Reichweite, 4,690 Sekunden fehlten. Immer noch über dem angestammten Platz des Autos, glaubt Alonso: “Ich wiederhole mich, aber wir sind jeden Sonntag das fünftschnellste Team. Aber aus welchen Gründen auch immer bekommen die anderen ihre Runden am Samstag nicht auf die Reihe, wir starten vor ihnen, und dann gibt es jeden Sonntag diesen Fight.”

Vielleicht wäre noch mehr möglich gewesen, wenn Aston Martin noch einen zweiten Hard-Reifensatz gehabt hätte. Vielleicht hätte Alonso dann Platz fünf oder Platz sechs ins Ziel retten können. Entsprechend zynisch meint er nach dem Rennen: “Ideal ist es wohl, den Sprint nicht zu fahren und mehr Reifen für Sonntag zu sparen. Für uns sind da so wenig Punkte drin, wenn du nicht gewinnst. Und du riskierst bloß Strafpunkte.” Der für einen Unfall im Sprint Bestrafte kann sich da auch einen Seitenhieb gegen die Stewards mal wieder nicht verkneifen.