Beim ersten Sprint der Saison 2024 in China hatte Lewis Hamilton glänzen können. Der zweite in Miami geriet völlig aus den Fugen. Nicht, dass es mit Startplatz 12 gut begonnen hätte, doch von den ersten Metern an wurde Hamilton durch die Mangel gedreht. Auch durch Eigenfehler. Am Ende resultierte einer davon in einer Strafe und kostete ihm einen in einem kontroversen straf-lastigen Duell mit Kevin Magnussen hart erkämpften Punkt.

Begonnen hatte es für Hamilton schon am Start. Ambitioniert hatte er sich innen hineingebremst, und wurde dadurch vierter Mann in einer Kurve, in der sich schon Lando Norris, Lance Stroll und Fernando Alonso stritten. “Es war keine Absicht, wem reinzufahren, aber jeder pusht so gut es geht”, rechtfertigt sich Hamilton. Nur verbremste er sich, und dann fuhr er eben jemandem rein, nämlich Alonso.

Startunfall mit Lando Norris (McLaren), Lance Stroll und Fernando Alonso (beide Aston Martin)
Die Folgen des Start-Crashs im Sprint, Foto: LAT Images

“Ich bin in eine Lücke rein, aber dann sind diese Jungs weit raus und haben zurückgeschnitten, da haben wir uns berührt”, analysiert Hamilton. In einer chaotischen Kettenreaktion schob Alonso daraufhin Stroll in Norris. Die beiden mussten aufgeben, Alonso fiel auf den letzten Platz zurück.

Nach dem Rennen zeigte er sich empört über die Entscheidung der Stewards, nicht einzugreifen. Die stellten aber sogar fest, dass die erste Berührung zwischen Alonso und Stroll kam. Dann erst berührte Hamilton Alonso. “Die plötzliche und schnelle Ankunft von [Hamilton] steuerte zu den diversen Kollisionen bei”, meinen sie, “aber wir konnten nicht einen oder mehrere Fahrer identifizieren, die vollends oder überwiegend schuld an den diversen Kollisionen oder an einer davon wären.”

Temposünder Hamilton sammelt teure Strafe im Sprint ein

Im dadurch ausgelösten Safety Car sollte sich Hamilton aber ohnehin gleich eine ungleich schwerere Strafe abholen. Weil in der ersten Kurve jetzt Trümmer lagen, schickte die Rennleitung das Feld zweimal durch die Boxengasse, damit die Streckenposten Zeit für Aufräumarbeiten hatten. Das bedeutet aber nicht, dass in der Boxengasse das übliche 80-Km/h-Tempolimit aufgehoben wird.

Hamilton wurde bei einer der Boxendurchfahrten mit 90,7 Km/h geblitzt – 10,7 Km/h über dem Tempolimit. Wie es genau passierte, ist schwer zu sagen – aber Hamilton verlangsamte bei beiden Durchfahrten vor der Mercedes-Garage, um den Ingenieuren nach dem Start-Crash die Möglichkeit zu geben, einen Blick auf das Auto zu werfen, Fotos zu machen und nach potenziellen Schäden zu suchen.

Die Straf-Richtlinien sind hier eindeutig: Für eine Übertretung im Bereich von 6 bis 15 Km/h gibt es eine Durchfahrtsstrafe. Da die von den vielbeschäftigten Stewards erst nach dem Rennen ausgesprochen wurde, wird sie in Form einer 20-Sekunden-Strafe angerechnet.

Warum die Stewards vielbeschäftigt waren? Ausgerechnet wieder wegen Hamilton, genauer gesagt wegen einem brutalen Fight von Hamilton mit Kevin Magnussen. Nach dem Restart steckte der Mercedes hinter dem Haas fest, der sich zunehmend rabiat gegen Hamiltons Attacken zu wehren begann. Einmal kürzte er die Schikane zur Verteidigung ab, einmal konterte er abseits der Strecke, einmal drückte er Hamilton von der Strecke und brachte damit auch noch Yuki Tsunoda vorbei am Mercedes.

Hamilton respektiert Teamplayer Magnussen: Ziemlich cool

Magnussen sammelte vier Strafen für 35 Sekunden, wurde von den Stewards später noch wegen “unsportlichem Verhalten” vorgeladen und verteidigte sich: “Alle Strafen waren verdient. Ich musste wieder das Team-Spiel spielen.” Indem er Hamilton bis Runde 14 aufhielt, konnte er garantieren, dass der Mercedes den siebtplatzierten Nico Hülkenberg nicht mehr einholen konnte.

Mit dieser Ausrede kommt er bei einem trotz alldem überraschend gut gelaunten Hamilton tatsächlich gut weg: “Das ist denke ich echt ehrlich von ihm, und ziemlich cool. Wir hatten ein gutes Rennen. An ein paar Stellen war das ein bisschen hart an der Grenze, aber das liebe ich. Ich liebe hartes Racing. Ich war nicht frustriert oder so. Das machst du eben für das Team. Bravo.”

“Ich würde sagen, ich hatte Spaß daran, dass ich kämpfen konnte, immerhin ging es nicht rückwärts”, erklärt Hamilton die gute Laune. Am Ende schaffte er es noch einmal an Magnussen und Tsunoda vorbei und hielt kurz Platz acht und den letzten Punkt. Der war jedoch mit den 20 Strafsekunden für die Tempo-Übertretung wieder hinfällig. Egal: “Die Strafe ist scheiße, aber es ist ein Punkt.”