Verlierer: Max Verstappen

Alles andere als ein Sieg von Max Verstappen ist in der Formel 1 2024 eine Sensation. Der Red-Bull-Pilot sah auch in Miami lange wie der sichere Sieger aus, auch wenn die Vorstellung bei weitem nicht so dominant war wie noch bei den letzten Rennen. Dass ihn das Safety Car auf dem falschen Fuß erwischte, war Pech. Aber alles andere zeigt, dass gewinnen in den kommenden Monaten für die Bullen womöglich nicht mehr so einfach sein wird, wie es zuletzt immer war.

Der McLaren in den Händen von Lando Norris war das schnellste Fahrzeug am Renn-Sonntag. Auch Verstappen konnte seine Zeiten nicht mitgehen. Auf der anderen Seite war auch Ferrari in Form von Charles Leclerc so nah an Verstappen dran, wie nur selten in diesem Jahr. Das hatte einen gewichtigen Anteil an der Niederlage von Verstappen. Denn so mussten die Red-Bull-Strategen auf den Undercut reagieren und man konnte nicht – wie sonst so häufig – die Boxenstopps der Konkurrenz aussitzen und Verstappen als letzten der Spitzenpiloten an die Box holen.

Gewinner: Lando Norris

Natürlich muss sein Name hier ebenfalls genannt werden. Denn ein Gewinner im klassischen Sinne war Lando Norris in seiner Formel-1-Karriere tatsächlich noch nie – bis gestern. Miami ist weit davon entfernt, das beste Rennwochenende seiner Laufbahn zu sein – fahrerisch jedenfalls. Bis zur Boxenstopp-Phase im Grand Prix war es sogar ein ziemlich mieses Wochenende. Im Qualifying brachte er selbst die Runden nicht zusammen, im Sprint fiel er unverschuldet einer Kettenreaktion zum Opfer.

Selbst beim Start ins Rennen ging es nach hinten anstatt nach vorne und an Sergio Perez biss er sich lange die Zähne aus. Doch Motorsport ist nicht immer gerecht – im guten wie im schlechten Sinne. Zweiteres musste Norris seit 2019 im Kampf um seinen ersten Sieg regelmäßig am eigenen Leib erleben. Jetzt war ihm endlich einmal die Glücksfee hold. Selten war ein Premieren-Sieg verdienter.

Verlierer: Kevin Magnussen

‘Gewonnen’ hat Kevin Magnussen an diesem Wochenende nur eines und das waren Strafen und damit einhergehend auch Strafpunkte. Auf der anderen Seite büßte der Däne viel Ansehen ein, wobei diskutiert werden kann, wie viel er davon überhaupt noch besessen hat. Es ist schon vielsagend, wenn der Teamchef einer Mannschaft, die selbst in keinen Zwischenfall mit ihm involviert war, eine Sperre fordert.

An dieser arbeitet Magnussen aber im Moment ohnehin. Sechsmal wurde er beim Formel-1-Wochenende in Miami bestraft. Einmal davon war das Team schuld und nicht er, die anderen Male gehen alle auf seine Kappe. Der Zweikampf gegen Lewis Hamilton wurde mit einer Überdosis an Aggressivität geführt, der Unfall mit Logan Sargeant war a) vermeidbar und b) zweifelsohne Magnussens Fehler. Es erscheint beinahe unglaublich, dass Magnussen ohne einen Strafpunkt in die Saison gestartet ist, jetzt fehlen ihm nur noch deren zwei auf eine Sperre.

Gewinner: Alpine

Viel wurde in den letzten Monaten über die Misere des französischen Werksteams geschrieben. Da muss man nicht noch einmal Salz in die Wunden streuen. Das dachte sich wohl auch das Schicksal und schenkte Esteban Ocon und Alpine eine VSC-Phase zum perfekten Zeitpunkt. Dank dieser erhielt er einen billigen Boxenstopp und war plötzlich nicht nur im Kampf um die Punkte dabei, sondern lag sogar in den Top 10.

Obwohl die Pace des A524 besser war als noch bei den meisten Rennen in diesem Jahr, musste sich Ocon anschließend in der zweiten Rennhälfte nach hinten orientieren und konnte das eine Pünktchen ans Ufer retten. Hochverdient für ihn deshalb, weil er seit Saisonbeginn der Alpine-Krise mit offenem Visier entgegentritt und sich an einer “Jetzt-erst-recht-Mentalität” versucht. Anders als sein Teamkollege Pierre Gasly, der 2024 nicht nur langsamer ist, sondern auch unmotivierter wirkt.

Verlierer: Williams

Da waren’s nur noch zwei. Zwei Teams nämlich, die in der Formel-1-Saison 2024 noch ohne Punkte dastehen. Das eine ist Sauber, die sich auch in jedem Rennen dieses Jahres redlich um eine Nennung in diesem Artikel bemühen, das andere Williams. Für die Mannschaft aus Grove ist die einzig positive Meldung an diesem Wochenende wohl, dass sie inzwischen über ein Ersatz-Chassis verfügen. Ansonsten wäre der von Kevin Magnussen ausgelöst Sargeant-Crash – im Übrigen der vierte Williams-Unfall in den letzten vier GP-Wochenenden – wohl doppelt so schwer ins Gewicht gefallen.

Auch abgesehen davon schienen Punkte für die WM-Achten des Vorjahres zu keinem Zeitpunkt in Reichweite zu sein. Alex Albon klagte über schlechte Reifen-Performance und sorgte höchstpersönlich für eine Serie an kleineren Fahrfehlern verstreut über das gesamte Wochenende. Logan Sargeant erfüllte bis zu seinem Ausfall den klassischen Sargeant-Standard, der bekanntermaßen nicht sehr hoch ist. Sein erster teaminterner Qualifying-Sieg gegen Albon war auch nicht mehr als ein unfreiwilliges Geschenk des Thailänders.

Gewinner: Racing Bulls

Das ehemalige Toro-Rosso-Team hat 2024 die überaus kuriose Angewohnheit, dass offenbar immer nur einer seiner beiden Piloten eine gute Session haben kann. Niemals beide gemeinsam. Im Hinterfeld, wo Punkte aber rar gesät sind reicht das vollkommen aus. Vor allem wenn der eine Fahrer dann jeweils so liefert.

Im Sprint war es nach einem guten Qualifying und einer perfekt exerzierten Verteidigungsfahrt Daniel Ricciardo, der für die Big Points sorgte. Im Rennen war Ricciardo plötzlich wieder unter ferner Liefen unterwegs, dafür überraschte Yuki Tsunoda und konnte nicht nur Mercedes-Pilot George Russell auf der Strecke besiegen, sondern ihm auch noch davonfahren. Zwölf Punkte in zwei Tagen, so viele haben die hintersten vier Teams der Formel-1-WM noch nicht einmal in Summe gesammelt.

Verlierer: Aston Martin

Nur zwei Punkte und diese waren mehr als schmeichelhaft. Aston Martin war an diesem Wochenende pacemäßig so weit hinten unterwegs, wie in den letzten eineinhalb Jahren kaum einmal. Sogar bei den Experimentier-GPs des Vorjahres, als die Mannschaft im britischen Renngrün auf der Suche nach einer Lösung des Unterboden-Problems alles versuchte, schauten meist bessere Leistungen und Ergebnisse heraus wie in Miami.

Dazu kommt noch ein beinahe unerklärlich schlechtes Wochenende von Fernando Alonso. Für seine zweimalige Qualifying-Niederlage gegen Lance Stroll gibt es keine Ausrede: Alonso war der langsamere der beiden AMR-Piloten. Allein das hat schon einen Kalender-Eintrag verdient.