Schon am Sonntagabend war Max Verstappen anzuhören, dass er keinen neuen Formel-1-Krieg anfangen wollte. Warum er nach auf praktisch jede Anschuldigung gegen Unfallgegner Lando Norris verzichtete, das stellt er vier Tage später in Silverstone mehr als deutlich klar: “Alles, was ich wollte, war meine Beziehung mit Lando zu erhalten.”

“Wir sind gute Freunde, und deshalb meinte ich nach dem Rennen, dass wir die Dinge einfach abkühlen lassen sollten”, erklärt Verstappen. Am Donnerstag vor dem Großbritannien-GP ist seine Mission gegenüber der zahlreich zu seiner Presserunde erschienenen F1-Medienvertreter einschließlich Motorsport-Magazin.com klar.

Beste Freunde Verstappen und Norris: Darf auf keinen Fall aufhören

“Ich will diese Freundschaft abseits der Strecke auf keinen Fall ruinieren, das verdient sie nicht”, so Verstappen. Wie auch Lando Norris kurz davor in der Pressekonferenz bestätigt er eine Aussprache gleich am Montag: “Und ich denke, wir kamen zu dem Schluss, dass wir eigentlich ziemlich Spaß mit dem Kampf hatten.”

“Wir stimmen zu 99 Prozent überein, und das ist schon ziemlich viel”, findet Verstappen. Für ihn ist ganz klar, dass er nie die Absicht hatte, Norris zu rammen. Es war gemeinsame Fehleinschätzung im Zentimeterbereich. “Ganz ehrlich, es war so eine dumme kleine Berührung, ich hätte nicht erwartet, dass da gleich der Reifen abgeht.”

Rückblickend ist alles immer einfach”, meint Verstappen zur Schuldfrage. “Du kannst alles analysieren, jedes einzelne Rennen deiner Karriere, und es gibt immer Dinge, die du besser machen kannst. So ist das eben. Du bist kein Roboter. Du bist nicht dazu programmiert, dich in jeder einzelnen Runde identisch zu verhalten.”

Simracer Verstpapen und Norris arrangieren sich nach Österreich

“Ich denke, nichts von dem, was ich getan habe, schoss massiv über das Ziel hinaus”, ist sich Verstappen nach wie vor sicher. Der Unterschied zu Sonntagabend ist, dass Norris am Donnerstag keine Anschuldigungen mehr erhebt, sondern Verstappens Urteil überwiegend zustimmt, von gutem Racing spricht und auch keine Notwendigkeit für eine Entschuldigung Verstappens sieht.

“Wir mögen hartes Racing, und das betreiben wir seit Jahren, nicht nur in der Formel 1, sondern auch in Online-Rennen”, erinnert Verstappen an dieser Stelle. Sicher, in der echten Welt ist 2024 das erste Mal, dass die beiden in vergleichbarem Material aufeinandertreffen. Aber als Simracer hatten sie schon zahlreiche Zweikämpfe und kennen das gegenseitige Verhalten daher bestens.

Dass beide sich am Funk während dem Rennen diverser Vergehen bezichtigten, ist für Verstappen sowieso zu ignorieren: “Schau, da sprichst du immer nur zu deinem eigenen Vorteil. Das tat er, das tat ich. Das verstehen wir alle.” Im Sport sind unmittelbare Gefühlsausbrüche normal. Wie Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel einst festhielt: Nirgendwo sonst werden jedoch die Flüche von Sportlern sofort live im TV übertragen. Eine Eigenheit der F1.

“Man darf auch nicht vergessen, dass er um seinen zweiten Sieg kämpft, ich um meinen 62.”, nimmt Verstappen Norris’ zusätzlichen medialen Frust-Ausbruch direkt nach dem Rennen auch nicht zu ernst. “Natürlich sind deine Emotionen da etwas anders. Ich weiß das von mir selbst, als ich um diese ersten Siege gekämpft habe. Und das ist in Ordnung. Deshalb meinte ich, lassen wir das abkühlen, und dann sprechen wir morgen drüber.”

Scheiß’ auf die Kritiker: Für Verstappen zählt nur die Freundschaft

“Und natürlich sagte ich Lando: Egal ob du innen reinhältst, außen, du kannst darauf vertrauen, dass ich nicht da bin, um dich aus dem Weg zu crashen”, unterstreicht Verstappen. “Und umgekehrt gilt das gleiche. Auch darüber haben wir gesprochen.”

Danner: Norris genauso schuld am Crash wie Verstappen! (30:00 Min.)

Für Verstappen ist alles Relevante damit abgeschlossen. Kritik von Fans oder Experten lässt ihn kalt: “Das ist mir scheißegal. Völlig. Ich gehe nach Hause, ich lebe mein Leben, und wie gesagt: Das Einzige, was für mich wichtig war, ist meine Beziehung mit Lando.”

So verbleibt die Freundschaft in Silverstone intakt, erscheint nicht einmal angekratzt, und ist bereit für das nächste Duell. “Wir geben Vollgas”, ist sich Verstappen sicher. “Das war unsere Übereinkunft. Denn das mögen wir, und das ist auch für die Formel 1 gut.”