Immer deutlicher zeichnet sich eine nahende Fahrer-Entscheidung bei Mercedes für 2025 ab. Für das gerade erst 18-jährige Nachwuchstalent Andrea Kimi Antonelli bahnt sich in fünf Tagen in Monza der nächste große Schritt an. Wie Mercedes-Teamchef Toto Wolff jetzt bestätigt hat, wird Antonelli im 1. Training sein Debüt an einem Formel-1-Wochenende geben.

Grundsätzlich ist jedes Formel-1-Team seit einigen Jahren verpflichtet, zweimal in einem ersten Training einen F1-Neuling ins Cockpit zu setzen. Genau solch ein Rookie-Training wird Monza für Antonelli werden. Ab FP2 werden wieder die Stammfahrer Hamilton und Russell antreten. Aber im Hintergrund ist klar, dass es um mehr als bloß ein 60-minütiges von den Regeln erzwungenes Gastspiel geht.

“Es wird ein sehr emotionaler Moment sein”, so Wolff. In mehrerlei Hinsicht. Erst einmal ist Antonelli Italiener, darf also vor Heimpublikum seine ersten Runden drehen. Und natürlich bereiten Wolff und Mercedes ihn seit Jahren auf die Formel 1 vor: “Wir folgen ihm, seit er elf Jahre alt war, ein Baby-Kartfahrer, der stolz mit seinem Mercedes-Kit in der Garage stand.”

“Ihn am Freitag im 1. Training in Monza zu sehen, ein italienischer Junge in einem wettbewerbsfähigen Auto, wird etwas sein, auf das jeder in Italien stolz sein kann”, so Wolff, hält sich sonst aber zurück: “Dann sehen wir weiter.” Um einiges spannender ist die unbeantwortete Frage, ob dieses FP1 bloß nur mehr die Kür auf dem Weg zum Vollzeit-Cockpit 2025 ist.

Antonelli 2025 im Mercedes? Alle Zeichen zeigen auf Vertrag

Bei der Fahrer-Frage hat sich bei Mercedes in den letzten Monaten recht viel getan. Vor allem wollte Wolff darauf warten, ob er nicht doch Max Verstappen in das zweite Cockpit neben George Russell locken würde können. Selbst in der Sommerpause traf er sich noch mit Verstappens Vater Jos und seinem Manager Raymond Vermeulen, das verriet er niederländischen Medien am Rande des Zandvoort-Wochenendes.

Mercedes Nachwuchstalent Kimi Antonelli: Bereit für die F1? (03:01 Min.)

Max Verstappen selbst grub schon am Österreich-Wochenende mit der Ansage, dass er 2025 weiter Red-Bull-Fahrer sein würde, den Wolff-Hoffnungen das Wasser ab. Danach machte Mercedes keine Anstalten mehr, sich ernsthaft um Carlos Sainz zu bemühen. Immer mehr zeichnet sich ab, dass man bereit ist, das Risiko mit Antonelli einzugehen.

Antonelli feierte erst am Sonntag in Zandvoort seinen 18. Geburtstag. Seine holprig gestartete erste Formel-2-Saison kam vor der Sommerpause in Schwung, einschließlich seines ersten Hauptrennsieges in Ungarn. Nebenher fuhr er wiederholt alte F1-Autos von Mercedes aus den Jahren 2021 und 2022, sogenanntes “Testing of Previous Cars” (TPC). Ein umfangreiches Programm, um für die Formel 1 bestmöglich vorbereitet zu sein.

Kein Antonelli bei Williams: Wolff will F1-Vorbereitungen nicht unterbrechen

In italienischen Medien kursierten im August bereits Gerüchte, wonach die Entscheidung gefallen sei und man lediglich mit der Verkündung auf Monza warten wolle. Fix sind allerdings nach wie vor nur zwei Dinge: Dass Antonelli FP1 in Monza im Mercedes fahren wird. Und dass er nicht an Williams verliehen wird. Dort war nach Logan Sargeants Trainings-Crash am Samstag durchgesickert, dass es Überlegungen gibt, den Amerikaner vorzeitig abzusägen und die verbleibenden Rennen bis zur Ankunft von Carlos Sainz mit einer Brückenlösung zu fahren.

Williams ist eng mit Mercedes verbunden, erst recht über Teamchef James Vowles, der als Ex-Mercedes-Mann eine wichtige Rolle beim Scouting und bei der Entwicklung von Antonelli spielte. “Für ihn ist es am besten, mit dem Programm an TPC-Tests und Formel 2 weiterzumachen, welches wir für ihn entworfen haben”, stellt Wolff allerdings klar. “Anstatt das zu unterbrechen, um ihm eine Chance bei Williams zu geben.”

So heißt es Abwarten. Realistische Alternativen zu Antonelli gibt es auf dem Formel-1-Fahrermarkt inzwischen allerdings nicht mehr. Selbst wenn sich Wolff am Sonntag in Zandvoort erneut positiv über seinen Ersatz- und Simulatorfahrer Mick Schumacher äußerte: “Wir haben den echten Mick nicht gesehen. Du gewinnst nicht F4, F3, F2, nur um dann in der F1 unterzuperformen. Er verdient eine Chance.”

Trotzdem gilt Schumacher nicht als Kandidat bei Mercedes. Wenn also die Leistungen von Antonelli in Formel 2 und beim internen Testprogramm das Team zufriedenstellen, gibt es auch keinen Grund mehr, länger mit der Bestätigung zu warten. Alle hochkarätigen Alternativen sind längst weg.