Nachdem er im Qualifying nicht über den sechsten Startplatz hinausgekommen war, hatte Max Verstappen mit der Formel 1 in Monaco sowieso schon mehr oder weniger abgeschlossen. Er holte im Rennen dann auch genau jenes Ergebnis, mit dem er eigentlich gerechnet hatte. Nämlich den sechsten Platz. Das Podium “haben wir dieses Wochenende nicht verdient”, so Verstappens nüchternes Fazit. Nicht einmal die Strategie-Poker von Red Bull wollten klappen.

Auf eine späte Rennunterbrechung hoffend, hatte Red Bull sich nämlich am Start für die harten Reifen entschieden. Damit hätte Verstappen in der Theorie länger draußen bleiben können als die Top-4, die auf Medium losgefahren waren. Oder besser gesagt: Er hätte länger auf eine rote Flagge oder auf ein Safety Car warten können, dann den Reifenwechsel billiger bekommen und so ein paar Plätze abstauben können.

Leider trat das Gegenteil ein. Das Rennen wurde nach der ersten Runde schon wegen eines heftigen Unfalls abgebrochen. So konnte die Spitze jetzt Hard aufziehen und 77 Runden bis ins Ziel durchfahren. Während Verstappen auf Medium wechseln musste: “Die Strategie wurde von der roten Flagge ruiniert. Auf dem Medium mussten wir richtig rausnehmen. 77 Runden auf dem Medium würden extrem schwierig werden.”

Keine Red-Bull-Strategie kann Verstappen in Monaco helfen

“Wir fahren praktisch mit Halbgas auf den Geraden, an manchen Stellen einen Gang höher als sonst, mehr oder weniger vier Sekunden langsamer als wir könnten”, beschreibt Verstappen. “Absolut keine Arbeit, einfach nur langweilig.” Gegen Rennmitte fragte er sarkastisch am Funk nach einem Kissen, während er Runde um Runde zwischen den Mercedes von George Russell und Lewis Hamilton um den Kurs rollte.

Red Bull-Fahrer Max Verstappen liegt nach dem Restart auf Position 6
Max Verstappen verbrachte das ganze Rennen zwischen zwei Mercedes, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

In Runde 51 wurde er von Hamilton noch einmal wachgerüttelt, als der zu einem Boxenstopp kam. Prompt drehte Verstappen eine mörderische In-Lap, fast eineinhalb Sekunden schneller als die von Hamilton, kam ebenfalls zum Wechsel auf harte Reifen und blieb vor ihm. Mit den neuen Reifen konnte er innerhalb von nur zehn Runden die 20 verlorenen Sekunden auf Russell wieder auslöschen. Vorbei kam er trotzdem nicht. Und dann war es endlich vorbei.

“Da war nicht viel Emotion dabei, das war eines von denen, die du einfach hinnimmst”, gibt sich Verstappen trotzdem tiefenentspannt. Keine Spur von dem jungen Heißläufer in Monaco, inzwischen gibt er sich als gereifter Weltmeister. “Es geht nicht drum, ob ich Spaß habe, sondern darum zu lernen, was das Problem ist und wie wir es lösen können.”

Keine Panik bei Red Bull: Monaco eine kritische Lernerfahrung

So hat Monaco so deutlich wie noch nie Red Bulls Probleme auf Bodenwellen und Kerbs aufgezeigt. Verstappen gab dazu schon am Samstag ausführlich seine Meinung ab – jede Unebenheit ruiniert die Auto-Balance, und den Grund des seit Jahren präsenten Problems kennt das Team nicht. Nach dem Rennen hat er dem nichts mehr hinzuzufügen: “Ich denke nicht über die Meisterschaft oder was auch immer. Es sind noch so viele Rennen zu fahren. Manche besser für uns, manche vielleicht etwas schlechter.”

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Aus Verstappens von Frust triefenden Kommentaren macht Red-Bull-Teamchef Christian Horner kein Drama. Man erinnere sich nur an Verstappens Aussagen in den Zeiten, in denen das Auto oft nicht einmal siegfähig war: “Er ist einfach sehr direkt, ehrlich. Gestern hatten wir ein gutes Debrief nach dem Qualifying, in dem er tief reingegangen ist in das genaue Gefühl für den Fahrer. Da hat er viel Zeit für die Ingenieure geopfert.”

Horner erklärt die Bodenwellen- und Kerb-Probleme für Red Bull zur Priorität, da er auch heute einräumen muss, dass das Team die Hintergründe noch nicht kennt. So hatten etwa die Racing Bulls an diesem Wochenende keine dieser Probleme, obwohl sie mit der Vorjahres-Aufhängung des RB19 arbeiten: “Wir müssen verstehen, ob das etwas ist, dass wir irgendwie selbst erzeugt haben.” Nach wie vor gibt es keinen Zeitrahmen für die Lösung des Problems.

“Aber ich meine, dieses Auto hat fünf Rennen gewonnen”, erinnert Horner. “Jetzt sind wir im Mittelteil der Meisterschaft. Warten wir erst einmal Montreal, Barcelona, Österreich, Silverstone, diese nächsten Rennen ab, wie sich die Dinge entwickeln. Es ist ein Marathon, kein Sprint. Dass dieses Wochenende hart sein würde, haben wir erwartet.” Montreal sollte besser sein – auch wenn man dort wieder die Kerbs mitnehmen muss, um schnell zu sein. Dafür wurde neu asphaltiert. Mit Prognosen halten sich Verstappen, Horner und Co. also zurück.