Verlierer: Red Bull

Um diesen Verlierer zu entdecken muss man nicht besonders kreativ sein. Bei Red Bull lief an diesem Wochenende einmal gar nichts zusammen. Die erfolgsverwöhnten Bullen holperten in ihrem Auto über die Kerbs “wie ein Känguru” (Zitat Max Verstappen), der Weltmeister leistete sich im Qualifying als es darauf ankam einen seiner seltenen Fehler und Sergio Perez bestätigte in Monaco das Form-Tief aus Imola.

Irgendwas an der europäischen Luft scheint ihm nicht gutzutun. Oder vielleicht ist es einfach nur eine Konsequenz daraus, dass die Nicht-RB-Konkurrenz den Bullen inzwischen nicht mehr nur auf den Fersen, sondern sogar auf Augenhöhe ist. Der Startunfall? Da bestand sein größter Fehler wohl darin auf die Renn-Intelligenz von Kevin Magnussen zu vertrauen, ansonsten geht der Crash wenn überhaupt nur zu einem kleinen Teil auf seine Kappe.

Gewinner: Charles Leclerc

Tränen in den Augen, ein Sprung ins Mittelmeer… Lange hat ein Formel-1-Sieger nicht mehr so viele Emotionen gezeigt wie Charles Leclerc in Monaco. Wer kann es ihm verdenken? Der Sieg im Fürstentum ist für jeden Rennfahrer ein Lebenstraum, aber natürlich erst recht für den Monegassen. Erst recht für den Fahrer, der seit zwei Jahren auf einen Grand-Prix-Sieg wartet. Erst recht für den Fahrer, dem zweimal nach der Pole Position brutal der Monaco-Sieg entrissen wurde.

Der Ferrari-Pilot hielt dem früh aufgebauten Druck als Topfavorit seit Freitag ohne einen Wackler stand und rundete ein perfektes Wochenende durch eine fehlerlos exerziertes Verwaltungsfahrt am Sonntag ab. Ein Sieg wie aus dem Bilderbuch, den Leclerc am Sonntag feiern konnte. Fast schon zu kitschig, um wahr zu sein.

Verlierer: Esteban Ocon

Esteban Ocon gelang mit nur einer Aktion in Monaco ein Hattrick. Der Alpine-Pilot hat sein eigenes Auto zerstört, sein eigenes Rennen und gleichzeitig auch sein Verhältnis mit dem Team. Dafür hat er nur eine halbherzige Überholmöglichkeit benötigt, bei der er beinahe auch den zweiten Alpine aus dem Rennen bugsiert hätte.

Eine Attacke an dieser Stelle? Gegen den eigenen Teamkollegen? Nach einem vorher vereinbarten Nichtangriffspakt? Hut ab, diesen Mut hat nicht jeder. Es ist für Ocon beinahe zu hoffen, dass er – wie Gerüchte im Fahrerlager besagen – für 2025 schon bei einem anderen Team unterschrieben hat, ansonsten war das ein kapitales Eigentor. Ein Eigentor, das laut Teamchef Bruno Famin Konsequenzen haben wird. Sportliche Konsequenzen? Wir werden es wohl spätestens beim Kanada-GP herausfinden.

Gewinner: Die Weltmeisterschaft

WM-Kampf, wie bitte? Sind wir hier etwa bei ‘Verstehen Sie Spaß’? Nein, an der Spitze der Konstrukteurs-WM der Formel 1 spitzt es sich im Moment tatsächlich zu. Nur noch 24 Punkte trennen Red Bull und Ferrari nach Monaco. Bei 44 Zählern, die es an einem Wochenende maximal für ein Team zu holen gibt (sogar noch mehr im Sprint) müssen wir nicht einmal die Zukunftsform bemühen, sondern können im Präsens bleiben: Die Konstrukteurs-WM ist spannend.

Vor allem, wenn Max Verstappen auch einmal auslässt und erst recht, wenn Sergio Perez komplett außen vor bleibt. Auch in der Fahrer-WM sieht es plötzlich nicht mehr ganz so glasklar aus, wie noch vor dem Rennen: Okay, Leclerc fehlt dort noch etwas mehr als ein Rennsieg, also wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen. Aber ein Selbstläufer sieht anders aus.

Verlierer: Der Circuit de Monaco

Das Fürstentum stand Kopf, als Charles Leclerc die Ziellinie als Sieger überfuhr. Selbst Fürst Albert schien den Tränen nahe, als er dem Lokalmatador bei der Siegerehrung die prestigeträchtige Trophäe übergab, die dem Layout der Rennstrecke nachempfunden ist. Ein Layout, das sich nach Meinung vieler endlich einmal ändern sollte. Und nach dem Rennen am Sonntag lässt sich mal wieder schwer abstreiten, dass der Kurs in Monte Carlo tatsächlich alles andere als zeitgemäß wirkt. Das Rennen war langweilig wie selten zuvor – auch für Monaco-Verhältnisse. Positionsverschiebungen? Fehlanzeige! Strategische Spannung? Fehlanzeige! Autos, die ans Limit gehen? Fehlanzeige!

So atemberaubend das Qualifying im Fürstentum alljährlich sein mag, das Rennen war mal wieder Wasser auf die Mühlen aller Monaco-Kritiker. Die rote Flagge zu Beginn zerschoss in Kombination mit dem quasi nicht existenten Reifenverschleiß auch noch jede Rest-Hoffnung auf etwas Spannung. Ein Problem, das man mit der Einführung eines Pflicht-Boxenstopps dämpfen könnte, aber auch das würde die Formel-1-Rennen in Monaco nicht im Alleingang heilen. Immerhin wurde die Motorsport-Welt am selben Tag noch mit einem spektakulären 500-Meilen-Rennen in Indianapolis entschädigt.

Wie fandet ihr das Rennen? Lasst es uns wissen in unserem Voting zum Monaco-GP 2024. Gleichzeitig könnt ihr auch alle Fahrer für ihre Leistung am Wochenende benoten.

Gewinner: Oscar Piastri

Monaco wird im Qualifying entschieden und war damit der perfekte Spielplatz für Oscar Piastri. Bei der Rennpace hat er seit seiner Ankunft 2023 bei McLaren noch keine neuen Maßstäbe gesetzt, aber auf eine Runde muss sich Lando Norris vor ihm schon warm anziehen. In Monaco kam sein zweiter Startplatz und als Konsequenz daraus auch P2 im Rennen nicht dank einer glücklichen Runde oder eines Fehlers von Norris zustande. Nein, in Monaco war Piastri seit Freitag der schnellere der beiden Fahrer und über die gesamte Qualifikation hinweg blieb er das auch. Im Rennen geriet er bei der Ferrari-diktierten Bummelfahrt trotz eines Schadens nie in Gefahr.

Verlierer: Haas

Haas wäre es vermutlich günstiger gekommen, wenn man in Monaco gar nicht erst aufgeschlagen wäre. Einerseits hätte man sich dann den neuen High-Downforce-Heckflügel sparen können, der die ganze Schmach an diesem Wochenende erst ins Rollen gebracht hat, andererseits müsste man dann nicht jetzt beide Autos reparieren.

Nun gut, konnte man ja vorher nicht wissen, dass dieser Grand Prix so danebengehen wird. Dass die Strecke zwischen Saint Devote und Beau Rivage aber etwas enger wird, das hätte Kevin Magnussen schon wissen können. Glück für den Dänen, dass er für seinen Unfall mit Sergio Perez keine Strafe ausfasste. Sie wäre einer Rennsperre gleichgekommen. Nico Hülkenberg war nur ein wehrloses Opfer dieser Kollision. Für ihn gilt genauso wie sein Team: Haken darunter und ab über den Ozean zum nächsten Grand Prix.

Warum keine Strafe?! Hatten die Stewards Angst vor der Sperre? (09:59 Min.)

Gewinner: Williams

Sie können es also doch: Punkte sammeln. Es dauerte nur acht Rennen und benötigte eine sehr spezielle Streckencharakteristik, damit Alleinunterhalter Alex Albon seine ersten Formel-1-Zähler des Jahres mitnehmen konnte. Aber nur, weil es ausgerechnet in Monaco so weit war, darf man nicht den Schluss ziehen, dass es sich ausschließlich um einen streckenbedingten Ausreißer handelt. Williams machte in den letzten Rennen greifbare Fortschritte und begann damit, die lästigen Kilos abzubauen, die sich seit Saisonbeginn zu viel auf den Rippen des FW46 befinden. Gratis Performance, die ihren Anteil am neunten Platz beim Monaco-GP hatte.

Verlierer: Sauber

Sauber kann Boxenstopps! Beide Reifenwechsel in diesem Rennen gingen gut. Nur blöd, dass das nicht das einzige Problem der Mannschaft aus Hinwil war und ist. Es war nicht einmal das größte, wenn man sich die Qualifying-Zeiten vom Samstag ansieht. Mal ein kleiner Rundenzeiten-Check: Zwischen P1 (Russell) und P18 (Perez) lagen im Q1 0,568 Sekunden. Zwischen Perez und Bottas (P19) waren es weitere 0,452 Sekunden und Monaco-‘Experte’ Zhou Guanyu lag nochmal 0,516 Sekunden zurück. Noch Fragen? Kein Wunder, dass das Rennen als Boxenstopp-Training herhalten musste, denn Punkte waren mit dieser Pace kaum mehr ein ferner Wunsch des zukünftigen Audi-Teams.