Red Bull zittert in der Formel 1 um die Weltmeisterschaft. Die Konstrukteurs-WM scheint verloren zu sein, falls nicht ein radikaler Performance-Umschwung eintritt. Der zeitweise sicher geglaubte vierte Fahrer-Titel von Max Verstappen ist aber ebenfalls in Gefahr. Es sind wohl die Folgen einer schlechten Entwicklungs-Richtung, die Red Bull eingeschlagen hat und dadurch die Fahrbarkeit des eigenen Autos schwer beeinträchtigte.

Hätte dieser Leistungseinbruch aber verhindert werden können, etwa wenn man früh genug das Feedback des zweiten RBR-Fahrers ernstgenommen hätte? Sergio Perez beklagte sich nämlich seit Monaten über die Charakteristiken, die in den letzten Grands Prix zunehmend auch Max Verstappen zu schaffen machen. “Das Problem früher in diesem Jahr war, dass ich das Auto einfach nicht fahren konnte. Es war einfach sehr unkomfortabel und als ich in eine Kurve fuhr, wusste ich nicht, wie es reagieren würde”, beschrieb Perez seine Probleme vor dem Singapur-GP.

Zu spät auf Feedback reagiert? Ingenieure entschuldigten sich bei Perez

Lange hatten seine Ingenieure aber auf diese Beschreibungen nicht reagiert, da Max Verstappen auf der anderen Garagenseite den Gegenbeweis antrat. Seit Anfang September soll sich das ändern. “Nach Monza kamen ein paar Ingenieure zu mir und entschuldigten sich gewissermaßen. Denn jetzt sind die Probleme, über die ich gesprochen habe, viel deutlicher geworden”, erzählte Perez.

Einen Vorwurf will der Mexikaner seinen Ingenieuren aber nicht machen. “Ich hatte immer die volle Unterstützung aller Ingenieure”, sagte der WM-Achte. Zugesetzt haben ihm andere Dinge: “Es waren die vielen Spekulationen rundherum und viele Menschen, die sagten, dass das Problem ist, dass ich nicht fokussiert genug fahre oder andere Sachen.”

Red-Bull-Kehrtwende nach Baku: Sergio Perez hofft auf starkes Finish

Perez ist davon überzeugt, dass die ersten Lehren aus Monza bereits Früchte tragen und maßgeblich für seinen starken Auftritt beim Formel-1-Rennen in Baku verantwortlich sind. Es fehlt nur noch die Bestätigung, ob die neuesten Unterboden-Upgrades auch auf den restlichen sieben Strecken im Kalender Früchte tragen.

Red Bull-Pilot Max Verstappen vor Teamkollege Sergio Perez
In Monza wurde Red Bull das Ausmaß ihrer Fehlentwicklung bewusst, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Perez hofft, dass dieses Wochenende eine erste Antwort darauf geben kann und die Updates seine bislang durchwachsene Saison retten: “Ich bin glücklich, dass es nun so aussieht, dass wir in die richtige Richtung unterwegs sind. Ich habe das Gefühl, falls wir hier bestätigen können, was wir in Baku getan haben, dann kann sich unsere Saison um 180 Grad drehen und wir können sie stark beenden.”

Eine endgültige Antwort darauf, ob Red Bulls neueste Entwicklungen tatsächlich überall funktionieren, kann er sich nach diesem Grand Prix aber kaum erwarten. Denn Singapur ist genauso wie Baku ein Stadtkurs mit ähnlichen Kurvenprofilen und einer dementsprechend speziellen Asphaltdecke.

Der Marina Bay Street Circuit repräsentiert nicht den Querschnitt aller Formel-1-Strecken. Er ist unter anderem der zweitlangsamste Kurs im Rennkalender nach Monaco. Ob sich Red Bull tatsächlich auf dem Wege der Besserung befindet, lässt sich wohl erst in vier Wochen beim USA-GP in Austin abschätzen. Auf dem Circuit of the Americas plant die Mannschaft aus Milton Keynes weitere Updates ans Auto zu bringen.

Sergio Perez muss sich bei den restlichen F1-Rennen dieses Jahres in erster Linie in den Dienst von Max Verstappen stellen. Das machte Teamchef Christian Horner deutlich.