Wieder geht ein Freitag der Formel 1 ohne Max Verstappen an der Spitze zu Ende. An und für sich 2024 inzwischen nichts Ungewöhnliches, und auch wenn dem WM-Führenden auf Platz sieben 0,684 Sekunden auf die Spitze fehlen, so scheint ein dritter Platz von Teamkollege Sergio Perez auf mehr Potenzial zu deuten. Doch tatsächlich ist es nicht so einfach, trotz Update.

Klar ist, dass es unter Miteinbezug der Umstände keine sieben Zehntel Rückstand sind, die Verstappen in Silverstone auf Lando Norris hat. Red Bull fuhr ein anderes Programm im 2. Training. Schon nach 12 Minuten eröffnete Verstappen mit dem Soft. Seine schnellste Runde fuhr er eine Viertelstunde früher als Norris. “Die Strecken-Performance ist deutlich hinaufgegangen”, erklärt Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko.

Aber Marko gibt gleich unumwunden zu, dass man im Moment doch deutlich dahinter ist: “Korrigiert sind wir ungefähr hinter Norris.” Ein bis zwei Zehntel, laut Marko, die eigentlich vollständig zu Beginn der Runde in den beiden engen Kurven im Inner Loop verlorengehen. Im Slowspeed-Bereich ist der Red Bull zumindest mit dem Freitags-Setup dem McLaren unterlegen.

Red Bull schwächelt: Qualifying-Trimm in Silverstone nicht gut genug

Klarer Beweis dafür ist ein zweiter Versuch von Verstappen auf neuen Soft-Reifen, den er ungefähr zur gleichen Zeit fuhr wie Norris. In dem verlor er wie Perez durch die beiden engen Kurven im ersten Sektor massiv Zeit. Danach war er auf dem McLaren-Niveau unterwegs. Bis er raus aus Becketts im Highspeed-Richtungswechsel für Chapel das Heck verlor und die Runde abbrechen musste.

“Es ist eine Mischung aus mehreren Gründen”, vermutet Marko im ORF nach dem Training. “Das Auto rutscht zu viel. Ich glaube, es ist mehr mechanisch.” Heißt, dass Red Bull bei der Setup-Arbeit bereits im Rückstand ist, und jetzt vor einer ungleich größeren Herausforderung steht, das sinnvoll zu korrigieren. Denn wie das ganze Fahrerlager blickt man aufs Wetter. Notorisch unberechenbar sind die in Silverstone, aber eigentlich sind sich alle einig: Irgendwann wird es ordentlich regnen.

Ist das im Rennen? Im Qualifying? “Da den richtigen Kompromiss finden wird nicht leicht”, ist Marko besorgt. “Wir müssen jetzt schauen: Was ergibt mehr Flügel? Was verlieren wir an Speed, wie groß sind die Chancen? Dann muss man schon wieder den Max-Faktor einbauen, der bei so wechselhaften Bedingungen auch mit einem so unruhigen Auto relativ gut zurechtkommt.”

Perez plötzlich in Silverstone stark – auch ohne Updates

Im internen Vergleich gab es dafür erstmals seit langem im 2. Training keinen Max-Faktor zu sehen. Sergio Perez war nicht nur als Dritter bester Red Bull. Die Analyse der abgebrochenen Verstappen-Runde zeigt, dass der Mexikaner auch bei vergleichbaren Bedingungen ungefähr gleich schnell war.

Obwohl Perez nicht einmal den neuen Unterboden bekam. Das einzige Exemplar fährt in Silverstone Verstappen. Seinen Mehrwert will Marko aber nicht überbewerten, es sei kaum mehr als marginal: “Er war ungefähr bei sechs Punkten, das ist ein halbes Zehntel. Optisch sieht der Laie keinen Unterschied.” Ein großes Update ist es sicherlich keines.

Verstappen hielt nach dem Training immerhin fest: “Auf dem Soft lief es nicht so gut, aber der Medium sah ein bisschen besser aus. Da haben wir noch Arbeit vor uns, und wir haben auch ein paar Dinge ausprobiert.” Nach einem Blick auf die Longruns warnt Marko allerdings: “Nicht schlecht, aber nicht auf dem Level von Norris.”