Nach einem vielversprechenden Freitag konnten die Racing Bulls im Qualifying nicht an die Trainingsleistung anknüpfen – zumindest nur in Teilen. Daniel Ricciardo scheiterte am Einzug ins Q2 und wird den Großen Preis von Singapur von Position 16 aus aufnehmen. Eine bittere Pille für den Australier, dessen Zukunft in der Formel 1 auf der Kippe steht. Teamkollege Yuki Tsunoda erreichte nach einer soliden Leistung das dritte Qualifying-Segment und qualifizierte sich auf Platz 8. Daraus ergaben sich gemischte Gefühle bei den Bullen aus Faenza.

Enttäuscht blickt Daniel Ricciardo auf seinen Samstagabend zurück. “Heute war nicht gut. Wir hatten echt Probleme auf den Softs.” Diese Schwierigkeiten bahnten sich aber bereits in der letzten Trainingssession an. Heute Morgen waren wir auf den Mediums okay, dann haben wir die Softs aufgezogen und waren im Nirgendwo. Wir dachten, die Qualifikation würde das wieder richten.” Am Ende fehlten dem Honey Badger 0,127 Sekunden, um in das nächste Quali-Segment einzuziehen. “Als ich über die Linie gefahren bin, wusste ich, dass das nicht schnell war.”

Ein solches Ergebnis lässt die Gerüchte um ein frühzeitiges Aus nach dem Singapur GP rund um den Mann aus Perth nicht verstummen. Diese Spekulationen hätten aber nicht zum verfrühten Quali-Aus beigetragen. “Ich habe mich mit all dem Mist, der im Moment passiert, wirklich in Ordnung gefühlt”, ließ der achtfache Rennsieger verlauten. “Ich dachte, dass es heute gut laufen würde.”

Seinen Humor hat er trotz der Großgemengelage und der schlechten Startposition nicht verloren: “Ich hoffe auf ein gut getimtes Safety-Car. Bringt Piquet zurück!” Nelson Piquet Junior hatte 2008 mit einem absichtlichen Unfall eine Safety-Car-Phase ausgelöst und damit Teamkollege Fernando Alonso zum Sieg beim ersten Singapur GP verholfen. Alonso startete damals von Platz 15.

Yuki Tsunoda trotz Top-10 erst frustriert

Die andere Garagenhälfte bei den Racing Bulls hatte am Samstagabend mehr Grund zur Freude. “Es ist eine Weile her, dass wir in Q3 waren und heute haben wir es endlich geschafft”, freut sich Yuki Tsunoda nach dem Qualifying.

Ein Unfall von Carlos Sainz im letzten Quali-Segment hatte auf die Strategien Vieler einen entscheidenden Einfluss, so auch auf die des Japaners. “Leider war der letzte Lauf etwas chaotisch. Wir hatten während der Warm-Up-Runde wenig Zeit und mussten uns beeilen. Ich hätte gerne eine anständige Aufwärmrunde gehabt”, beklagte er sich.

“Ursprünglich war ich ein bisschen frustriert, als ich über die Linie gefahren bin, aber wenn man unsere Leistung in den letzten Rennen in Betracht zieht, ist das für uns eine große Errungenschaft”, zieht der RB-Fahrer Bilanz. Vor dem Rennen hat sich die Mannschaft rund um Tsunoda klare Ziele gesetzt: “Wir werden probieren, den Haas vor uns zu kriegen und gleichzeitig müssen wir nach hinten auf ein paar schnelle Autos schauen. Wir werden alles dafür tun, Punkte einzufahren.”

Die Enttäuschung des Japaners ist auch mit dem starken Auftritt am Freitag zu erklären. Tsunoda landete in den Trainings auf den Plätzen vier und fünf, Ricciardo nicht weit dahinter. “Dass wir ein bisschen verlieren würden, hatten wir erwartet, aber nicht so viel”, gesteht Tsunoda.

Auch deshalb war es für die Racing Bulls doppelt bitter, dass nur ein Auto ins Q3 kam. “Daniel hatte eine ähnliche Pace, aber es war schwieriger, das Limit beim Bremsen an manchen Stellen zu finden und das hat ihn Q2 um eine Zehntel gekostet”, analysiert Guillaume Dezeteux, Leiter Fahrzeugperformance bei den Racing Bulls und fordert: “Diese Limitierung müssen wir besser verstehen, weil jedes Detail in diesem engen Feld zählt.”

Die Racing Bulls befinden sich immer noch in einem engen Kampf um Platz sechs in der Teamwertung. Daher sind die Aufgaben vor dem Rennsonntag in Singapur bereits klar definiert: “Heute Nacht werden wir verschiedene Varianten für die Rennstrategie auswerten. Wir hoffen auf Punkte, um unserer Position in der Konstrukteursmeisterschaft zu verteidigen.” Fünf Zähler liegen derzeit noch zwischen den RBs und Haas.

Auch Red Bulls Ergebnis in Singapur ist ambivalent. Während Verstappen sich einen Platz in der ersten Startreihe sichern konnte, schied Perez bereits in Q2 aus. Wie es dazu kommen konnte, lest ihr hier: