Aus Ferrari-Sicht brachte der Sprint zum China GP eigentlich ein ordentliches Ergebnis: Platz vier für Charles Leclerc, Platz fünf für Carlos Sainz. Von den Plätzen fünf und sieben gestartet könnte die Scuderia mit der Punktausbeute eigentlich zufrieden sein. Nur die beiden Red Bulls und Lewis Hamilton kamen vor dem Ferrari-Duo ins Ziel. Aber im Sprint gab es für die Scuderia nicht nur reichlich Punkte, sondern mindestens genauso viel dicke Luft.

“Darüber müssen wir sprechen, er kämpft mehr gegen mich als gegen die anderen”, funkte Leclerc direkt nach Überqueren der Ziellinie. Wer damit gemeint war, war klar: Teamkollege Sainz. In der Auslaufrunde gab es sogar noch eine Handgeste in Richtung des Spaniers, der Ferrari am Saisonende verlassen muss.

Sainz fuhr über weite Strecken des Rennens auf Platz vier hinter Fernando Alonso. Nachdem er in der Startphase versucht hatte, Max Verstappen anzugreifen, war er anschließend darauf bedacht, seine Reifen zu schonen. Fernando Alonso zog nicht nur Carlos Sainz hinter sich her, sondern auch Sergio Perez, Charles Leclerc und Lando Norris.

Alonso schießt Sainz ab

Drei Runden vor Rennende wurde es dann hektisch in der Kampfgruppe. Sainz ging in Kurve sieben außen an Alonso vorbei, die beiden Spanier berührten sich leicht mit den Reifen. Alonso aber konterte etwas optimistisch in Kurve zehn, erneut kam es zur Berührung, Teile flogen davon.

Fernando Alonso (Aston Martin) vor Carlos Sainz Jr. (Ferrari) und Sergio Perez (Red Bull)
Carlos Sainz verbrachte fast das ganze Rennen hinter Fernando Alonso, Foto: LAT Images

Profiteur des Zweikampfs: Sergio Perez, der gleich beide Spanier in einer Kurve überholen konnte. Während Alonso einen Reifenschaden von der Berührung davontrug, konnte Sainz weiterfahren. “Er war viel zu optimistisch und hat mich von der Strecke gedrängt”, ärgerte sich der Ferrari-Pilot über seinen Landsmann. “Mein Auto wurde dabei beschädigt, ich hatte Dreck auf meinen Reifen und von da an ging es nach hinten.” Die Stewards sahen es wie Sainz und bestraften Alonso später.

Durch den Zwischenfall war plötzlich Leclerc direkt hinter Sainz. Am Ende der langen Geraden war er nicht mehr hinter, sondern neben ihm. Beide bremsten für die Haarnadel extrem spät, als Leclerc auf der Außenbahn irgendwann einlenken musste, kam es zur leichten Berührung. Der Monegasse musste die Lenkung aufmachen und durch die Auslaufzone zurück auf die Strecke.

“Was zur Hölle?”, funkte Leclerc umgehend. Wenige Kurven später hatte er Sainz dann aber überholt. Während der Spanier mit seinen Reifen kämpfte, hatte sich der Monegasse seine Pirelli-Pneus besser eingeteilt und ging schließlich nach einem kleinen Fehler von Sainz in der Schneckenkurve vorbei.

Leclerc: Sainz heute über dem Limit

Vorbei war das Thema damit aber noch nicht. “Es war heute aggressiv, zwischen Carlos und mir zu aggressiv”, beschwerte sich Leclerc später. “Carlos war heute etwas über dem Limit. Wir hatten in der Vergangenheit schon Kämpfe, bei denen entweder ich oder er über dem Limit war – heute war er es.”

“Zum Glück haben wir trotz des unnötigen Kontakts beide das Rennen beendet. Ich habe heute einen guten Job mit meinen Reifen gemacht und hatte am Ende eine gute Pace. Schade, dass ich bei der Aktion 2,5 Sekunden verloren habe, vielleicht hätte ich Checo [Sergio Perez] sonst noch schnappen können, denn er hatte am Ende Probleme”, trauert Leclerc der vertanen Chance und einem möglichen Sprint-Podium hinterher.

Persönliche Probleme mit dem Teamkollegen soll es aber nicht geben. “Wir müssen das wie immer diskutieren, aber ich habe eine großartige Beziehung zu Carlos. Deshalb habe ich keine Bedenken, dass wir schnell reinen Tisch machen werden und alles gut sein wird”, stellt Leclerc klar.