Während Red Bull und Mercedes sich in der Formel-1-Saison 2024 auf der Strecke bislang nur selten begegneten, geht der Zwist abseits der Strecke munter weiter. Nachdem sich zuletzt im Interview mit der ‘Bild am Sonntag’ Red-Bull-CEO Oliver Mintzlaff einschaltete und Mercedes-Teamchef Toto Wolff in die Schranken verwies, schlug der Österreicher nach dem Miami-GP am Sonntag zurück.

“Ich weiß nicht, was der Typ will”, sagte Wolff im Interview mit dem ORF. “Vielleicht will er in der Zeitung stehen, oder sie (Red Bull; d. Red.) haben ihm gesagt, dass er das sagen soll.” Hintergrund des Streits sind die zunehmend öffentlichen Bemühungen von Wolff um die Dienste des amtierenden Formel-1-Weltmeisters Max Verstappen, der eigentlich noch bis Ende 2028 bei Red Bull unter Vertrag steht.

Sprint-Sieger Max Verstappen (Red Bull) im Parc Ferme
Weltmeister Max Verstappen rückte in den vergangenen Monaten zunehmend in den Mercedes-Fokus, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Wolff: Großen Respekt vor österreichischer Red-Bull-Seite

Nach den zunehmenden internen Querelen beim Team des Brausekonzerns in den vergangenen Wochen rankten sich Abschiedsgerüchte um den dreifachen Formel-1-Weltmeister. Der in der vergangenen Woche offiziell bestätigte Abschied von Design-Guru Adrian Newey heizte diese erneut an.

Mintzlaff hatte diesen Gerüchten am Samstag einen Riegel vorgeschoben und Toto Wolff unter anderem fehlenden Respekt vorgeworfen. Diese Aussagen stießen bei Wolff auf Unverständnis: “Ich habe großen Respekt vor der österreichischen Seite, vor Mateschitz (Red-Bull-Gründer; d. Red.). Max ist ein Produkt von Helmut (Marko; d. Red.). Warum da jetzt solche Aussagen kommen, weiß ich nicht.”

Wolff: Mintzlaff-Aussagen haben keine Relevanz

Nach der Abneigung im TV legte Wolff später in einer Medienrunde für schreibende Journalisten Kritik nach. “Das hat keine Relevanz für mich”, so die klare Ansage des 52-Jährigen. Neben mangelndem Respekt hatte Mintzlaff Wolff auch ermahnt, sich auf die eigenen Probleme bei Mercedes zu fokussieren, statt um Fahrer anderer Teams zu buhlen. Auf diese Aussage angesprochen, antwortete der Mercedes-Boss mit einem vielsagenden Schweigen.

Deutlich mehr Worte hatte Wolff stattdessen für Max Verstappen übrig. Unbeeindruckt von den Mintzlaff-Aussagen sieht Wolff den 26-Jährigen unverändert als Schlüsselfigur auf dem Fahrermarkt an: “Das ist er für alle Teams und wie ich schon gesagt habe: Wenn ich er wäre, würde ich nicht weggehen, zumindest für 2025. Aber es liegt in seinen Händen. Er ist der Top-Mann im Moment. Und das ist es, warum er diese Entscheidungen treffen muss.”

Gerüchte, dass es am Montag zu einem Meeting zwischen Mercedes und der Verstappen-Seite kommen werde, verneinte Wolff. Zur Möglichkeit, dass es an einem anderen Tag Verhandlungen geben könne, hielt sich Wolff nebulös: “Es gibt viele Meetings.”

Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton im Paddock
Toto Wolff muss 2025 einen Ersatz für Lewis Hamilton finden, Foto: LAT Images

Auch Mercedes mit Bewerbungen von Red-Bull-Mitarbeitern

Max Verstappen ist jedoch nicht der einzige Red-Bull-Angestellte der zurzeit mit einem Wechsel zu anderen Teams in Verbindung gebracht wird. Nach Adrian Newey soll auch Sportdirektor Jonathan Wheatley mit einem Abschied von den Bullen kokettieren. McLaren-CEO Zak Brown hatte am Rande des Miami-Grand-Prix verlautbaren lassen, dass derzeit zahlreiche Bewerbungen von Red-Bull-Mitarbeitern eingehen würden.

“Zak ist absolut korrekt. Wir haben Red-Bull-Lebensläufe durch alle Bereiche hindurch gesehen”, bestätigte Wolff. Zugleich spielte der Mitbesitzer des Mercedes-Teams die Bedeutung dieser Bewerbungen herunter: “Ich würde sagen, dass dies nichts Ungewöhnliches ist. Die Leute wechseln Teams und wollen einen Wechsel in ihrem Umfeld.”

Red-Bull-Drama interessiert Wolff nicht mehr

Zugleich konnte sich Wolff auch in diesem Zusammenhang eine Spitze gegen Red Bull nicht verkneifen. “Ich bin an dem Punkt, an dem ich nicht mehr wirklich daran interessiert bin, was dort bei der Führung abgeht. Ich höre mir nichts mehr an”, meinte Wolff. “Für uns ist es wichtig, auf unser Team zu blicken und starke Leute zu entwickeln sowie hoffentlich einige interessante, kompetente Leute von anderen Teams zu Mercedes zu bringen.”

Zur Personalie Adrian Newey wollte sich Wolff auf Nachfrage unterdessen nicht konkreter äußern. “Adrian ist eine Ikone des Sports und er hat gesagt, dass er noch nicht weiß, was er tun wird.” Zugleich nutzte Wolff diesen Umstand, um erneut ein Fragezeichen hinter die Verstappen-Zukunft zu stellen: “Und ich weiß nicht, was das für einen Einfluss auf Max haben wird.”