Die Formel 1 erlebte in Österreich die erste Eskalation zwischen Max Verstappen und Lando Norris. Die beiden guten Kumpels, die sich seit Wochen regelmäßig um Grand-Prix-Siege duellieren, gerieten bei einem harten Zweikampf um den Rennsieg in Spielberg aneinander und verloren schließlich beide die Chance auf den Sieg, George Russell bedankte sich. Alle Sieger und Verlierer beim Rennen in Spielberg.

Formel 1 Österreich, Verlierer: Lando Norris & Max Verstappen

Lando Norris und Max Verstappen müssen einfach gemeinsam in dieser Liste auftauchen. Denn der Grund für ihre Niederlage ist derselbe: Beide wollten unbedingt den Österreich-GP gewinnen und versuchten sich mit allen Mitteln durchzusetzen, beide stehen am Ende des Formel-1-Rennens ohne eine Trophäe da.

Verstappen trifft an der Kollision die Hauptschuld, wie die Stewards auch eindeutig feststellten. Ohne böse Absicht, aber doch, ließ er dem McLaren-Fahrer vor Kurve 3 nicht genug Platz und sorgte damit für die Berührung, der schließlich beide zum Opfer fielen. Norris’ Fahrverhalten war nach einer Reihe extrem später Bremsmanöver ebenfalls alles andere als berühmt. Dabei kassierte er aufgrund seines vierten Track-Limit-Vergehens auch noch eine Strafe.

Beim Weg zurück an die Box kochten die Emotionen dann erneut über: Norris lenkte nach der ersten Kollision noch einmal vollkommen unnötig in eine weitere Berührung ein, Verstappen drückte ihn ebenfalls ohne Not auf das Gras. Das etwas schmutzige Ende gehört bei der aufregenden Show, die uns die beiden auf dem Red Bull Ring boten, eben auch dazu. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob auch die Freundschaft von Norris und Verstappen darunter leidet. Schuld will jedenfalls keiner sein. Rennfahrer eben!

Unfair?! Verstappen und Norris kollidieren! Rücksichtslos? (09:23 Min.)

Formel 1 Österreich, Gewinner: George Russell

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Am Samstag beim Formel-1-Sprint in Spielberg war jener ominöse Dritte Oscar Piastri, der damit P2 abstaubte. Am Sonntag war George Russell zur Stelle, um vom überhitzten Duell zwischen Norris und Verstappen zu profitieren. Ein zweiter Karriere-Sieg, der wie aus dem nichts kam. Aber das hinterfragt später niemand mehr.

Fakt ist, dass Russell auch davor einen sauberen Grand Prix abgeliefert hatte. Lewis Hamilton hatte er schon das gesamte Wochenende im Griff und das sogar noch deutlicher als das ohnehin in der gesamten bisherigen Formel-1-Saison der Fall war – nicht erst am Rennsonntag. Dementsprechend ist die Krönung des bisherigen Jahres mit dem Sieg unter dem Strich verdient.

Formel 1 Österreich, Verlierer: Lewis Hamilton

Was war eigentlich mit Lewis Hamilton in Spielberg los? Ja, im Rennen sorgte ein Unterboden-Schaden dafür, dass er über die gesamte Distanz mehrere Zehntelsekunden pro Runde verlor. Ein Schaden übrigens, den er sich selbst eingefahren hat. Eine 5-Sekunden-Strafe für das Überfahren der Boxeneinfahrt-Linie kommt noch dazu.

Aber auch schon die Tage davor war die Leistung des Rekord-Weltmeisters nicht das Gelbe vom Ei. Das gibt Hamilton auch selbst zu: “Ich war ziemlich schlecht dieses Wochenende, nicht weil ich es nicht versucht hätte, ich war einfach langsam.” Seit dem Saudi-Arabien-GP 2021 wartet der erfolgreichste Formel-1-Fahrer aller Zeiten nun auf einen Sieg. In Spielberg hätte er unter dem Strich “nur” seinen Teamkollegen schlagen müssen… Wer weiß, wann Hamilton wieder so eine Chance erhält.

Formel 1 Österreich, Gewinner: Haas

Zwölf Punke in einem einzigen Formel-1-Rennen?! Mit dieser Ausbeute hätte Haas-Teamchef Ayao Komatsu vor dem Österreich-Wochenende wohl in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet. Doch Platz 6 und Platz 8 machten es zur Realität. Auch ohne den Schäden bei Sergio Perez und Charles Leclerc, sowie den Ausfall von Lando Norris wären beide Fahrer in den Punkten gelandet. Es war also alles andere als nur Glück.

Es war die perfekte Strategie für die Bedingungen am Sonntag, die Haas aus dem Hut zauberte. Während alle anderen aufgrund der hohen Temperaturen lange Stints vermeiden wollten, holte die Mannschaft aus Kannapolis ihre Fahrer schon extrem früh an die Box und zog durch. Dass der Reifenverschleiß etwas geringer war als angenommen, spielte ihnen in die Karten und der Undercut von Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen ging voll auf.

Formel 1 Österreich, Verlierer: Sergio Perez

Sollte Sergio Perez überhaupt als Verlierer genannt werden? Schließlich hat Perez in Österreich sein bestes Formel-1-Ergebnis seit dem Miami-Wochenende eingefahren. Ein umso mehr besorgniserregender Fakt, weil er gut illustriert, wie schwach die Ergebnisse des Vize-Weltmeisters in den letzten Wochen waren und wie sehr wir uns inzwischen schon an Perez-Pleiten gewöhnen mussten.

Im Formel-1-Rennen gilt dasselbe Szenario wie bei Hamilton: Ein Schaden auf der ersten Runde kostete ihm viel Leistung. Aber eben auch wie bei Hamilton ein Schaden, den er sich selbst eingehandelt hatte. Qualifying: P8 mit fast neun Zehnteln Rückstand, Sprint: P8 ohne Chance gegen die Fahrer vor ihm, Sprint-Qualifying: P7. Das kann einfach nicht der Anspruch von Red Bull sein.

2023 konnte sich das Team aus Milton Keynes wenigstens damit trösten, dass Perez unter dem Strich besser performt als seine direkten Vorgänger Alex Albon und Pierre Gasly in ihrer jeweiligen Red-Bull-Zeit. Inzwischen lässt sich das nicht mehr behaupten. Noch genießt der Mexikaner, der erst vor kurzem seinen Vertrag verlängert hat, den Rückhalt aus der Teamführung – Dr. Helmut Marko sprach sogar von einem “Aufwärtstrend” – doch die Frage muss erlaubt sein, für wie lange.

Formel 1 Österreich, Gewinner: Daniel Ricciardo

Befreiungsschlag! Das ist das wohl das richtige Wort für den Renn-Sonntag von Daniel Ricciardo beim Formel-1-Wochenende in Österreich. Ricciardo, der in den vergangenen Wochen mehrmals empfindlich auf die Kritik an seiner Person reagierte, konnte in Spielberg nach dem Rennen endlich wieder grinsen.

Erst zum zweiten Mal in dieser Formel-1-Saison fuhr er am Sontag in die Punkte. Nachdem der Kanada-GP erst drei Wochen zurückliegt, kann man diesmal wohl tatsächlich von einem positiven Trend sprechen. Dazu benötigte er die richtige Strategie und etwas Rennglück. Aber eben auch eine ausreichende Pace, um den kampferprobten Pierre Gasly gegen Rennende hinter sich zu halten. Yuki Tsunoda hatte er im Qualifying und im Rennen sowieso im Griff.

Formel 1 Österreich, Verlierer: Fernando Alonso

Der Trend ist im Moment nicht der Freund des zweifachen Formel-1-Weltmeisters im Aston Martin und er wird es auch in Silverstone nicht sein. Davon ist jedenfalls Fernando Alonso überzeugt, der in Spielberg bereits vorab den versammelten Journalisten sein Fazit zum Großbritannien-Qualifying, das am nächsten Samstag über die Bühne geht, anbot. Er geht von keiner Steigerung aus.

Wenigstens seine Medienrunden sind also noch Weltklasse. Alonso selbst war es beim Grand Prix in Österreich nicht. Im Rennen verursachte er einen mehr als unnötigen Zusammenstoß mit Zhou Guanyu. In den anderen Sessions des Wochenendes war Aston-Martin-Teamkollege Lance Stroll die Messlatte, an der er abgesehen vom Qualifying immer scheiterte.

Aston Martin-Fahrer Fernando Alonso in der Pressekonferenz
Foto: LAT Images

Formel 1 Österreich, Gewinner: Pierre Gasly

Ein glücklicher Punkt wurde es am Ende des Formel-1-Rennens in Spielberg für Pierre Gasly und Alpine. Angesichts dessen, was die Konkurrenz bei Haas eingefahren hat, nicht unbedingt ein Erfolg. Aber persönlich wird Gasly wohl nicht ungern auf dieses Wochenende in der Steiermark zurückblicken.

Am Donnerstag wurde seine Vertragsverlängerung bei Alpine bekanntgegeben. Am Sonntag behielt er im Duell mit seinem Teamkollegen Esteban Ocon die Oberhand, mit dem er sich bekanntermaßen nicht sonderlich gut versteht. Die robuste Verteidigung von Ocon hat übrigens wohl auch einen maßgeblichen Anteil daran, dass Gasly nicht weiter nach vorne kam. Ricciardo und Magnussen befanden sich definitiv in Schlagdistanz.

Formel 1 Österreich, Verlierer: Charles Leclerc

Charles Leclerc im Freudentaumel. Der Sprung in den Hafen gemeinsam mit Teamchef Fred Vasseur, eine tränenreichen Siegerehrung. Die Bilder vom Großen Preis von Monaco wirken inzwischen wie ein Fiebertraum von Scuderia-Fans, oder wenigstens so, als würden sie schon Ewigkeiten zurückliegen. Dabei ereignete sich Leclercs glorreicher Triumph im Fürstentum erst vor 35 Tagen.

Doch seitdem geht bei Ferrari – und vor allem bei Leclerc – gar nichts mehr. Der SF-24 ist nur noch die vierte Kraft im Feld und dann kam bei ihm in Kurve 1 auch noch Pech dazu. Als dem ehemaligen Österreich-Sieger zwischen Sergio Perez und Oscar Piastri der Platz ausging, ging sein Frontflügel zu Bruch. Von dem dadurch notwenigen Extra-Stopp konnte er sich bis Rennende nicht mehr erholen. Nur P11 stand im Ziel zu Buche. “Ich bin froh, dass dieses Rennen vorbei ist”, sagte Leclerc danach.